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Nicky hat den TÜV


Gast

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Heute will ich mich mal ganz doll über den Terrorkrümel freuen!

Meine Fiatrennsemmel war fällig für den TÜV. Ein guter Bekannter hat eine kleine Werkstatt, in der er immer mal hilft, wenn was scheppert oder rumpelt und ich fuhr mit Nicky dorthin, damit das Fiatel zuvor ausgiebeig gecheckt wird.

Die Werkstatt ist in einem Nebengebäude eines landwirtschaftlichen Anwesens,leider direkt neben einer stark befahrenen Strasse, also Schleppe an den Nicky dran.

 

Schon bei Reinfahren sahen wir eine Katze. Trotzdem blieb er ruhig bei offener Kofferraumtüre stehen, ließ die Leinen umwechseln, wartete brav, bis Signal zum Aussteigen kam. Klar wollte er zur Katze, aber ein "bleib da" reichte und er stoppte sofort und blieb bei mir. Katze flüchtete. Superleistung für den Krümel! 

Der Mechanikerkumpel kam etwas später und wurde freudig begrüsst, ohne Anspringen oder Zwickerei, wie er es früher gemacht hätte. Wieder ein positives Häkchen auf "seiner TÜV-Liste".

In der engen Werkstatt erschrak der Pimpf, als der Kompressor anlief und die Luft zischte. Hätte früher ein panisches sich aus allem rauswinden und um sich beißen ausgelöst. Diesmal nur ein kurzes Zusammenzucken, gucken auf Frauli und  auf "ist ok" neugieriges Anschnuppern des Luftaufpumpdingens. Kein weiteres Erschrecken mehr bei denselben Vorgängen, die folgten - also noch ein "Anforderungen-erfüllt-Häkchen".

Irgendwann tauchte dann ein Kumpel vom Kumpel auf. Der war wildfremd und sprach den Nicky an, bückte sich gleich zum Streicheln runter - und was macht der Nicky?

Lehnt sich an dessen Beine und läßt sich ÜBERGEBEUGT beidhändig überall streicheln, sogar von oben auf Nacken und Kopf. Voll cool. Das war absolute Premiere! Sonst zeigt er noch leichtes Zurückweichen oder schnelle Kopfbewegung zu den Händen und  Abducken. Diesmal absolut nix zu erkennen, von wegen unangenehm oder unsicher. Wieder ein Häkchen auf der Liste für geschafft!

Nicky befand sich die ganze Zeit an der 10 Meterschleppe und hätte sich auch verselbständigen können, in dem Radius, aber er blieb bei uns, trotz der vielen anderen Reize und dem Wissen, da ist eine Katze unterwegs (bzw. mehrere).

Er legte sich sogar zu dem fremden Mann zu Füssen, als der sich auf eine Stufe setzte und genoss am ganze Körper durchgekrabbelt und massiert zu werden. Das war der Hammer! 

Irgendwann wurde es ihm aber, nach einer halben Stunde Autobefummelei und Werkstatt, dann doch zu langweilig und er forderte mich auf, mit ihm Äkschn zu machen. Hatte er sich auch wohlverdient!

Ich hatte ein Zergel dabei und wir spielten ein wenig. Zerren, auf Flüsterton, bzw, nur Lippenbewegungen loslassen, abliegen, Werfen, Warten, losschicken, ab und an auch etwas Fuß vor dem Losschicken, ab und zu sofort beim Werfen losbrettern und beim bringen immer kurz zergeln.

Da durfte er den ganzen Hof ablaufen, Schleppe nicht festgehalten. Er hörte wie ne eins, trotz vieler fremder Eindrücken.

Noch ein Häkchen für Anforderungen erfüllt für den Nicky.

