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Stellvertreterkonflikte


Estray

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Wenn ich es richtig verstehe, reden wir von kleinen Inszenierungen die gespielt werden in der Hoffnung der Hund ist in der Lage, ein bestimmtes Verhaltensmuster in andere Situationen übertragen zu können. Als eine Art Transferwissen.

 

Im Grunde glaube ich auch wie die meisten(alle bis jetzt?) hier, dass das ständig und überall im Alltag passiert. Auch bei der Konditionierung und Alltagssituationen (Besucher/Packetdienst/Nein-bedeutet-Nein/Warte auf mein Signal... ) spielen wir auch was vor oder wollen das es als stellvertretend für viele Situationen gilt.

 

Sollte man aber Stresssituationen inszenieren wollen:

Im normalen Alltag finde ich es auch überhaupt nicht problematisch, man sollte nur darauf achten das man die Stresssituationen (sollte man den Hund für diese "explizit testen" wollen =schauen was er/sie macht) nicht übertreibt. Den man kann einen Hund für bestimmte Situationen (Konflikt) völlig übersensibilisieren und im eine "Unsicherheit auch antrainieren". Ich hoffe man kann verstehen was ich meine. Wenn man es also oft in gespielten Streisituationen "eskalieren lässt" obwohl es im Alltag eigentlich nie vorkommt, dann kann ein Hund sich agressives Verhalten (durch Unsicherheit/Konditionierung dadurch) aneignen, die man im normalen Alltag nicht will. Meines Wissens gehört das nach wie vor zum Schutzhundtraining dazu. Ohne dafür ausgebildet zu sein (Hundeausbildung/-trainer) oder wenigstens jemanden dabei zu haben sollte man davon die Finger lassen. Auch muss man sich immer bewusst sein, das ein Schutzhund immer im Dienst ist und sein erlerntes Verhalten in jeder Sekunde seines Daseins im Hinterkopf hat. Wer also keinen Hund mit Schutzhundambitionen/-verhalten möchte braucht auch keine Streitereien/Schlägereien inszenieren.

 

Nachtrag: Als ich meinen Kommentar erstellte war Estrays noch nicht da. Sry für mgöliche Überschneidungen/Missverständnisse.

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KleinEmma

 

Es wird immer geraten, diese Stellvertreterkonflikte als solche zu entlarven und hinter die Kulissen zu schauen, da sie nur ein Symptom sind. 

Auf Hunde übertragen verstehe ich das so, dass die zugrunde liegenden Emotionen Beachtung finden sollten, statt nur das Fehlverhalten zu betrachten und bearbeiten zu wollen. 

 

Dem kann ich zustimmen, sehe ich auch so. 

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Joss the Dog

Mir hat z.b. eine Trainerin vor 4 Jahren geraten ( Joss fokussierte sich lieber auf alle anderen Reize anstatt auf mich ), ihn eine Woche lang Zuhause komplett zu ignorieren, nicht anzusprechen, kein Wort zu reden.

Sollte er draußen nicht hören, soll ich ihn von mir wegschicken, wenn er dann käme.

Das erste habe ich direkt abgelehnt. Hätte ich nicht durchziehen können, sah den Sinn nicht. Sehe ihn immer noch nicht.

Das 2.habe ich genau einmal gemacht. Er kollabiert da halb, friert auf der Stelle ein, bewegt sich nicht mehr und ist hochentsetzt und bedrückt :o

Im Gespräch pochte sie auf beide Varianten, ich habe sie nicht nochmal angerufen :P

Das wäre nach einigem Überlegen für mich auch etwas, was zu dem Thema passt oder meine Überlegungen gehen in die völlig falsche Richtung, möchte ich nicht von der Hand weisen :D

Ein anderer Trainer von damals verlangte, wenn mir der Hund Zuhause irgendwo im Weg liegt, soll ich nicht drübersteigen, sondern ihn wegschicken, damit er mich durch lässt :o

Öh. Nein. Freue mich eher, dass er mir so vertraut, dass er liegen bleibt ohne mit der Wimper zu zucken.

Solche und so ähnliche Dinge waren und sind einfach nicht mein Ding.

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KleinEmma

Das mit dem Wegschicken, wenn Hund nicht auf Ruf hört, hat man mir vor vielen Jahren auch empfohlen. Ich habs gemacht und meine damalige Hündin legte die Ohren hat, duckte sich, drehte um und lief im Affentempo weg  :o  Wer weiß, an was sie das erinnert hat (sie kam erwachsen zu uns).

