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Begegnungen lernen


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Hoffentlich habe ich mein Anliegen hier richtig eingeordnet ...

 

Vorab:

Mein Hund Silence hat viele "Defizite", die wir aufarbeiten müssen. Meine Vermutung ist, dass er viel zu früh von der Mutter getrennt wurde und daher hat er so manches nicht "mit auf den Weg" bekommen.

Von den Tierheimleuten weiß ich, dass Silence anfänglich nicht wusste, wie man sich anderen Hunden gegenüber verhält. Hier im Tierheim werden die Hunde nach Größen sortiert in Gruppen gehalten. Silence ist aber viel stärker als gleichgroße Hunde und hat sich in der Gruppe verhalten "wie die Axt im Walde". Darum wurde er einfach zu den ganz großen Hunden gesteckt, die ihm auch körperlich überlegen waren. Da gab es 14 Tage lang "voll auf die Mütze", wurde mir berichtet. Man sagt, man habe kaum einen unglücklicheren Hund gesehen, als Silence in diesen 2 Wochen. Aber er hat seine Lektion gelernt - er weiß jetzt besser, wie man sich zu benehmen hat.

 

Nun kommt das "Aber":

Silence ist so freudig erregt und ungestüm bei Hundebegegnungen, dass er - wenn er frei läuft - andere Hunde über den Haufen rennt, weil er nicht rechtzeitig bremsen kann. Und er dringt natürlich zu schnell und in unangemessener Weise in die Tabuzone andere Hunde ein.

Was dann passiert, ist vom Wesen des anderen Hundes abhängig. Oft wird Silence für sein rüpelhaftes Verhalten erst mal abgestraft, trotzdem kommt es danach zum Spielen. Manchmal verbittet sich der andere Hund derartige Rüpeleien und möchte keinen weiteren Kontakt. Das kann Silence nur schwer akzeptieren und fängt fürchterlich an zu Schreien, sodass viele Leute glauben, ich quäle meinen Hund zu Tode ...

Ernsthafte Situationen oder Verletzungen hat es noch nicht gegeben, auch wenn ein zähnefletschendes, lautes "Bleib mir gefälligst vom Leib, du Rüpel!" aus Menschensicht gefährlich aussieht.

 

Wenn Silence angeleint ist, hängt er sich mit Macht in die Leine (aber seine 17 kg Muskelmasse kann ich halten) und schreit wie oben beschrieben.

 

Das mit dem Schreien habe ich schon ganz gut reduzieren können auf ein mehr oder weniger lautes Winseln, manchmal kommt ein Ansatz zum Schreien, den ich ruhig aber bestimmt untersage. Man spürt wirklich, dass Silence daran arbeitet, seine Gefühle zu kontrollieren. Auch das Zerren an der Leine ist schon deutlich reduziert, ab und zu schafft es Silence  sogar sitzen zu bleiben, vor allem, wenn ich mich daneben Hocke und mit ihm spreche.

 

Was tun?

Von Cesar Millan habe gelernt, dass es wichtig ist, auf den Gefühls-/Energie-Zustand des Hundes zu achten und Dinge nicht  zu erlauben, die in der aktuellen Gefühlslage negativ enden würden. Also habe ich relativ lange den Kontakt zu fremden Hunden nicht zugelassen (mit bekannte Hunden klappte es immer "ganz gut"), außer es war eine ruhige Begegnung möglich - extrem selten ...

 

Seit geraumer Zeit gibt es eine wesentliche Veränderung:

Silence hört mir aufmerksam zu. Daher denke ich, das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, wichtige Themen mit ihm aufzuarbeiten. Ich habe ich begonnen, draußen in der Natur und am Stadtrand mit ihm Dinge aus der Ferne zu beobachten. Wenn wir andere Hunde sehen, schätze ich Hund und Halter ein und entscheide entweder "nur Beobachten" mit sicherem Anstand oder Kontakt.

Eine Variante des Kontaktes: Ich lege Silence ab (klappt sehr gut), gehe auf Hund und Halter zu und frage, ob Kontakt erlaubt ist. Wenn ja, rufe ich Silence heran. Der kommt dann zwar nach wie vor "im Tiefflug", aber der andere Hund ist ja nicht mehr überrascht.

