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Pauschale Erziehungsaussagen - Diskrepanz in der Umsetzung


Gast

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Ich gestehe ganz ehrlich: Ja, ich bin eine Art "Hardcore"-Gegen-Vertreter. Sowohl den Rudelstellungesthesen gegenüber, als auch was beispielsweise Cesar Milan, Frau Nowak, Grewe usw. betrifft.

 

ABER: Ich sehe durchaus, dass viele Äusserungen und zu lesende Anweisungen, sowohl von vRS, Milan, Nowak usw. durchaus für mich - neutral betrachtet und gelesen, sehr sinnvoll erscheinen und auch nicht meinem Verständnis von Hundeerziehung widersprechen.

WENN....ja , wenn dann nicht die vollkommen auseinanderklaffende Umsetzung dessen wäre, die rein sachlich formuliert, in der Praxis dann ganz anders ausgeführt werden würde.

 

Ich möchte hier nun nix anstacheln oder Unfrieden stiften, sondern einfach mal versuchen, SACHLICH aufzulisten, mit Eurer Hilfe, was man als sinnvolle Äusserungen bewertet und für sich übernimmt, weil mans gut findet.

 

Ich fange mal an mit:

 

 (vRS) Entschleunigung: 

Das Individuum wahrnehmen und ihm die Zeit geben, Reize wahrzunehmen und zu verarbeiten, anstatt den Hund zu überfordern, indem man ihn reizüberflutet oder ihn ganz einfach zu wenig bis nicht sein Erkundungsverhalten ausleben lässt..

 

(Milan)   Bewegung, Respekt, Zuwendung

Ja - Auslastung finde ich absolut wichtig - das richtige Mass in der richtigen Version davon, individuell für den einzelnen Hund.

 

Respekt - ja - für mich auf beiden Seiten gleich wichtig, wobei ich mich als Entscheidungsträger sehe, der ganz einfach viele Situationen besser einschätzen kann, als der Hund (zB Strassenverkehr) und Ziel ist es, dass der Hund mir vertrauen lernt, damit er diese Entscheidungen respektieren und dabei Anweisungen befolgen kann.

 

Zuwendung: Ja - ohne sich einander zuzuwenden, wäre das eine ziemlich eiskalte Beziehung, allerdings kommts hier auf die Qualität und Quantität an. Und die bewertet jeder anders für sich und seinen Hund.

 

Energie:

Authentisch agieren und dabei die Stimmung für den Hund klar spürbar werden lassen.

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GuidoFranz

Ich bin nicht mit allem einverstanden was CM macht aber die Sache mit der Energie finde ich persönlich gar nicht dumm. Ich versuche bei Hunde Begegnungen oft auch nicht auf meine Krawall schachteln zu achten sondern auf mich und mache dann "Entspannungs atmen" und bringe die Hunde dann maximal ruhig ins Sitz. So bin ich oft schon sehr gut Gefahren in Situationen wo ich weiß dass sie sonst in der Leine hängen und pöbeln.

Auch das "Entschleunigen" mache ich in gewisser Art und weise. Letzte Woche haben wir beim spazieren einen bernhardiner getroffen und Tillmann war natürlich gleich auf Angriff also habe ich geatmet mich selbst beruhigt und den Hunde Halter gebeten in 5 Meter Abstand doch bitte mit seinem Hund einfach mal paar Minuten sitzen zu bleiben.

Er hat mir den gefallen getan und nach 1 Minute war Tillmann sehr ruhig und wollte den großen nicht mehr angreifen.

Man könnte als vRS Mensch das ganze Entschleunigen nennen. Ich sage ich gewöhne ihn an eine ihm unangenehme Situation.

Ebenso konditioniere ich ihn auch MR mäßig mal auf etwas dass er aportieren soll und konzentrier ihn auf was anderes als einen Umwelt Reiz den er mir pöbelei begrüßen würde.

Ich glaube an den ganzen Trainer Geschichten ist immer irgendwas wahres aber ich weigere mich, nur eine Art und weise durchzuziehen und ziehe für mich das was ich brauchen kann. (Wobei ich schon länger "entschleunige"'als dass ich weiß dass es das überhaupt gibt. ).

Hoffe das war es was du mit sachlichen Beiträgen gemeint hast ?

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Ich hatte vorhin einen Gedanken auch "was treibt uns an ?"