 

Ok, Auto TÜV-fertig gemacht und zum TÜV gefahren. Während wir im engen Vorraum warteten und ich einen Kaffee trank, war Nicky total ruhig und geduldig. Auch als ein weiterer Fremder auftauchte und sich frontal zu ihm hinstellte und seinen Kaffee schlürfte, Distanz maximal ein Meter, blieb Nicky ruhig. Er durfte dann den Mann auf dessen Frage hin mal anschnuffeln, ließ sich streicheln und kam gleich wieder her, als ich ihn anwies, sich wieder hinzulegen. Er beobachtete entspannt abliegend durch die Glaswand das Treiben draußen

So eine beengte Situation mit Mann direkt frontal vor ihm, der ihn dabei auch noch fast ununterbrochen anstarrte, hätte früher eine Kläffattacke mit auch Scheinattacken und Abwehrschnappen ausgelöst, ohne dass er da noch ansprechbar gewesen wäre. Da hätte er dann bei festhalten auch nach mir geschnappt und sogar richtig zugebissen. Und alles wäre verbellt worden, was draussen vorbeigegangen wäre.

Und nun? Nix mehr. Der findet das einfach nicht mehr verunsichernd oder schlimm. Ist ihm Wurst geworden. Der IST sicherer geworden, in sich selbst und das freut mich am allermeisten. ich muss das nicht mehr für ihn managen, weil ER damit nun von sich aus klar kommen kann.

Das waren zwei Positiv-Häkchen auf seiner Liste.

Nach dem Kaffee haben wir dann noch den großen Innenhof des TÜV für a bisserl Spaß und Äkschn genutzt, ein wenig Revier erkundet und markiert, an frei am Boden schleifender Schleppe und sind dann noch rein in die Halle zum Auto, das gerade auf der Hebebühne stand.

Alles mit ganz wenig Ansprache, kein Verbieten von irgendwas war nötig, er war so aufmerksam und an mir orientiert, ohne auch nur einen Moment auszublenden - da bin ich echt erstaunt, wie er das nun hinkriegt.

In der Halle hätte er dann aber alles untersucht und ich rief ihn zu mir und wies ihn an dazubleiben. Null Problem. 

Ihr hättet sehen sollen, wie der geguckt hat, als das Auto langsam wieder runter gefahren wurde. Drehköpfchen und einen Blick, als würde er grad einen Alien sehen.

Kofferraum auf - Hund hepp - rein und fertig.

Auto bekam mängelfreie Bescheiningung

 und der Nicky bekam von mir die Bestnote Vorzüglich erteilt! TÜV 

 

Zuhause ist er sofort weggepennt. Der war erschlagen von dem Ganzen, aber scheinbar nicht überreizt. Da hätte er erstmal rumgetobt und abreagiert.

Der hat sich so KLasse verhalten, wie ich nie im Traum gedacht hätte, dass er es mal lernen könnte.

Wobei klar ist: An einem anderen Tag, evtl. mal Forthyron vergessen und zuvor paar Tage schon zuviel Stress - dann KÖNNTE er das nicht so gelassen meistern.

Aber wenn der Rahmen passt, dann kann und will er auch.

 

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Gast Fangmich

Manche Hunde benötigen nicht nur Wissen, Verstand, Geduld, Hoffnung und Liebe.

Sie benötigen jede Menge davon :)...

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Danke Euch!

 

Das Problem ist, dass er sich echt alle Mühe gibt und gaanz viel gelernt hat, schon viel stabiler dabei wurde - ABER: seine Belastbarkeit hat einfach viel engere Grenzen als es die meisten anderen Hunde haben.

Ist die Grenze überschritten, dann kann er Erlerntes nicht mehr abrufen, sondern nur noch in alten Verhaltensmustern reaktiv agieren....

Da könnte man meinen, es ist ein vollkommen anderer Hund

Aber alleine dieser Nachmittag hat gezeigt, wie sehr sich auch die Belastbarkeit schon gesteigert hat.

Trotzdem darf ich das nie außer Acht lassen und auf den Lorbeeren ausruhen wird nie möglich sein.

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Irgendjemand hat diesen Hund ausgetauscht!  :wub:

 

Heute Hundeverein.

Vor einem dreiviertel Jahr war es noch unmöglich, ihn dieser Menschen- und Hundeansammlung auszusetzen, wenn man nicht ein unansprechbares, vor Aufregung zitterndes und bei geringen Auslösern keifendes  Bündel  in der Leine hängen haben wollte.