Andere Variante: Verständigung mit dem anderen HH auf Distanz und "Leinen los" ...

 

Grundsätzlich - ob frei oder an lockerer Leine - beobachte ich beide Hunde genau und korrigiere Silence mit "Kommentaren" wie "vorsichtig!" oder einem ruhigen "neeeein" oder auch einem scharfen "Nein!!!", je nach Situation. Trotz des Spiels hört Silence meine Korrekturen und handelt entsprechend.

Dass er im Spiel "über die Stränge schlägt", wenn ich nicht korrigiere, bestätigt mich in er Annahme, dass er als Welpe zu wenig gelernt hat.

Wenn es zuviel wird oder wir einfach weiter wollen, kann ich das Spiel abbrechen und Silence zu mir rufen. Es kommen dann zwar "Widerworte" (fiepen mit Aufschrei - Kommt mir vor, wie ein kleines Kind, das heult "ich will aber noch weiterspielen , huaaaaa ...") aber wenn wir weitergehen, hat sich Silence schnell beruhigt.

 

Nach wie vor finde ich diese Art der Hundebegegnungen recht anstrengend und ich muss auch mich immer wieder zur Ruhe zwingen, damit ich nicht genervt bin.

Außerdem möchte ich mit einem entspannten Hund durch die Stadt gehen können, den ich nicht bei jeder Hundesichtung zur Ruhe mahnen muss.

 

Ich freue mich auf eure Kommentare und wüsste gern, wie ihr meine Vorgehensweise seht und welche Tipps ihr habt, damit Silence - seinem Namen entsprechend ;) - anderen Hunden ruhig begegnet.

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Bring ihm bei: Du darfst - unter Einhaltung bestimmter (Höflichkeits)Regeln.

 

Das könnte z. B. sein, dass du das Annähern an einen anderen Hund im Tempo kontrollierst, also Silence angeleint hälst, und erst in einem kurzem Abstand zum anderen Hund (aber weit genug, dass nicht durch einen plötzlichen Ruck die Hunde Kontakt haben können) anhälst, Silence so weit es momentan gehst "zur Ruhe" aufforderst - und DANN ableinst und freigibst.

 

So Schlüssel/Signalworte wie "ruhig", "langsam", oder "warte" in ruhigem Tonfall immer mal wieder mehr gemurmelt als als Kommando gesprochen, sollen dabei deine eigene Ruhe bei diesen Annäherungen unterstützen.

 

Der deutlich kürzere Abstand bewirkt schon mal rein faktisch, dass dein Hund nicht mehr soviel Tempo aufnehmen kann; die zeitlich längere Wegstrecke gibt deinem Hund die Gelegenheit, den anderen Hund länger "lesen" zu können.

 

Das wird natürlich nicht von Beginn an klappen, Geduld, Ruhe und Ausdauer wirst du erst mal mitbringen müssen.

 

Üben würde ich diese Vorgehensweise zunächst mit euch bekannten Hunden, in Absprache mit dem Hundehalter - gut möglich, dass du nämlich auch mal meinst, doch noch mal ein Stück zurück gehen zu müssen, um noch mal ein paar "Übungsmeter" zu haben.

 

Kurzfristiges Ziel ist nicht die Perfektion, sondern dass du überhaupt erst mal Fortschritte siehst bei der Annäherung - und selbst wenn das nur kleine Fortschritte sind (z. B. dein Hund hängt sich nicht mehr ganz so doll in die Leine und verharrt eine kleinen Moment, wenn die Leine wieder auf Spannung ist) solltest du auf so winzige Kleinigkeiten achten, die du dann mit kurzem Lob "bekräftigst".

 

Springt dein Hund sehr in die Leine oder zieht sehr, würde ich den Einsatz einer Doppelleine empfehlen.

 

Das wäre jetzt meine Vorgehensweise :)

 

Edit: Ich habe übrigens immer mit einer Hand den Hund am Halsband festgehalten, wenn ich den Karabiner gelöst habe und dann noch einen kleinen Moment gewartet, bis ich die Freigabe gegeben habe - nicht dass der Hund das Klacken des Karabiners als Freigabesignal verinnerlicht ;)

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1. Bring ihm bei: Du darfst - unter Einhaltung bestimmter (Höflichkeits)Regeln.

