Zum Inhalt springen
Registrieren

Hund übernommen, Bissverletzung, Kinderplanung?!


Sass410

Empfohlene Beiträge

Sass410

Hallo,

 

ich schildere mal kurz mein Anliegen:

 

Meine Partnerin und ich kauften uns dieses Jahr ein Haus und konnten Mitte Mai einziehen.

In dem Haus lebte eine Frau (Anfang 50) mit ihrem Schäferhund, den ihr Sohn vor ca. 7 Jahren holte, als er Teenager war (der jedoch nicht mehr Zuhause wohnte).

Die Verkäuferin zog ins Ausland und konnte/wollte ihren Hund nicht mitnehmen, so fragte sie uns, ob wir die Hündin nehmen oder jemanden hätten, der sich ihrer annehmen würde. Ins Tierheim wollte sie die Hündin nicht stecken.

Wir wollten den Hund nicht übernehmen, da wir mit Arbeit und Hausbau genug um die Ohren haben, nach einiger Zeit und vielem Überlegen überlegten wir es uns jedoch anders, zudem wir keinen Interessenten fanden.

Auf der einen Seite lebte der Hund schon immer da und irgendwie fanden wir es unfair, dass dieser

„wegen uns“ das Weite suchen muss, auf der anderen Seite fühlte es sich sicherer an in einem abgelegenem Haus in der Nähe eines Asylbewerberheims.

Dazu wollten wir uns, wenn die gröbsten Renovierungsarbeiten am Haus abgeschlossen sind, sowieso einen Hund holen.

Gesagt, getan, vor dem Hauskauf kamen wir mehrfach zum Haus, spielten mit dem Hund, gingen mit ihm ein paar Runden, damit wir uns gegenseitig beschnuppern konnten.

 

Ich bin kein Hundeneuling, ich hatte selbst mehrere, bin frisch ausgebildeter Hundetrainer. Habe viel in der Theorie gelernt, an Praxiserfahrung habe ich leider bisher nur bei meinen Hunden und bei Hunden von Bekannten/Verwandten sammeln können.

So viel zu mir.

 

Und nun zum Schäferhund:

Wir gingen eben immer eine Weile mit ihr, an Grundgehorsam fehlte ihr es gänzlich, die Leine war immer auf Extremspannung, vorbei fahrende Autos wurden scheinattakiert, wenn am Horizont Hunde auftauchten, wurde gejault, in die Leine gesprungen etc.

 

Mir war klar, dass das eine große Aufgabe wird, da etwas Struktur reinzubringen, aber irgendwie hatte ich sie schon ins Herz geschlossen. Emotion gewann gegen Verstand. Zudem kam mein Mitleid, denn:

 

- sie lebte Zeit ihres Lebens im Zwinger

- höchstens 1 Stunde „Auslauf“ pro Tag (500 m gehen, etwas spielen und wieder rein)

- später erfuhren wir durch Nachbarn, dass der Sohn geistig behindert ist und es wohl nicht auszuschließen sei, dass er sie misshandelte

- sie bereits als Welpe in einer Familie war, die nicht mit ihr klar kam, im Tierheim landete und letztendlich zu Frau mit Sohn kam

 

… so nun nahmen wir sie samt Haus, alles super, Regeln und Struktur schienen bei ihr gut anzukommen und sie besserte sich allmählich. Wir gaben uns allergrößte Mühe sie neben dem Stress irgendwie noch auszulasten.

 

Bis sie mir letzte Woche im Arm hing und nicht mehr los lies…

 

Dazu kam es wie folgt:

Meine Partnerin und ich kamen an einem Freitag von einem Stadtfest. Ich hatte ein dort gewonnenes Plüschtier in die Arschtasche geklemmt, kraulte Tina den Bauch, während meine Partnerin den Hasenstall zu machte.

Ich stand auf, wollte den Schlüssel holen und ich hörte nur noch „Was hat der Hund im Maul?“

 

Das war das Kuscheltier… Ich war müde, wollte einfach nur ins Bett und da es nicht das erste Mal war, dass sie uns was klaute und siegessicher davon trabte, ging ich zielsicher hinter her, um es abzunehmen. Bisher hat das Abnehmen mehr oder weniger gut geklappt, bis dato.

 

Im Nachhinein würde ich die Situation anders angehen, aber nun ist es ja eh zu spät.

 

Ich ging also zu ihr, hab sie akustisch darauf vorbereitet, dass ich darauf jetzt echt keine Lust habe, sagte „Nein!“. Sie brummte, ich packte ihr in den Nacken, sie knurrte sehr stark, fletschte die Zähne. Ich versuchte ruhig zu bleiben, wusste, dass das sicher kein gutes Ende nimmt, versuchte zu beschwichtigen, in dem ich weg schaute, mir die Lippen legte etc. Hatte allerdings leider keine Wirkung.

Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit mit ihr da stand, die Hand nach wie vor im Nacken, wusste ich, es gibt nur 2 Wege:

Entweder ich bleibe noch stundenlang so stehen, bis einer nachgibt oder ich gebe jetzt nach und riskiere garantiert gebissen zu werden. Und so war es dann letztendlich.

Ich lies ihren Nacken los, drehte mich weg, schon hing sie im Arm. Sie biss nicht nur kurz zu, sie biss sich fest. So hatten wir einen kleinen Kampf, ich blieb akustisch und körperlich sehr ruhig -so hatten wir es ja gelernt- versuchte meinen Arm in sie zu drücken. Das half nicht, also blieb mir nur noch die Möglichkeit, ihr die Luft abzudrücken. Ich kniete also auf ihrem Hals, bis sie los lies.

Sie lies los, ich ging unter Schock ins Haus, meine Partnerin hinterher. Sie konnte noch sehen, wie der Hund schwanzwedelnd und freudig hinter uns her lief. Demzufolge schätze ich: Kurzschlussreaktion.

 

Das ganze Wochenende haben wir überlegt, was nun wird, ob wir ihr verzeihen können, sie hat ja immerhin nichts an Erziehung und Regeln genossen, es wird „nur“ eine negative Verknüpfung gewesen sein… oder ob der Verstand siegt und man sich von ihr trennt.. denn was ist, wenn sie mal nicht uns beißt, sondern wen anders? Ein Kind? aber was dann? Ins Tierheim wäre keine Option. Maximal zu einem befreundeten Hundetrainerkollegen. Ich weiß, wenn man sich die Zeit nimmt und mit ihr trainiert und viel Arbeit in sie steckt, kann noch ein guter Hund aus ihr werden. Aber so viel Zeit haben wir derzeit leider nicht.

Sie ist uns ans Herz gewachsen, wir haben uns für sie entschieden.

 

Das Ganze ist nun über eine Woche her, wir sind immer noch nicht weiter. Auf der einen Seite haben wir, besonders ich, uns für sie entschieden, wussten, dass das viel Arbeit wird, wollen ihr noch ein gutes restliches Leben bieten.

Auf der anderen Seite haben wir zugegebener Maßen sehr viel Respekt bekommen, sind nicht mehr so sicher im Umgang mit ihr.

Zudem hat sie den Hund (kleiner Terrier) meiner Eltern gebissen, dafür gebe ich ihr nicht die Schuld, das war vorhersehbar, aber ich war nicht Zuhause und mein Verbot, die beiden auf „ihrem“ Grundstück zusammen zu führen, wurde ignoriert. Aber das sind eben schlechte Erfahrungen mit ihr, wir sind leider keine Hunde, sondern Menschen. Sind nachtragend, auch wenn wir versuchen, die Sache so schnell wie möglich zu verdrängen. Aber Emotion und Verstand sagen unterschiedliches und wir wissen nicht, was wir tun sollen. Vor allem deshalb der Kampf zischen Herz und Kopf, da die Kinderplanung ansteht. Dieses Jahr noch wollen wir damit anfangen… da macht man sich natürlich umso mehr Gedanken.

Ohne Hund will ich auch nicht auf Dauer leben, aber ich fände es irgendwo unfair, sie jemand anderem zu geben und uns dann in zwei Jahren oder später einen Welpen zu holen.

So nun überlege ich täglich, was das Richtige ist und habe die ganze Zeit nichts anderes im Kopf als das zukünftige Baby, den Hund und was nun wird.

Link zu diesem Kommentar
LuisasMami

Ich denke, du solltest einen Kollegen hinzuziehen, dem du vertraust und der Erfahrung mit derartigen Problemen hat. Dieser ist unabdingbar, weil er nicht emotional involviert ist und im Gegensatz zu dir die gesamte Lage rein rational betrachten kann.

Link zu diesem Kommentar
Sass410

Das habe ich getan. Er war vor Ort und Ergebnis war, dass sie keine aggressive Hündin ist. Man kann sie eben nicht einschätzen, wie sie im bestimmten Situationen reagiert. Sie sei bei uns gut aufgehoben und wenn mal ein Baby da ist, würden wir weiter sehen.

Aber als zukünftige Mutter sieht man das eben mal nicht mehr so rational :(

Ich bin echt überfordert

Link zu diesem Kommentar

Sei mir bitte nicht böse, aber die Hündin im Nacken packen, war so ziemlich das schlechteste, was du in dieser Situation machen konntest. Du hast eine absolute Drohgeste angewendet!

Da die Hündin offensichtlich nicht gut sozialisiert ist, war das wahrscheinlich ihre einzige Möglichkeit , sich zu wehren.

 

Deine Verunsicherung kann ich gut nachvollziehen, aber ein Beißvorfall aus einer solchen Situation heraus ist sicherlich nicht maßgebend.