Also haben wir die Zeit immer nur die Plätze genutzt, wenn niemand anwesend war.

Und?

Steigt der coole Krümel heute wieder ruhig aus, guckt sich um, zieht nicht an der Leine und macht in der Gruppenstunde mit, als würde er das sein Leben lang gemacht haben. Inmitten mehrerer Fremdhunde, die er alle nicht kannte und von denen ihn drei gleich als wir den Platz betreten hatten, verbellten.

Ablage und Abrufen an einem Eimer mit Wienerwürstl oben liegend vorbei durch die Fremden Hunde. Null Problemo.

 

Danach spielte ich mit ihm alleine in einem Platz. Direkt angrenzend, nur durch Schafszaun geteilt, der andere Platz, auf dem drei Hunde freilaufend tobten, bellten, rankelten und dann auch auf den Zaun zu Nicky hingeschossen kamen, als der noch ca 5 Meter davon entfernt war. Stopp gerufen - er stoppte. Abgerufen - er flitzte zu mir, um sich dann einfach nicht mehr weiter drum zu kümmern. Auch ausserhalb der Plätze einwandfrei Futterbeutel gesucht, den ich zuvor so über den Zaun in eine Senke geworfen hatte, dass ich selber nicht wusste, wo der gelandet ist.  Ohne dass er sich von Hasen/Reh/Biberspuren ablenken hätte lassen. Nichtmal die vielen Mäuselöcher konnten ihn von seiner Aufgabe "suuuuch Beutel" abbringen.

 

Am Ende durfte er zu Übunsgzwecken noch mit ins Vereinshaus. Jeaaahhh - er scheint "Menschenfreundlichkeit" generalisiert zu haben.  :wub:

 

Ich knall mir jetzt mal meinen Kopf auf die Tischplatte. Man soll ja auf Holz klopfen ................und Holz auf Holz - doppelt genäht hält besser! :lol:

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Das klingt soooo gut! :sensation  Ich freu mich ja schon immer über unsere kleinen Fortschritte, aber DAMIT können wir niemalsnicht mithalten, Respekt! Und natürlich eine riesige Extrawurst für Nicky, die hat er sich redlich verdient!

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Da hats anscheinend einen "Schalter" umgelegt. Freut mich.

Auch wenns mal nen kleinen Rückschlag geben sollte aber jetzt weist du...er kanns :-)

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Danke fürs mitfreuen!

 

Silkies: Seine Haupt-Baustelle ist und bleibt trotzdem das Wild....wie bei Euch die Autos.  Das wird nur laaaaangsam besser, ist echt mühsam und ziemlich schwierig für ihn und mich, das unter Kontrolle zu bringen. Solange da der Kopf mitspielen kann, kann er zwar sogar schon dableiben und flüchtendem Wild nachgucken - aber das verlangt ihm alles ab, was er zu bieten hat und das ist schnell erschöpft.

Alles andere war und ist nicht das "Schwierigste" bei ihm gewesen. und so toll arbeiten, wie Dein Krümel im Platz tut Nicky lange nicht. Da kannst Du voll stolz drauf sein.

 

Geisi: Ja, der hat echt einen großen Sprung gemacht in letzter Zeit. Alles mehr gefestigt, woran wir nun schon lange arbeiten. Dass er KANN wusste ich immer schon. Begreifen tut der sehr schnell und wollen tut der auch - nur hat das lange gedauert, bis er die "normalen Umweltreize" endlich ausreichend im Hirn sortieren und ablegen konnte, sodass sie ihn nicht sofort aus der Bahn werfen.

Das, was andere Hunde im ersten Lebenshalbjahr  im Bezug auf Umweltsozialisation mitmachen, das hat der nun in mehr als 2 Jahren mühsam teilweise aufgeholt und auch diverse Traumata abgebaut. JETZT haben wir eine gute Basis.

Ich mach mir da aber keine falschen Hoffnungen. Da wirds immer mal Rückschläge geben - nicht nur kleine - sondern auch Tage, an denen er wie verrückt in Teilbereichen total in alte Muster verfallen kann. Hängt auch eng mit der richtigen Dosierung für die Schilddrüse zusammen.

