Zum Inhalt springen
Registrieren

Wenn aus Angst Stress wird


Gast

Empfohlene Beiträge

Hier ein Artikel, der gut verständlich aufzeigt, was es mit dem Stress auf sich hat und wie er das Verhalten beeinflusst und welche Möglichkeiten man hat,  positive Lösungen zu finden und zu erarbeiten:

 

Link zu diesem Kommentar
jennyh95

Ich habe mir den Artikel gerade durchgelesen :)

Ich stimme allem zu, bis auf das gute Zureden des Hundes, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während das Fahrrad vorbeifährt, und der Hund Stress hat.

Ich hatte bei meinem Oscar so eine Ähnliche Situation. Als er noch kleiner war erschrak er immer total, wenn ein großer LKW oder Traktor an uns vorbeifuhr. Ich habe das so in den Griff bekommen, dass ich mich vor ihn gestellt habe, so dass mein Körper eine Art Schutzbarriere bildet, hinter der er sich sicherer fühlt. Dadurch funktionierte das ganze schon viel besser. Auf leichte Nervosität bin ich nicht eingegangen, da ich befürchte, dass gutes Zureden, wie "es ist alles gut", usw. ihn in seiner Angst positiv bestärken. 

Gelobt wurde er erst, als er komplett entspannt hinter mir stand  :)

Mittlerweile klappt das ganze 1A  ;) ....Wenn ein großes Fahrzeug kommen hört, halten wir an, er stellt sich von alleine hinter mich, wir bleiben stehen bis es vorbeigefahren ist, und dann wartet Oscar auf seine Belohnung  :lol:

 

Lg Jenny  :)

Link zu diesem Kommentar

Eine Emotion kann durch gutes Zureden nicht verstärkt werden. geht rein hirnbiologisch erwiesenermaßen nicht. Was Du glaubst, glauben viele, weil das so verbreitet wurde.

Was allerdings falsch bestätigt werden kann, ist eine Verhaltesnstrategie, die der Hund in der Situation zeigt und die er somit noch konsequenter anwenden wird.

Wen nun das berihigende Zureden bewirkt, dass der Hund die Aufmerksamkeit auf den Menschen richten kann, dann ist er aus seiner Verhaltensstrategie erfolgreich umgelenkt und wieso sollte das die Angst bestärken?

Nein, tut es nicht. Im Gegenteil: Er ist nun im Zustand, ein adäquates, neues Verhalten zu erlernen, das er später selbständig zeigen kann UND die Angst kann bewältigt werden, weil er sich selbst IN der Situation als kompetent erlebt. Wer sich als kompetent erlebt, braucht keine Angst mehr haben.

 

Was Du mit Deinem Hund beschreibst ist Konditionierung auf eine Dir angemessen erscheinende Verhaltensstrategie. Klar, funzt auch.

Aber - ist es echte Gelassenheit gegenüber den Fahrzeugen, im Austausch gegen die Angst, bzw. Unsicherheit, die Fahrzeuge auslösen?

 

Was passiert, wenn Du nicht agierst? Kann der Hund dann auch selbständig angstfrei die Nähe der Fahrzeuge managen? DAS wäre erfolgreich die Angst abgebaut - und das ist es, was ich mache.

Link zu diesem Kommentar

Ich finde den Weg von Jenny gar nicht schlecht. Ob man nun dem Hund zuredet oder nicht ... ist doch wurscht. Hund beruhigt sich hinter ihr, er freut sich auf eine Belohnung und somit sind LKW für ihn jetz kein Drama mehr.

 

Ich hab meinen Hund noch nichtmal gestoppt - nur auf der LKW-abgewandten Seite geführt und bin kommentarlos an den bösen Autos vorbei gegangen. Folge: toll findet er die nicht, aber wenn wir da schnell und zügig vorbei gehen, ist das für ihn ok.

 

Richtig TOLL wird mein Hund Dinge nie finden, die er doof findet. Will ich auch gar nicht, da müsste ich schon ziemlich viel konditionieren in ihm. Mir reicht es, wenn er Strategien erkennt, mit denen er ohne Stress und ohne Krawall an seinen Problemzonen vorbei kommt.

Link zu diesem Kommentar

Ich denke, da sollte man aber schon differenzieren, WAS und wie intensiv da überhaupt ein Problem vorhanden ist und auch was man sich zum Ziel gesetzt hat.

