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Diskussion um Bissverletzung


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@Lemmy Deprivierte Hunde und traumatisierte Hunde sind keine normalen Hunde, weil die Synapsen durch Fehlentwicklungen oder traumatische Ereignisse nicht mehr den normalen Abläufen unterliegen.

 

Am Beispiel: Wenn mir jemand plötzlich und vorher von mir nicht bemerkt  die Hand auf die Schulter legt, dann erschrecke ich möglicherweise, wenn ich in Gedanken bin. Oder ich erschrecke nicht sondern drehe mich um und schau, wer da ist.

Gehe ich Nachts durch einen dunklen Park, mutterseelenallein, und es legt sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter, dann drehe ich mich möglicherweise um und schlage zu - oder ich schreie laut auf, oder erstarre, oder renne los ... aber zumindest reagiere ich anders als in einer für mich "sicheren" Umgebung. Ich diskriminiere, automatisch.

 

Ein traumatisches Ereignis kann z. B. diese Diskriminierungsfähigkeit blockieren, es wird dann evtl. egal ob  der entsprechende Trigger (Hand auf die Schulter) in einer sicheren oder unsicheren Umgebung auftritt.

 

Das ist sicher nicht als normal zu bezeichnen.

 

Desensibilisierung hat den Effekt, dass Auslösereize immer weniger auslösend wirken, bis hin zu gar keinem Auslösen mehr. Das kann natürlich nicht garantieren, dass bei einem Zusammentreffen von bestimmten Faktoren nicht doch eine übermäßige, reflexartige Reaktion erfolgt - auch nicht bei nicht deprivierten oder nicht traumatisierten Hunden. Wir sind Säugetiere.

 

Bei traumatisierten und/oder deprivierten Hunden trifft man allerdings schneller auf Grenzen, in manchen Fällen halte ich eine Desensibilisierung auch für gering bis gar nicht möglich.

 

Nein, normale Hunde sind das nicht - und von normalen Hunden reden wir hier auch nicht.

 

Mit der Nutzung des Wortes Trigger hast du Recht, Trigger hat eine genau definierte Bedeutung die in der umgangssprachlichen Anwendung sehr verwaschen ist.

 

Vielleicht sollte besser unterschieden werden zwischen einem Auslösereiz (Trigger), und einem fortwährend oder immer stärker werdenden Reiz, der dann ab einem bestimmten Level die gewünschte (oder ungewünschte) Reaktion auslöst. Auch können sich bestimmte Reize "summieren", und dann den Effekt eines Triggers bewirken.

 

Das Erkennen von Triggern und deren Vermeiden im Alltag kann tatsächlich zu einem relativ normalen, entspannten Miteinander führen. Die Frage ist, ob diese Trigger auch außerhalb der normalen Umwelt immer vermieden werden können.

 

@Vhenan Deshalb hat mir z. B. die Desensibilisierung mit dem Besen so gut gefallen :) Mir kam sofort in den Sinn: Bei einem Stadtgang wäre das sonst ziemlich blöd, wenn ein Ladenbesitzer den Gehsteig vor dem Laden mit einem Besen von Laub befreit. Ein kurzes Verharren reicht, damit du ihn Ansprechen und so den "Tunnel" vermeiden kannst.

Sowas ist bei "normalen" Hunden fast selbstverständlich, bei einem Hund wie Akuma aber eine großartige Leistung - von Hund und Mensch.

 

 

 

 

 

 

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vor 19 Stunden schrieb marcolino:

 

@Lemmy Deprivierte Hunde und traumatisierte Hunde sind keine normalen Hunde, weil die Synapsen durch Fehlentwicklungen oder traumatische Ereignisse nicht mehr den normalen Abläufen unterliegen.

 

 

 

Wenn man mich als Kind in einen Keller gesteckt hätte  Menschenkontakt verhindert hätte, dann wäre ich also nicht "normal", wenn meine Synapsen nicht mehr so ablaufen wie bei einem Kind das mit  Menschenkontakt aufwuchs?