 

Aber egal: Ich freu mich tierisch über das, was wir erreicht haben. Weils für ihn ein viel stressärmeres, angenehmeres Leben bedeutet und für mich und die Ömmi auch.

Das macht soooooo Spaß, ihn so zu erleben - wie er unbefangen auf Menschen zugehen kann, ohne dieses ständige Hab Acht, ich beisse wenn Du mich falsch anfasst oder auch wenn er nur mal erschreckt und dann anstatt panisch zu flüchten oder aggressiv nach vorne zu gehen, einfach neugierig und interessiert erforscht, WAS denn da gerade so blöde war.

 

Ich muss mal filmen, wie geil der im Platz auf den Futterbeutel ist. Das ist unsere große Chance, ihn immer mehr vom Wild weg, auf die Arbeit mit dem Beutel hin zu bringen.

 

Ich hab letztens mit einem alten Schäferhundler im Verein gesprochen. Der fand es sehr schade, dass die Verstecke im Platz abgebaut wurden und der fand es auch eine tolle Idee, evtl. sowas wie eine "Spaß-Schutzdienstgruppe" zu machen, bei der es tatsächlich nur um die Auslastung individuell für den Hund geht, und nicht um die Arbeit "am Mann"  zwecks Prüfungen.

Der meinte, er würde sich auch ab und zu für Nicky und mich zur Verfügung stellen, als "Belohnungsopfer", das dann am Ende der Arbeit mit Nicky mit Beißwurst zerrt.

 

Das wäre für Nicky das allerhöchste - gleich neben dem echten Wild.

Revieren (quasi als kontrollierte Hetzjagd), stellen und verbellen und dann zergeln dürfen und die Beute bekommen und mir bringen. Solche Aufgaben kämen ihm sehr entgegen, um sich ganz wichtig als Hund fühlen zu können.

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Das freut mich total :) So Tage an denen der Hund plötzlich herumläuft als wäre die vorherige Problemzone gar nie existent gewesen, und man denkt "Häh? Ist der krank?"... so Tage sind GOLD wert. und ich hoffe, dass die irgendwann so normal werden für euch, dass ihr nur noch von "früher war meiner auch mal..." reden könnt, und die Leute euch belächeln weil sie das schlichtweg nicht glauben können :)

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AAAAAArrrrrggghhhhhhhhhhgrumpflwürg - heute der Dämpfer.

Kann Nicky aber nix für, sondern ich Blödweib-Dumpfbacken-Hundefrauchen.

 

Mit Beiden in den Innauen, Spätnachmittag. 

Noch auf dem Hinweg trotz Rehspuren und naher Anwesenheit von Rehen, wenige Meter über uns flatternden Wildgänsen (oder sowas?) und zweimal laufenden Rehen in ca. 30 Metern Distanz,  blieben Beide toll ansprechbar und kontrollierbar, Nicky vor Ende der Schleppe toll abrufbar.

Da merkte ich aber schon, dass jetzt bald Schicht im Schacht ist, bei Beiden.

 

Und dann der Rückweg - Supergau!

 

Wir haben scheinbar genau das mieseste Timing erwischt, das man dort überhaupt erwischen kann,  bei dem überall die Rehe kreuzen, mit zwei jagdlich hochmotivierten Hunden. Innerhalb von 10 Minuten 5!!! Rehgruppen, egal, wohin wir ausweichen wollten, die in weniger als 20 Metern Distanz unseren Weg kreuzten und sogar einmal als ich umdrehen wollte, vor und hinter uns gleichzeitig.

Da sind Beiden dann derart die Sicherungen geknallt, dass ich mit zwei Hunden an Schleppleinen, aversives Gefahrenmanagement betreiben musste, damit die sich gegenseitig und mich nicht beschädigen.

Das war in der Form und der Intensität auch eine Premiere in über 50 Jahren Leben mit Hunden.

 

Ok - hab gelernt: Zu dieser Zeit nicht mit Beiden diesen Weg gehen, bzw. dieses Gelände mit Beiden um die Uhrzeit meiden!

Boah ey, krass.......  :wall:  :motz:  :ph34r:  :angry:

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