 

2. Das könnte z. B. sein, dass du das Annähern an einen anderen Hund im Tempo kontrollierst, also Silence angeleint hälst, und erst in einem kurzem Abstand zum anderen Hund (aber weit genug, dass nicht durch einen plötzlichen Ruck die Hunde Kontakt haben können) anhälst, Silence so weit es momentan gehst "zur Ruhe" aufforderst - und DANN ableinst und freigibst.

 

3. So Schlüssel/Signalworte wie "ruhig", "langsam", oder "warte" in ruhigem Tonfall immer mal wieder mehr gemurmelt als als Kommando gesprochen, sollen dabei deine eigene Ruhe bei diesen Annäherungen unterstützen.

 

4. Der deutlich kürzere Abstand bewirkt schon mal rein faktisch, dass dein Hund nicht mehr soviel Tempo aufnehmen kann; die zeitlich längere Wegstrecke gibt deinem Hund die Gelegenheit, den anderen Hund länger "lesen" zu können.

 

5. Das wird natürlich nicht von Beginn an klappen, Geduld, Ruhe und Ausdauer wirst du erst mal mitbringen müssen.

 

6. Üben würde ich diese Vorgehensweise zunächst mit euch bekannten Hunden, in Absprache mit dem Hundehalter - gut möglich, dass du nämlich auch mal meinst, doch noch mal ein Stück zurück gehen zu müssen, um noch mal ein paar "Übungsmeter" zu haben.

 

7. Kurzfristiges Ziel ist nicht die Perfektion, sondern dass du überhaupt erst mal Fortschritte siehst bei der Annäherung - und selbst wenn das nur kleine Fortschritte sind (z. B. dein Hund hängt sich nicht mehr ganz so doll in die Leine und verharrt eine kleinen Moment, wenn die Leine wieder auf Spannung ist) solltest du auf so winzige Kleinigkeiten achten, die du dann mit kurzem Lob "bekräftigst".

 

8. Springt dein Hund sehr in die Leine oder zieht sehr, würde ich den Einsatz einer Doppelleine empfehlen.

 

Das wäre jetzt meine Vorgehensweise :)

 

9. Edit: Ich habe übrigens immer mit einer Hand den Hund am Halsband festgehalten, wenn ich den Karabiner gelöst habe und dann noch einen kleinen Moment gewartet, bis ich die Freigabe gegeben habe - nicht dass der Hund das Klacken des Karabiners als Freigabesignal verinnerlicht ;)

Ich habe deinen Beitrag mal durchnummeriert, um detailliert zu antworten.

 

  1. Das ist unser oberstes Ziel.  ;)
  2. Dann hängt Silence voll in der Leine, was der Ruhe der Situation natürlich abträglich ist.
  3. Ja, mache ich. Damit habe ich die bereits spürbaren Verbesserungen erreicht.
  4. Wenn du wüsstest, wie mein Hund sprinten kann ...  ;)

    Silence "liest" dann nicht mehr, Schalter im Kopf umgelegt: ich will dahin! ich will dahin!

  5. An Geduld, Ruhe und Ausdauer soll es nicht mangeln ... wir üben seit 1 Jahr.
  6. Problem dabei: Bei bekannten Hunden reagiert Silence oft sogar "gelangweilt", also ruhiger als gewünscht.

    Die Halter der "geeigneten" Hunde sind aber kaum bereit, sich die Zeit zu nehmen.

  7. Die Situation ist ja schon deutlich besser als vor einem Jahr.

    Da Silence jetzt "ansprechbar" ist, denke ich es ist ein guter Zeitpunkt, auch diese "Baustelle" verstärkt anzugehen.

