Zum Inhalt springen
Registrieren

Woher kommen diese Schuldgefühle?


gast

Empfohlene Beiträge

Wer sich mal mit der Rubrik "Regenbogenbrücke" beschäftigt, wird feststellen, dass das Wort "Verrat" sehr häufig fällt!

 

Sei es bei den Zweifeln an der Richtigkeit der Euternasieentscheidung, oder im zusammenhang mit einer evtl. Neuanschaffung!

 

Sehr oft belasten sich die Leute die gerade ihren Liebling verloren haben, mit moralischen Schuldfragen.

 

Warum, und woher kommen diese Zweifel?

 

Rühren diese Zweifel von moralischen Monogamievorstellungen, von dem Gefühl den medizinischen Fachleuten zu sehr vertraut/geglaubt zu haben? Angst als Verantwortlicher versagt zu haben?

Link zu diesem Kommentar
MissWuff

Also bei mir kamen einige Sachen zusammen, aber ein großer Faktor war einfach, dass ich die TÄ rein und zu unserem Hund gelassen habe, um ihn einzuschläfern. Davor hat er noch fröhlich nichtsahnend seine Leber gefressen, sich von mir müde streicheln lassen, und dann hab ich ihn umbringen lassen - so fühlte es sich an und fühlt es sich auch zum Teil immer noch an, obwohl es schon bald ein halbes Jahr her ist. Er hätte vll. nur noch ein paar Tage gehabt, vll. einen Monat, er hatte noch Spaß an vielen Dingen trotz starker Schmerzen, durch die er vor allem nachts oft gejault hat. Auch wurde beim ersten Röngen nichts gefunden außer Arthrose, er hätte durch mehr Schmerzmittel viel weniger gelitten in der Zeit vor der Diagnose. Ich bereue auch so vieles, was ich falsch gemacht habe, grade als er noch jung war, obwohl ich da selbst erst 13/14 war... aber ich hätte manchen Mist einfach nicht glaube sollen. Ich werde mich ihm gegenüber immer schuldig fühlen.

Link zu diesem Kommentar
Ninchen0_15

Ich glaube, so ist das mit uns Menschen, Schuldgefühle sind ein Teil jedes Trauerprozesses.

Wir machen nun mal Fehler, immer und immer wieder und weil wir es nach dem Tod des Hundes nicht mehr gut oder besser machen können, quälen die uns dann mehr oder weniger lang!

Und es ist diese furchtbare Entscheidung, die wir treffen müssen, die uns an die Grenzen bringt und die uns hinterher so oft zweifeln lässt.

Wir sind eigentlich damit überfordert, über Leben und Tod (zumindest seinen Zeitpunkt) entscheiden zu müssen.

Das Gefühl, meinen Hund zu verraten, wenn ich einer anderen armen Socke seinen Platz anbiete, hatte ich allerdings noch nie, ich würde eher dazu neigen, mich als Verräter an dem zufühlen, was mich dieser Hund gelehrt hat und was er mir gegeben hat, wenn ich diesen Platz unbesetzt lassen würde!

  • Gefällt mir 3
Link zu diesem Kommentar

Das Thema finde ich hochinteressant, aber ich kann leider nur wenig beitragen.

 

Ich selbst hatte bei keinem meiner Tiere, sei es Hund oder Katze,

ein schlechtes Gewissen oder irgendwelche Schuldgefühle, als sie gestorben sind

oder eingeschläfert wurden..

Was nicht heißen soll, dass ich nicht jedes der gegangenen Tiere sehr vermisse.

 

Nun ist der Tod generell in unserer Gesellschaft ein difiziles Thema.

 

Ich habe in der Bekanntschaft einige Menschen, die nicht dabei sein wollten,

wenn ihr Hund eingeschläfert wurde.

 

Das hört sich wahnsinnig selbstverliebt an, aber zumindest in drei Fällen von denen ich rechtzeitig gehört habe, bin ich bei dem Hund geblieben, um ihn nicht alleine zu lassen.

 

Ich kann nicht kritisieren, wenn jemand nicht ertragen kann, wenn ein Hund euthanasiert wird.

Ich kann in niemanden hineinsehen und jeder Mensch ist anders.