 

Einfach gut mit den Hunden leben zu können reicht nicht "wir" wollen es besser als gut machen .

Da j<a aber schon vieles gut funktioniert verteidigen wir unsere Erfahrungen .

Ich glaube das ist das Problem ,aufjeden Fall für mich  ich bin (einfach so ?) sehr konsequent und sehe wie oft das klappt.Diesen ganzen "Dominanz" kram lehn ich trotzdem ab.

Eine klare Linie ja aber der Hund hat auch viele Rechte .Die werden unter dem Deckmantel der RS und Dominanz oft mit Füssen getreten.

Wenn ich Trainer wär würde auf dem Flyer stehen "die Mischung machts " ;)

 

 

 

lg BJ

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Ja - vielen Dank Dir, GuidoFranz! 

Genau so ist das hier gemeint!

 

Focus fällt mir gerade noch ein - das ist auch so ein Schlagwort, das oft verwendet wird und sehr hilfreich in der Umsetzung ist.

zB Bei einem Angsthund, der ständig am checken und unsicher angespannt wahrnehmen ist, richte ich meinen Focus auf den Weg oder auch die Handlung, die ich gerade durchführen  möchte und gucke nicht auf den Hund, (hab natürlich in den Augenwinkeln schon noch den Hund drin, aber eben nicht ständig drüber wachend) der unter Umständen, das von mir Beobachtet werden als Bestätigung seiner Angst empfinden könnte, weil ich dabei meinen Focus aufgeben würde und damit in dem Moment auch nicht mehr sicher erscheine.

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Das Rad haben sie alle nicht neu erfunden, so viel steht fest. Und ich gebe dir auch recht, dass in jeder dieser "Lehren" etwas ist, das ich so unterschreiben würde. Gerade das macht diese Richtungen aber auch so gefährlich: Die Menschen lesen etwas, das total stimmig ist und auch der eigenen Erfahrung entspricht - und so wird der ganze Rest gleich "mit gekauft". Betrachtet man sich jedoch jeweils das Gesamtpaket der einzelnen Stile, dann wird es oftmals schlimm. Vor allem, wenn man dann noch die Worte auf dem bekanntlich geduldigen Papier mit den Realitäten vergleicht.

 

Lese ich zum Beispiel von "Berührungen", dann sehe ich vor meinem inneren Auge nicht Stöße und Tritte, wie ich sie in den Clips von CM ständig betrachten darf. Lese ich "Entschleunigung", dann denke ich dabei nicht an ein Leben im Garten. Lese ich "Respekt", dann verstehe ich darunter etwas komplett anderes als Unterwürfigkeit.

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Ja Silkies, das ist ja auch mein persönliches Resümee, aus vielen Jahren intensiver Auseinandersetzung mit den Dingen rund um Hunde.

ABER nichts destotrotz sind diese Aussagen ganz einfach ansich nichts falsches - deshalb dieser Thread.

Ganz sachlich - nicht gegen irgendwelche Methoden oder personen, sondern:

PRO einzelne Faktoren/ Aussagen, warum man wie welche persönlich umsetzt.

 

zB Thema Berührungen:

Fängt mein deprivierter Hund an, abzudriften, kann ich ihn durch wirklich sanfte Berührung rechtzeitig noch rausholen. Diese sanfte Berührung ist tatsächlich etwas angenehmes für den Hund - nichts aversives - allerdings auch nur wirksam im richtigen Augenblick.

Verpasse ich den, muss ich ihm blockierend den weg abschneiden, damit er mich wieder wahrnimmt und er am Focussieren gehindert werden kann.

Dabei sind die Berührungen nicht mehr angenehm, sondern einschränkend, da läuft er dann unter Umständen gegen mein Bein (mit der Schulter), während ich die Richtung umlenke. Schon aversiv? Auf alle Fälle bderängend - also psychsich und physisch einwirkend.

Aber unter Umständen die bessere Alternative als ihn ans Ende der Leine preschen zu lassen, evtl. zu nahe an einen anderen Hund zu lassen, mit dem es zur blutigen Rauferei käme - oder aber auch besser, als einen radfahrer vom rad zu holen oder oder oder.

Zu weit in den Focus geraten, würde nur noch ein massiverer, aversiver Reiz ihn da unterbrechen können - da wären wir bei Tritten, Würgen, Stößen usw. - und soweit lasse ich es nicht kommen.