  8. Mal dumm gefragt: Was ist eine "Doppelleine"?
  9. Habe ich auch so gemacht, mit dem gleichen Hintergedanken  ;). Klappt inzwischen sogar ohne Griff ins Halsband mit geduldigem Warten auf meine Freigabe - Bei "Fehlstarts" sofortiges Zurückkommen. Allerdings nur ohne Fremdreize bzw, nur "eingeübte" Reize. Anderer Hund in Sicht - aussichtslos ...
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Doppelleine: 2 Leinen, eine ist am Halsband, eine weitere am Geschirrring hinten am Rücken befestigt. Die Halsbandleine wird immer ein kleines Stück länger gelassen als die Geschirrleine; so wird ein Ruck/ein Ziehen vom Geschirr aufgefangen.

 

Ist der Ruck gestoppt, bleibst du zunächst einmal stehen und "ziehst" ganz SANFT deinen Hund ein Stück zu dir mittels der Halsbandleine.

 

SANFT ist dabei die oberste Devise, es darf kein vehementes Ziehen und auch kein Ruck sein; diese Korrektur (des Vorwärts) soll keine Strafe sein, sondern dem Hund dadurch, dass er eben verknüpft "Ich bin zu schnell - also geht es wieder ein Stück zurück" vermitteln: Es GEHT vorwärts - aber im Tempo, das mein Mensch vorgibt.

 

Ich würde zunächst einmal eine kurze Übungssequenz ohne jegliche Ablenkung machen, damit du das Handling "spürst" - und Silence auch ;):)

 

Hm - ich bin jetzt off, wenn du noch weitere Fragen hast, beantworte ich gerne später :)

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War knapp in der Zeit, deshalb jetzt nochmal detaillierter :)

 

 

Also habe ich relativ lange den Kontakt zu fremden Hunden nicht zugelassen (mit bekannte Hunden klappte es immer "ganz gut"), außer es war eine ruhige Begegnung möglich - extrem selten ...

Hm ... dass ist aber ein "Du darfst NICHT" ... und das ist wohl die Basis, auf der du jetzt bist, aus Sicht deines Hundes.

Seit geraumer Zeit gibt es eine wesentliche Veränderung:

Silence hört mir aufmerksam zu. Daher denke ich, das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, wichtige Themen mit ihm aufzuarbeiten. Ich habe ich begonnen, draußen in der Natur und am Stadtrand mit ihm Dinge aus der Ferne zu beobachten. Wenn wir andere Hunde sehen, schätze ich Hund und Halter ein und entscheide entweder "nur Beobachten" mit sicherem Anstand oder Kontakt.

Eine Variante des Kontaktes: Ich lege Silence ab (klappt sehr gut), gehe auf Hund und Halter zu und frage, ob Kontakt erlaubt ist. Wenn ja, rufe ich Silence heran. Der kommt dann zwar nach wie vor "im Tiefflug", aber der andere Hund ist ja nicht mehr überrascht.

Andere Variante: Verständigung mit dem anderen HH auf Distanz und "Leinen los" ...

Hier habe ich den Eindruck, die Distanz könnte noch zu groß sein, so dass Silence noch zu viel Tempo aufnehmen kann. Probiere mal bei Variante 1 aus, Silence nicht zu rufen, sondern ihn abzuholen und gemeinsam mit ihm die Distanz zum anderen Hund zu verkürzen. Bei Variante 2 würde ich auch zunächst die Distanz verkürzen, bevor du Silence die Freigabe gibst. 

 

Grundsätzlich - ob frei oder an lockerer Leine - beobachte ich beide Hunde genau und korrigiere Silence mit "Kommentaren" wie "vorsichtig!" oder einem ruhigen "neeeein" oder auch einem scharfen "Nein!!!", je nach Situation. Trotz des Spiels hört Silence meine Korrekturen und handelt entsprechend.

Dass er im Spiel "über die Stränge schlägt", wenn ich nicht korrigiere, bestätigt mich in er Annahme, dass er als Welpe zu wenig gelernt hat.

Wenn es zuviel wird oder wir einfach weiter wollen, kann ich das Spiel abbrechen und Silence zu mir rufen. Es kommen dann zwar "Widerworte" (fiepen mit Aufschrei - Kommt mir vor, wie ein kleines Kind, das heult "ich will aber noch weiterspielen , huaaaaa ...") aber wenn wir weitergehen, hat sich Silence schnell beruhigt.