 

Aber ich hätte ein richtig schlechtes Gewissen, wenn ich meinen Hund,

meine Katze, mein was auch immer, allein gehen lassen wüde.

 

Link zu diesem Kommentar
KleinEmma

Bei mir ist es ganz klar die Entscheidung über Leben und Tod. Jedesmal, wenn ich diese Entscheidung traf habe ich mir geschworen, dass der nächste Hund "normal" sterben darf/soll/kann. Tja und dann kommt wieder der Punkt, wo der Hund Schmerzen hat, leidet und die Frage nach einschláfern oder nicht auftaucht.

 

Wenn die Entscheidung für Einschläferung gefallen ist, habe ich auch das Gefühl, es ist richtig. Anschließend zweifel ich, ob ich das Recht hatte zu entscheiden, wann mein Hund über die Regenbogenbrücke geht. 

  • Gefällt mir 3
Link zu diesem Kommentar

 

Wenn die Entscheidung für Einschläferung gefallen ist, habe ich auch das Gefühl, es ist richtig. Anschließend zweifel ich, ob ich das Recht hatte zu entscheiden, wann mein Hund über die Regenbogenbrücke geht. 

 

 

Ich denke, wir haben nicht nur das Recht, sondern die PFLICHT, einem uns anvertrauten Tier Schmerzen zu ersparen !!!

  • Gefällt mir 5
Link zu diesem Kommentar
Ninchen0_15

Ich glaube, alle hier sehen das so, trotzdem kommt danach doch auch immer wieder die Frage nach dem Recht!

Es ist doch fast nicht auszuhalten, den Termin auszumachen, den Hund anzusehen und zu wissen, dass sein Leben von jetzt an noch genau so und soviel Stunden dauern wird! :(

Ich finde es nur normal, dass daraus Schuldgefühle entstehen, zumindest Zweifel, denn es ist einfach so unumkehrbar!

Und nicht immer hat ein Tier so schreckliche Schmerzen, dass man für jede Minute Verkürzung dieses Leidens dankbar ist.

Ich denke, mit dem Kopf wissen wir, dass wir diese Entscheidung treffen müssen, aber unser Herz schreit dabei!

  • Gefällt mir 3
Link zu diesem Kommentar
Andrea und ER

Mit Monogamie hat das wohl nichts zu tun, die meisten von uns haben ja nicht den ersten oder einzigen Hund ihres Lebens verloren. Aber es dauert ein wenig, um zu begreifen, dass man niemals den einmaligen, eben gestorbenen Partner ersetzen wird, wenn man sich einen anderen Hund in sein Leben holt, sondern dass dieser immer genau das sein wird: ein ANDERER Hund. Insofern ist es vielleicht doch eine Art Monogamie, eine sehr polygame. Man kann viele Hunde auf eine einmalige Weise lieben. Weil jeder Hund eben einmalig ist. Aber man kann Liebe nicht einfach anschalten. Wer trauert, kann sich nicht neu verlieben, ein großes Gefühl lässt keinen Platz für ein anderes, ebenso großes. Wer sich vertraut, kann aber vielleicht wissen, dass er den neuen Partner lieben lernen wird. Wer sich schnell für einen neuen Hund entscheidet oder entscheiden soll, hat Angst, der eben gestorbene Freund könnte sich unkompliziert ersetzt und somit nicht besonders geliebt fühlen. Da übertragen wir wohl eigene Ängste, die der Austauschbar- und Bedeutungslosigkeit, auf unseren geliebten Begleiter. Und das ist auch gut so. Wir sind eben komplexe Wesen. Und Moral ist ein Fundament für humanes Miteinander, nicht nur eine lästige und altmodische Spaßbremse.

 

Ein Hund kann keine Patientenverfügung unterschreiben, darum fällt jeder Hundebesitzer die Euthanasie- Entscheidung über den Kopf des geliebten Lebensgefährten hinweg und das ist natürlich eine gewaltige Anmaßung, immerhin ist das der Entschluss, ein Leben auszulöschen. Noch dazu das eines Wesens, dessen Lebensfreude und Individualität wir zum größten Teil über Jahre hinweg beobachten, begleiten, bewundern und lieben konnten. Es wäre geradezu unmenschlich, in so einem schrecklichen Augenblick nicht mit sich, dem Leben, dem Schicksal und der eigenen Entscheidung zu hadern. Nicht nur für Gottesgläubige kommt noch dazu, dass man sich an seiner Stelle zum Herrn über Leben und Tod erhoben und ein Todesurteil gefällt hat.