 

Ich denke aber doch, das Entziehen von Kontakt führt bei Kindern NORMALERWEISE zu einem unwiderlegbaren psychologischen Problem. Eher unnormal wäre hier, wenn das Kind komplett unbeeindruckt davon wäre und genau so entwickelt ist wie ein Kind das Zuneigung und Körperkontakt erhalten hat.

 

Vielleicht bin ich grade zu kleinkariert, dann lassen wir es einfach dabei. Aber "normal" ist eben auch, dass ein Lebewesen auf ein Traume/eine Deprivation reagiert, sich darauf einstellt und seine Entwicklung davon beeinflusst ist.

 

Ebenso wie es normal ist, dass jemand zB sein Bein verliert wenn es mit einer Kettensäge abgetrennt wurde. Ursache --> Wirkung.

 

Ganz normal halt :)

 

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Von der Warte aus - okay, da hast du Recht. Es ist nicht fair von mir da von "nicht normal" zu sprechen.

 

Ich betrachte es von der Verhaltensseite aus, und zwar jenes, welches bei einer normalen Entwicklung zu erwarten wäre.

 

Eigentlich hatte ich doch aber begründet, worauf sich dieses "normal" bezieht :think: 

 

Natürlich ist es normal, auf ein traumatisches Ereignis zu reagieren. Es ist normal, dass dies zu Störungen in der Umweltwahrnehmung und/oder Verarbeitung von Reizen führt.

Ändert aber nichts daran, dass diese Störungen dann kein "normales" Verhalten verursachen, wie es von Lebewesen ohne Störung zu erwarten wäre.

 

Im Gegensatz zu sonstigen Verhaltensmustern, die ja auch aufgrund von Erfahrungswerten gebildet werden, verursachen Deprivation und Traumatisierung Veränderungen im Gehirn. 

 

Vielleicht mal ein Beispiel:

In einer meiner Tanzgruppen war ein Teilnehmer, der aufgrund eines Unfalls sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat. Ich kam jede Woche zu dieser Tanzstunde, und jedes Mal fragte mich dieser Teilnehmer, wer ich bin. Nach über einem Jahr kam dann das erste Mal von ihm: "Ich kenne dich - du bist doch Moni, die hier mit uns tanzt!".

 

Irgendwo hatte das Gehirn einen Weg gefunden, diese Information im Langzeitgedächtnis zu verankern, ohne dazu das Kurzzeitgedächtnis nutzen zu müssen. Wunderwerk Gehirn. Trotzdem ist es nicht normal, dass es über ein Jahr dauert, bis eine solche Information auch abrufbar vorhanden ist.

 

Oder - aus deiner Sicht: Es ist normal bei der Hirnschädigung, dass dieser Mensch mich jedesmal wieder aufs Neue kennenlernen musste. Nicht absehbar war aber, dass es dem Gehirn tatsächlich gelingt, diese Information dann irgendwie zu speichern. Das hat deutlich länger gedauert als bei einem Menschen ohne Hirnschädigung, aber irgendwie ist es dem Gehirn trotzdem gelungen - und das ist irgendwo ein Wunder.

 

Nur der Weg dahin ist ein völlig anderer als es normalerweise der Fall ist, ohne Beeinträchtigung/Störungen der Hirnfunktionen.

 

Weshalb man auch bei deprivierten und traumatisierten Hunden nicht aufgeben sollte, auch nicht bei Rückschlägen.

So einen "langen Atem" hat aber nicht jeder, und/oder auch nicht die Möglichkeiten dazu.

 

 

 

 

 

 

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Ich sage durchaus, dass Aluma manchmal nicht normal reagiert. Finde ich nun nicht schlimm. :)

 

In der Stadt ist Akuma dann meist so reizüberflutet, dass er gar nicht mehr reagiert. Deshalb halte ich das selten. 

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Man liebt sein Viechzeug.

Man ahnt, was im Leben vorher gelaufen ist und was schief lief.

Man liebt es gerade deswegen.

Man versteht die Reaktion des Hundes.

Man versucht es in Richtung "normal" zu bewegen.

Man akzeptiert, wenn es (noch) nicht gelingt.

Sch...ß drauf.

Weiter

wir

zusammen.

 

 

Jetzt fehlt noch was, was ich aber nicht formulieren kann.

 

 

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