Deine "Korrekturen" sehe ich eher als - wünschenswertes! - Feedback an deinen Hund, darauf lässt er sich ja schon ein. Gebe ihm dieses Feedback, er hat doch genau dort einen Nachholbedarf. 

Regeln erlernt man, indem man Regeln üben kann. Hier halte ich den Abbruch in Verbindung mit Weggehen für contraproduktiv. Wenn es dir zu bunt wird und du merkst, dass dein Feedback nicht ausreicht, halte ich Unterbrechen und Anleinen zwar für richtig - aber ich würde Silence eine weitere Chance geben, es "besser" zu machen, also ihn nach einem Moment der Ruhe an der Leine wieder freizugeben und den Kontakt mit dem Hund fortsetzen zu lassen. 

Hier kannst du z. B. ausnutzen, dass Silence sich schnell beruhigt, sobald ihr weggeht - und wenn er ruhig(er) ist, drehst du wieder um und näherst dich wieder dem anderen Hund ... und erlaubst dann wieder Freikontakt.

Es geht um "Du darfst - aber unter Einhaltung von Regeln". Nach dem Abbruch wegzugehen, zieht (meistens) ein Verknüpfen nach sich: Abbruch = Kontakt (Spiel-)Ende. 

Du willst aber doch die Verknüpfung, dass Silence begreift, er soll ruhiger, langsamer, aufmerksamer dem Befinden des anderen Hundes gegenüber werden.

Manchmal musst du ja auch einen Kontakt unterbrechen, weil die äußeren Umstände diese Unterbrechung erfordern - z. B., wenn ein Traktor auf dem Feldweg kommt, oder es nähert sich ein weiterer Hund (den man auch erst mal "in Ruhe" ansehen muss, bevor er sich zu diesem Kontakt gesellt ... oder aber warten muss, bis dieser weiter gegangen ist. 

 

 

Nach wie vor finde ich diese Art der Hundebegegnungen recht anstrengend und ich muss auch mich immer wieder zur Ruhe zwingen, damit ich nicht genervt bin.

 

Außerdem möchte ich mit einem entspannten Hund durch die Stadt gehen können, den ich nicht bei jeder Hundesichtung zur Ruhe mahnen muss.

Der Weg ist das Ziel :)

Wichtig ist deine eigene Ruhe, dementsprechend musst du selber abwägen, welche Situationen du euch zumutest.

Ehrlich gesagt, würde ich selber momentan solche Stadtgänge meiden, weil mir der Druck zu groß wäre, den ich dann auf den Hund ausüben müsste.

 

Wenn Silence bei ihm bekannten Hunden schon so ruhig ist - kannst du das Nutzen, um bei gemeinsamen Spaziergängen Silence beobachten zu lassen, wie der andere Hund den Kontakt zu einem Fremdhund gestaltet?

Auch hieraus kann Silence "Umgangsformen" erlernen, aber auch hier würde ich darauf achten, die Annäherung an diesen Fremdhund dann so zu managen wie sonst auch - geregelt und mit gedrosseltem Tempo.

 

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anregungen etwas anfangen :)

 

Lieber Gruß

Moni

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Ich frage mich, was geht im Hund vor?

Auf alle Fälle ist er höchst erregt, wenn er einen anderen Hund sieht.

Was ihm jedoch laut Deiner Schilderung fehlt, ist das höfliche Annähern im Bogen, anstatt frontal direkt drauf zu zu preschen.

Kann er ja auch nicht, wenn er schon übererregt ist. Er hat im Tierheim wohl gelernt, dass eine gewisse Intensität des Körpereinsatzes im Spiel unerwünscht ist und dabei kann er sich ein wenig regeln (Hemmung durch die anderen Hunde im Tierheim bedingt  erfolgreich), aber wie man freundlich ein Spiel ankurbelt, bei dem auch der Gegenüberhund mitgestaltet, das kann er noch nicht.

Das heftige frontal hinschießen kann eine Art "Hilflosigkeit" sein. Auf diese Weise startet un gestaltet ER den Kontakt und dabei steht er quasi mit seinem hohen Erregungslevel selbst im Weg, wenns darum geht, sich unaufgeregter und entspannter zu nähern.