Ob es Unsicherheit ist, die ausgelöst wird, bei einem ansonsten aufgeschlossenen Hund mit ausreichender Reizschwelle und ob man mit der Konditionierung auf  ein gemeinsames kommentarlos vorbeigehen zufrieden ist. Reicht in den meisten Fällen sich auch aus, weil dabei dem Hund nicht dauerhaft eine übermässige Impulskontrolle abverlangt wird.

 

Und je nach individuellem Fall ist es dann eben nicht mehr Wurst, was man macht, nämlich dann, wenn eine tiefergehende Problematik vorliegt, bei der normale Gewöhnung im Alltag nicht mehr ausreicht.

 

Ob Jennys Weg für ihren Hund nun gut oder schlecht ist,kann man meines Erachtens im Internet, ohne es gesehen zu haben, gar nicht beurteilen.

Wenns dauerhaft ein Verhalten als Resultat hat, das den Hund immer unbefangener werden läßt, wenn Auslöser auftauchen, dann ist es ok.

Gibts keine Problemverlagerung auf andere Situationen, wie zB vermehrte Erregung in anderen Situationen oder auch überschießendes Verhalten bei anderen Dingen, dann ist alles korrekt.  Man sollte sowas aber im Hinterkopf behalten, wenn der Hund plötzlich ein Verhalten zeigt, von de man überrascht wird, weil das so noch nie vorkam.

 

Der Hund muss ja auch nicht unangenehme Dinge toll finden. Darum gehts nicht.

Es geht darum, den Hund so zu führen, dass der Stress in dem Rahmen bleiben kann, in dem er dauerhaft ohne gesundheitliche Schäden bewältigt werden kann.

Link zu diesem Kommentar

Stimmt, ob ihr Weg nun für ihren Hund angemessen ist, kann man ohne es selber gesehen zu haben nicht beurteilen. Ich fand nur dieses spontane "Oh, aber mein Weg führt zu dauerhaftem Angstabbau, deiner nicht" der aus dem letzten Absatz heraus klang so ein wenig überheblich. Ich denke mal, du hast es nicht so gemeint, aber meine instinktive Reaktion war daraufhin, mal eben kurz ne Lanze zu brechen für Jennys Weg, der ja wohl, laut dem was sie sagt, das Problem verringert ;)

 

Natürlich sind die DInge nie so einfach wie sie auf dem Bildschirm stehen. Wer weiß denn, ob Jenny nicht vielleicht doch auf den Hund einspricht, ohne dass sie es merkt. Oder ob sie eine so beruhigende Persönlichkeit hat, dass ihre direkte Anwesenheit bei Hund schon hilft. Oder ob der Hund - wie du ja selber sagtest - eigentlich gar nicht so ein RIESEN Problem hat, sondern nur eins durch Übererregbarkeit entstandenes.

Im letzteren Fall wäre auf jeden Fall eine Wegnahme von Reizen durch stehen bleiben, leise bleiben, nicht sprechen etc hilfreicher, als wenn man den Hund auch noch anspricht und betüddelt.

Gut, in dem Fall wäre auch ein Keks nicht mein Mittel der Wahl (wieder ein Reiz), aber ich rede ja auch ganz generell hier :)

 

 

Dein Hund ist ja sowieso eine Marke für sich - vermutlich ist im Vergleich mit ihm alles andere mit vier Beinen einfach nur "einfach". So wie ich, mit meinem Jagdschwein, nur müde lächle wenn Leute schreiben "Mein Hund hat so großen Jagdtrieb, kaum sieht er was, rennt er los" - und dann liest man heraus, dass das Tier auf Abruf nach 2 Minuten maximal wieder da ist.

Da rolle ich dann auch intern mit den Augen... SO ein Problem hätte ich dann nämlich auch gerne gehabt :D  (Immerhin: Lemmy war ziemlich exakt nach 1 h wieder bei mir... Gut dass ich blond bin, sonst würde man meine grauen Haare deutlich sehen :zunge: )

Link zu diesem Kommentar

Das was Jenny anspricht, wird von Trainern oft als Strategie bezeichnet. Wenn der Reiz nicht mehr als neutral (oder gar positiv) wahrgenommen werden kann, sind strategische Lösungen oft sehr hilfreich, damit der Hund nicht von einer Stressphase in die nächste verfällt. Oft wird in diesem Kontext kritisiert (so auch hier), dass der Hund dann aber ohne die Strategie nicht allein zurecht kommt.