  • Gefällt mir 5
Link zu diesem Kommentar
Juline

Ich sag mal ganz offen was ich denke :)

Zuallererst solltest du dir klarmachen, dass du dich ihr gegenüber (lebens-) bedrohlich verhalten hast mit diesem groben Nackengriff. Dass sie dann in ein Wehrverhalten gefallen ist, finde ich völlig normal. Sie ist ein Hund. Hunde verteidigen sich, wenn ihnen jemand an den Kragen geht.

Zumal eure Vertrauensbasis (?) -wenn überhaupt vorhanden- noch sehr dünn ist nach so kurzer Zeit.

Sie ist deswegen weder "schuld" noch ein schlechter Hund.

Finde ich ein bissel unfair dem Hund gegenüber, nun an ihr zu zweifeln, wo doch das eigentliche Fehlverhalten ganz klar von dir kam.

Beute abgeben muss trainiert werden, z.B. mit Tauschgeschäft, aber das weißt du sicher.

Für die Zukunft fände ich ein faires und positives Training und -wenn du noch immer unsicher im Umgang mit ihr bist- das positive Gewöhnen an einen Maulkorb sinnvoll.

  • Gefällt mir 2
Link zu diesem Kommentar
LuisasMami

Es geht doch gar nicht darum, ob sie aggressiv ist, sondern ob man das Ressourcenproblem, das sie offenbar hat, ausreichend managen kann ohne Angst um das Kind haben zu müssen?

  • Gefällt mir 1
Link zu diesem Kommentar
Sass410

Dass ich falsch gehandelt habe, gebe ich auch zu. Ich gebe ihr des Weiteren auch keine Schuld daran. Ich war genervt, da sie oft Sachen klaut und für sich beansprucht und man alles weglegen muss.

Ich war weder angetrunken noch sonst was, aber nach einem Cocktail riechen man nach Alkohol, vielleicht hat auch das dazu beigetragen. Aber ist halt scheiße gelaufen.

Wie Luisasmami richtig erkannt hat, geht es mir vordergründig um zukünftige Kinder und um jetzigen Besuch. Wobei der Besuch meist erwachsen ist und weiß, wie man mit ihr umgeht und sie bestenfalls einfach ignoriert.

Ist zwar noch etwas zeitig, aber wenn alles gut läuft, ist nächstes Jahr ein Kind da. Und dann? Trägt sie den ganzen Tag einen Maulkorb? :/

Sicher sein kann man sich nie

Link zu diesem Kommentar
Juline

Bis dahin hast du noch Unmengen von Zeit zum Vertrauen-aufbauen und zum Trainieren an der Ressourcenverteidigung.

Ich finde es gut, dass du deinen Fehler einsiehst, zumindest schreibst du das.

Aber zwischen den Zeilen schwingt doch irgendwie mit, dass du enttäuscht von ihr bist. Das ist keine gute Basis.

 

Das ganze Wochenende haben wir überlegt, was nun wird, ob wir ihr verzeihen können

...

kann noch ein guter Hund aus ihr werden

Sie trägt keine Schuld.

Kein Hund ist ein schlechter Hund -höchstens einer, der sich nicht so verhält, wie es dem Menschen gefällt.

Und gerade an Ressourcenverteidigung kann man wunderbar arbeiten.

Dass sie dich gebissen hat, darfst du dir selbst zuschreiben, das hätten sehr viele Hunde in dieser äußerst unglücklichen Situation getan.

  • Gefällt mir 9
Link zu diesem Kommentar

Lebt sie denn im Haus oder im Zwinger? 

 

 

Sie biss nicht nur kurz zu, sie biss sich fest.
Hast du Verletzungen davon getragen? 
Link zu diesem Kommentar
LuisasMami

Naja, ein Baby wird vor dem Hund ohnehin zum Tabu erklärt. Und jedes Kind sollte wissen, wenn ein Hund sich mit einem Gegenstand beschäftigt, fasst man da nicht hin. In der Konstellation ist auch bei "erzogeneren" Hunden ständige Aufmerksam und gutes Management gefragt, Sicherheit gibt es nie.

Die Frage ist, ob ihr das erziehungstechnisch leisten könnt und wollt, dass der Hund lernt, Ressourcen abzugeben? Kannst du sicher sein, dass du nicht nochmal die Geduld verlierst? Jeder Geduldsverlust bringt die ganze Erziehungsarbeit ggf. wieder auf 0. Falls du eine der Fragen mit nein beantwortest, oder gar beide, rate ich eher zur Abgabe. Nur möchte ich noch was anmerken: Wenn ihr selbst euch später mal einen Hund aussucht, könnt ihr auf dieselben Probleme stoßen.

  • Gefällt mir 2
Link zu diesem Kommentar

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...