 

Mein Ansatz wäre ganz gezielt erstmal zu schauen: Ab wann hat er sich vor lauter Aufregung nicht mehr unter Kontrolle und bis zu welchen Distanzen zu Hunden kann er noch ohne Kommandos und Korrekturen nachdenken und andere Verhaltensstrategien finden, wie zb. am Boden schnüffeln, dem Menschen folgen, der erstmal einen Bogen um einen anderen Hund geht oder die Distanz vergrößert um parallel zu gehen usw. 

So, dass beide Hunde noch nicht frontal aufeinander losziehen.

Das bedeutet, ich würde auf Distanz ganz gezielt die Kommunikation fördern, die zwischen den Hunden abläuft, bevor sie mental schon auf Direktkontakt eingeschossen sind.

Das kann zu anfangs sogar einfach immer mal wieder ein Leckerlie auf den Boden geworfen sein, das der Hund sucht - mit Blickrichtung auf den anderen Hund - und diese Körperhaltung, Nase am Boden, wird gelobt.

Natürlich auch immer beachtend, wie die anderen Hunde kommunizieren.

 

Dazu braucht man zu anfangs nichtmal Absprachen mit anderen HH. Die kann man einfach "benutzen" ohne dass sie es wissen....lach......

Geht natürlich nicht immer und überall, aber wenn man das ganz gezielt übt, nach ganz konkreten Kriterien, was die Körpersprache der Hunde betrifft, können davon übererregte Hunde sehr profitieren, weil die Erwartungshaltung: "Uiii, Hund, *hinwill*...*kurzzusammenreiß* ...*abgehtdieLucie*  - verändert wird in - *Hund...*schnüffel*...*erstmal gucken und beachten, was der macht*.....*Signale wahrnehm*....*Signale beantwort* ..............und DANN ist der Hund in der Lage viel unaufgeregter auf die Hund zuzugehen.

 

Das verhalten *Zackwumm-drauflos* hat seine Ursachen. Diese hohe Erregung kommt ja von irgendwoher. Es wurde weder gelernt, sich richtig anzunähern, noch ausreichend gelernt, fein zu kommunizieren. Fein kommunizieren, nachholen, wie man feine Signale wahrnimmt und beantwortet, das will gelernt sein und das kann es auch und dazu habe ich gute Erfahrungen gemacht, den Übungsrahmen auf oben beschriebene Art und Weise zu gestalten.

 

Hat zB. bei meinem Terrorkrümel dazu geführt, dass er nun, anstatt auf jeden erblickten Hund ungehemmt loszugehen, erstmal selber auf Distanz einen Bogen geht, am Boden schnüffelt und aus den Augenwinkeln beobachtet, mit dem kommuniziert und checkt,  wie der andere drauf ist. Da kanns nun vorkommen, dass er von sich aus zeigt: "Nein, mit dem spiel ich nicht, ist mir suspekt, ich geh lieber von dem weg."

OB er dann darf, wenn er meint, er will, das entscheide immer noch ich (weil zB neben befahrener Strasse wird nicht gespielt) aber da er sich dabei gar nicht mehr derart hochpusht, reicht dann ein "weiter" und er kann ohne den anderen zu beachten, mit mir mitkommen, selbst wenn, wie gestern plötzlich ein an der Bank sitzender Jackyrüde plötzlich beim vorbeigehen einen auf *Kläffzähnebleckgeifer" macht. Da waren nichtmal zwei Meter dazwischen und der ehemalige Twerrorkrümel ging auf meine andere Seite und guckte den nichtmal mehr an.

 

Kurz zusammengefasst. Ich arbeite mit den Emotionen, die andere Hunde auslösen und schaffe Situationen, in denen diese Emotionen in die richtigen Bahnen gelenkt werden, indem ich die Distanzen so wähle, dass der Hund noch denken kann und ich gebe "nachhilfe" darin, was er anstatt der üblichen Verhaltensstrategien tun kann und das lobe ich.

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Danke für eure Antworten!

 

Das mit der kleineren Distanz vor einer Begegnung und dem "Abholen" werde ich mal versuchen, umzusetzen.