Verpasse ich das, hole ich ihn raus und entferne ihn - und mache mir bewusst: Ich habs vergeigt - nicht der Hund.

 

Da kommen wir zu Respekt - den ich mir nicht mittels Angst einflössen verschaffen will, weil Angst und Respekt für mich zwei verschiedene paar Stiefel sind UND dieser Hund hätte keinen Respekt vor mir, wenn ich ihn mittels Schmerzreiz massregeln würde, sondern Angst.

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GuidoFranz

Genau Silkes das mit den Respekt. Meine Hunde laufen auf der Couch auch mal völlig respektlos über mich drüber und fordern mich auch zum spielen auf.

Aber sie wissen wenn ich es ernst meine und "diskutieren" dann nicht rum. Auch das nenne ich Respekt und hat mir purer Unterwürfigkeit nix zu tun in meinen Augen.

@black Jack: die frage was uns antreibt. Nun ja ich möchte mit meinen Hunden zusammenleben so dass eine winwin Situation entsteht, also dass es mir mit den Hunden und den Hunden mit mir gut geht. Dabei ist halt viel davon abhängig was für ein Individuum man vor sich hat. Tillmann will Spiel Spannung Spaß und Action und auch mal ne Kuschel Einheit dann geht's ihm gut und mlr macht es Spaß mit ihm zu spielen und zu kuscheln. Jazz ist einfach froh wenn sie bissl spazieren kann und dabei schnuppern und pinkeln und ansonsten will sie gestreichelt werden und liebe. Ich genieße es sehr 2 so unterschiedliche Hunde zu haben.

Der kleine Karl-Heinz geht eher in Tillmann seine Richtung aber da genieße ich Grade einfach zu sehen wie dieses Baby lernt, die Welt entdeckt und uns als seine Familie zu lieben beginnt.

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Dazu fällt mir gerade der schöne Satz ein, den ich allerdings in ganz anderem Zusammenhang mal gehört habe: "Wer Autorität besitzt muss nicht autoritär werden!" Ich finde, das trifft es auf den Punkt. Autorität, Respekt - das sind Dinge, die ich nicht verlangen kann, sondern mir verdienen muss. Manchmal glaube ich, da sitzt der eigentliche Fehlerteufel in den vielen Dominanztheorien. Von außen wird beobachtet, wie der "Chef" allerlei Vorzugsbehandlung genießt. Ergo, so folgern sie dann, muss ich mir nur diese Vorzugsbehandlung sichern, und dann bin ich auch der Chef. Blöd nur, dass es so rum nicht funktioniert! Damit schaffe ich Angst, keinen Respekt. Im Grunde läuft es doch gerade anders herum: Weil jemand für die Gruppe so wichtig ist, ihr so viel zu gute kommen lässt, so gute Entscheidungen trifft und - ja! - auch so viel Stress und Arbeit damit hat, deshalb achten ihn die anderen. Und aus dieser Hochachtung heraus bekommt er auch alle möglichen Privilegien zugestanden. Allein der Ausdruck, dass Privilegien zugestanden werden, macht es ganz deutlich: Es geht von unten nach oben, niemals umgekehrt!

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Vieles, was man in der Hundeerziehung so kennt, kann man auch auf Pferde übertragen. Bzw. bei mir ist es fast umgekehrt - hast du den Respekt deines Pferdes nicht, wirst du früher oder später ein Problem haben, ein gewaltiges. Pferde sind auch extrem körpersprachlich - da braucht es Körperspreche und Auftreten und auch Konsequenz.
CM setzt oft klare Grenzen - mache ich bei Hund (und Pferd) auch. Aber auf den Hund angepasst. Würde ich Jacki derart maßregeln, würde die in sich zusammenfallen. Es sei denn, die hat einen echten Bock geschossen. :)
Entschleunigen: Jepp, haben wir mit Jacki gemacht als sie zu uns kam. Eine Gratwanderung zwischen Anforderung und Überforderung. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, Jacki nur noch im Garten zu halten...

Bewegung: Die braucht eine Hund, angepasst an Alter, Gesundheitszustand etc. etc.

 

Ein liebevoller Umgang mit dem Hund ist doch das, was wir wollen. Wir haben den Weg über eine Hundeschule gewählt, um Jacki grundzuerziehen. Und uns ist das auch gelungen.
 

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