 

Erfahrungsgemäß stimmt das aber nur zum Teil:

 

- Der Hund kann durch die Strategie ungestresst oder auf einem deutlich verringerten Stressniveau durch Situationen gehen, die für ihn ansonsten sehr belastend wären. Das Stressniveau schränkt die Lernfähigkeit dadurch nicht mehr vergleichbar ein, so dass daraus weiterführend auch neue Trainingspotenziale erschlossen werden können.

 

- Der Halter erlangt durch die Strategie Sicherheit, seinen Hund auch in brisanten Situationen unter Kontrolle halten zu können, kann anders auf seinen Hund eingehen und bestärkt dessen Angst nicht noch durch seine eigenen ausgedünsteten Stresshormone. Vertrauen kann sich entwickeln, wo sich ansonsten potenziell Verzweiflung auf beiden Seiten breit machen würde.

 

Mit Strategien kann also erstmal viel Druck für beide Parteien raus genommen werden, so dass auch stagnierende Trainingserfolge oder außer Kontrolle geratene Situationen entspannt gehandhabt werden können. 

Link zu diesem Kommentar

Lemmy, das, was für Dich so klang Zitat ""Oh, aber mein Weg führt zu dauerhaftem Angstabbau, deiner nicht" , war  ein Versuch aufzuzeigen, dass es mehrere Möglichkeiten gib mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Und wie da schon steht: Angstabbau - und das ist wieder etwas anderes, als Alltagsgewöhnung eines "nur" unerfahrenen, unsicheren Hundes, der vielleicht auf Grund seines jungen Lebensalters und evtl. gerade in einer Unsicherheitsphase befindlich, bei unbekannten Dingen erschrickt und meidet.

Da braucht man nicht groß Gegenkonditionierung mit Keksen betreiben - wozu auch? Da reicht vernünftiger Umgang und sichernde Führung. 

Siehe auch das, was Glory ausgeführt hat.

 

Nimmt man noch den anderen Thread dazu, mit dem Besucher-Begrüssungsproblem, hat man schon einen weiteren Baustein.

 

Interessant wirds, wenn eben an mehreren Baustellen Probleme auftauchen. Für mich ein Hinweis, dass eben genau an dem Punkt vielleicht ein Manko liegt: An der Sicherheit und vertrauensaufbauenden Führung durch den Alltag, die den Hund reaktiv werden lassen. An der Strategie, die nicht das einbringt, was sie soll:

Den Hund möglichst entstressen , damit daraus neue Strategien aufgebaut werden können.

 

Genauso, wie es wenig hilfreich ist, Falsches zu bestätigen, ist es, eine Strategie anzuwenden, in der der Hund immer wieder gleich heftig auslöst und damit seine inadäquate Verhaltensweise mit dem Auslöser umzugehen, weiter verfestigt.

Oder auch, wenn man an einem Punkt in der Entwicklung hängen bleibt, an dem zwar eine vorübergehend hilfreiche  Strategie als Notfallmanagement angewendet wird, jedoch das Verhalten an sich - wenn der Hund diese Strategie nicht vorgegeben bekommt, auf sich alleine gestellt - dauerhaft keine Verbesserung zeigt.

 

Oft gerät man dann in die Gewaltspirale und fängt an, Verhalten zu massregeln, sanktionieren zu unterbinden und bleibt dann auch wieder in unnötiger Impulskontrolle stecken, die irgendwann zuviel wird.

 

Glory, ich stimme Dir uneingeschränkt zu, dass mit der passenden Strategie erstmal für Beide Parteien der Druck herausgenommen werden kann und auch soll.

Dies ist aber immer nur das Schaffen einer Basis für alles weitere, meiner Meinung nach.

Ohne einem Hund im Alltag Sicherheit zu vermitteln und die eigene Kompetenz zu beweisen, fallen die Hunde über kurz oder lang wieder in alte Verhaltensmuster zurück, WENN die zugrundeliegende Problematik eine tieferliegende ist.

Link zu diesem Kommentar
  • 7 Monate später...

Da ich immer wieder im reallife auf Menschen mit Hunden treffe, die es aus Unwissenheit heraus und falsch beraten, schaffen aus der Unsicherheit ihres Hundes eine handfeste Furcht vor Dingen bis hin zu Phobien und  Ängste bis hin zu Panikreaktionen zu basteln, hier mal wieder ein Link, der sich mit Angst usw. auseinandersetzt und mit weiterführenden Links: Gruselgeschichten vom Angst verstärken

Link zu diesem Kommentar

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...