 

Ja, "Feedback" beim Spiel trifft es besser als "Korrekturen" - manchmal fehlen einem einfach die Worte ...  ;)  Ja, das hat Silence dringend nötig, daher freut es mich umso mehr, dass er das Feedback so gut annimmt.

 

Bei Begegnungen bin ich immer total dankbar, wenn wir auf "verständige" Hunde/Halter treffen. Das war vorhin der Fall: Silence und ich auf dem Weg zum Bäcker, Silence mit (noch) leerem Rucksack. Wir waren spät und hatten es eilig*), daher sowieso keine Zeit für Spiel. Von vorn Schäferhund, sehr entspannt offline bei Fuß. Zufällig rechts eine Parkbucht, ich gehe deutlich 5 Schritte zur Seite, lasse Silence sitzen, hocke mich daneben und verbiete ihm mit ruhigem, bestimmten "Nein" die Ansätze zum Schreien und lenke immer wieder seinen Kopf nach vorn, statt dem anderen Hund nachzusehen. Weniger aufgeregt als sonst, schnell wieder ruhig - und weiter, sogar ohne die sonst üblichen Blicke zurück mit "Seufzer": "Aber ich wollte doch so gerne spielen!"

Der Schäferhundehalter hat schon auf Distanz seinen Hund angeleint, sah mich zur Seite gehen und ging selber auch noch einen deutlichen Bogen über die leere Straße (reine Wohnstraße). So trotteten beide freundlich lächelnd vorbei. Ich hatte auch den Eindruck, er hatte den Rucksack wahrgenommen als "Aha, Hund arbeitet".

 

Ich denke, wenn es mehr von solchen positiven Beispiele gäbe, würde Silence sich das auch "abgucken", denn anfänglich hat er beobachtet, bevor ihn das "Ich will dahin" übermannte.

 

Den Hundehalter kenne ich nicht, aber - die Welt ist klein - falls er hier mitliest: DANKE!

 

*) Ich hatte daher Silence zu Hause "genötigt", mich anzusehen und habe ihn ermahnt; "Wir sind spät und müssen uns beeilen, also benimm dich!"

Das hat total gut geklappt, Silence lief besser als sonst bei Fuß, Anleinen und warten vorm Bäcker problemlos, dann zielstrebig geordnet nach Hause und "Beute geteilt".  :klatsch: 

Was jetzt zum Erfolg geführt hat, weiß ich nicht wirklich:

  • meine "Ermahnung"?
  • mein zielstrebiges Gehen? (sonst gehe ich bewusst langsam)
  • hatte ich eine andere innere Haltung?
  • ist der Rucksack schon soweit mit "Beute holen" verknüpft?

Oder von allem etwas? 

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Ich frage mich, was geht im Hund vor? [...]

 

Ja, DAS frage ich mich auch immer ...  :D

 

Dass Silence sich selbst im Weg steht mit seinem noch nicht richtigem Verhalten, trifft es sehr gut!

Sein Verhalten ist schon "Hilflosigkeit" in dem Sinne, dass er es nicht gelernt hat.

 

Als ich ihn neu hatte, war ich als Gast in einem Hundeverein. Ein (auch dienstlich) sehr erfahrener Hundeführer hat Silence bei einer Platzrunde "getestet" und kam zu dem Ergebnis: in seiner "geistigen Reife" zurückgeblieben, welpenhaftes Verhalten,das nicht mehr seinem Alter entspricht. (kein Wunder, es hat ja keiner seine Entwicklung gefördert)

 

Ich berichte weiter, wie eure Ratschläge uns weiterbringen.

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Ja Hansen, bitte tu das.

Ich hab hier momentan zwei solcher zurückgebliebenen, wovon Einer sich auf ein Jahr derart weiterentwickelt hat, wie ich es anfangs selbst nicht für möglich gehalten hätte - und die zweite solche Krawallmaus ist dabei ebenfalls gute Fortschritte zu machen - und Beide zusammen, ein anderes Kapitel, das ist faszinierend und auch erstaunlich, was alles möglich ist. 

Für mich also auch sehr interessant, über Deinen Silence mehr zu lesen!

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