 

Und das Schuldgefühl kommt ja meistens nicht von ungefähr. Entweder hat man in der Vergangenheit subjektiv betrachtet Dinge getan oder gelassen, die den späteren Zustand des Hundes beeinflusst haben könnten oder man hat im direkten Vorfeld der Erkrankung, die letztlich im Tod des geliebten Tieres mündete, wider besseres Wissen oder Fühlen Behandlungen oder Entscheidungen zugelassen oder selbst getroffen, die sich im Nachhinein als falsch herausstellten. Man hat also ganz bestimmt irgendwo auf der langen Strecke tatsächlich falsch gehandelt und somit scheinbar wirklich Schuld auf sich geladen.

Natürlich ist man vor dem Hintergrund des tragischen Endes und schmerzhaften Verlustes seines Hundes gar nicht fähig, diese vermeintliche Schuld ins rechte Licht zu setzen.

Diese gewaltige Trauer zwingt einen dazu, die Ursache nicht einfach in so lapidaren Zusammenhängen wie "Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu" o.ä. zu suchen, also braucht es eine andere Verantwortlichkeit dafür. Gott halten wir nicht mehr für zuständig, auf Andere zu zeigen verbieten uns eventuell Tatsachen, aber auch Erziehung, Anstand und Vernunft. Der Hund ist der Unschuldigste aller Beteiligten und da wir für unser Tier unser gesamtes gemeinsames Leben lang Verantwortung übernommen und getragen haben, bleibt auch in dieser Situation nur ein Verdächtiger. Ich. Oder Du. Oder MissWuff. Oder, oder, oder.

 

Mit dem Abstand von ein paar Monaten oder auch Jahren lernt man, diese Schuld richtiger und erträglicher einzuordnen. Man kann begreifen, dass man eben nur Mensch und nicht unfehlbar ist, dass keine böse Absicht im Spiel war, dass man gelernt hat oder dass man tatsächlich nicht mal sicher sein kann, Schuld auf sich geladen zu haben, weil man gar nicht einschätzen kann, was gewesen wäre, hätte man anders gehandelt. Man wird zu dem Schluss kommen, dass der Hund ein sattes Leben hatte, weil er so geliebt wurde, auch wenn es gerne hätte länger dauernd können.

 

Das Leben kann so fies sein. Trotzdem liebe ich es.

  • Gefällt mir 8
  • Traurig 1
Link zu diesem Kommentar

Ich glaube, dass das Gefühl auch daher rührt, dass man nach dem Tod des geliebten Vierbeiners wieder Spaß und Freude an der neuen Fellnase hat. Wir haben genau vor 4 Jahren Dasty gehen lassen müssen und hatten 3 Tage später wieder einen Hund. Als Verrat habe ich das bei Dasty nie gesehen, die Trauer war natürlich vorhanden. Lachendes und weinendes Auge.

Mir ist es offen gestanden auch fremd, wenn man den toten Vierbeiner auch nach Jahren noch nicht loslassen kann, auch oder gerade wenn ein neuer Hund eingezogen ist. Klar werde ich immer wieder mal wehmütig, gerade an so Jahrestagen. Aber Verrat an Dasty? Nein. Im Gegenteil.

Link zu diesem Kommentar

Das einzige, was mich irgendwie betrübte war, daß Faffi nie Minyok kennenlernen konnte. Zwei Tage trennten die beiden, und das finde ich bis heute sehr schade. Ich vermute, Faffi hätte Minyok sehr dufte gefunden. 

Aber Schuldgefühle? Nein. Bis auf Fafnir sind alle im Kreise der anderen verstorben, und alle waren in ihren letzten Tagen und Stunden geborgen, behütet und nie einsam. 

 

Für mich ist es wichtig, daß es weitergeht, denn das ist sicherlich im Sinne aller. Frei nach Freddy: "The show must go on!"

 

so weit

Maico

  • Gefällt mir 1
Link zu diesem Kommentar

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...