 

Jedenfalls lief sie über eine Straße zum Bus, in dem wir damals lebten und der am Strand stand. Da hat sie auf uns gewartet. 

 

Toller Tipp und ich war so dämlich und habs ausprobiert.

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Joss the Dog

Ich fühlte mich auch richtig schlecht, Joss gerade ein dreiviertel Jahr, völlig verunsichert :(

Egal, was ich gemacht habe an Erziehung, dazu zähle ich auch schimpfen und meckern, das mach ich auch ;), nie habe ich ihn von mir weggeschickt, eher das Gegenteil.

Deshalb kann ich mich zu 100% darauf verlassen, wenn ihn etwas verunsichert, ängstigt, er kommt immer zu mir, sucht Schutz, den er sofort bekommt.

Trotz Angst bei Gewitter / Böllern wird er draußen nie panisch, wenn es uns überrascht und donnert oder knallt ( und ich ja fast nie eine Leine dabei habe , er kommt und bleibt an meiner Seite.

Seine Angst ignorieren sollte ich, sagen ja viele Trainer. Ich biete ihm Schutz, aber bestätige die Angst nicht und da liegt der Unterschied, glaube ich.

Ähm. Ist es schon OT? :o

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Sollte man aber Stresssituationen inszenieren wollen:

Im normalen Alltag finde ich es auch überhaupt nicht problematisch, man sollte nur darauf achten das man die Stresssituationen (sollte man den Hund für diese "explizit testen" wollen =schauen was er/sie macht) nicht übertreibt. 

 

Mist da hab ich einen Fehler gefunden. Ich meinte natürlich ich finde inszenierten Besuch oder so was nicht problematisch. Und sollte man Stresssituationen überhaupt inszenieren wollen um den Hund zu testen soll mans bitte nicht übertreiben.

 

Wer also keinen Hund mit Schutzhundambitionen/-verhalten möchte braucht auch keine Streitereien/Schlägereien inszenieren.

 

Hat ein Hund bei "normalem Streit" (Kinder streiten sich mal oder raufen spielerisch) dann muss man das natürlich auch mal nachstellen um ihm zu zeigen dass es nicht schlimm ist.

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Der große Unterschied zwischen der Nutzung des Begriffes in der Hundeerziehung und der Bedeutung in der menschlichen Psychologie liegt doch darin:

 

Bei Menschen, z. B. in einer Paarbeziehung, werden offensichtliche Konflikte genauer angesehen und als stellvertretende Konflikte für die tatsächlichen Beweggründe entlarvt. Statt ein Management für den offensichtlichen Konflikt zu suchen - was eine reine Symptombehandlung wäre, die nur eine Verlagerung des tieferliegenden Konfliktes nach sich zieht - soll das zugrundeliegende Problem offenbart und daran gearbeitet werden. So bekommt z. B. eine Paarbeziehung eine bessere Qualität, mit der die Alltagsprobleme besser aufgefangen oder/und gelöst werden. Hier geht es auch um gegenseitigen Respekt, aber auch um die Auflösung von Verhaltensmustern des Einzelnen (Ängste, Neid, Unsicherheiten, Machtansprüche).

 

Bei der Hundeerziehung wird durch die Schaffung eines Stellvertreterkonfliktes nicht nach der Ursache für den eigentlichen Konflikt gesucht, sondern ein stellvertretendes Szenario geschaffen. Hier werden die Bedingungen so gestaltet, dass ein Management etabliert wird, welches zuverlässig vom Menschen ausgeübt und kontrolliert werden kann.

Es wird also einfach ein Verhaltensmuster in der Hund-Mensch-Beziehung eingeführt, welches ein (unerwünschtes) Verhaltensmuster ersetzen soll, ohne die Ursachen für das zu ersetzende Verhaltensmuster zu beseitigen. Auch hierbei findet nur eine Verlagerung des ursächlichen Konfliktes statt. Das wird aber oftmals durch ein ausgeklügeltes Management überlagert.

 

Die Gefahr bei der Verlagerung liegt darin, dass scheinbar plötzlich auftretende Probleme in keinem Zusammenhang mehr zu den früheren, durch das Management abgelösten Verhaltensweisen zu stehen scheinen.

 

Aus der menschlichen Psychologie ist hier z. B. der gesamte psychosomatische Bereich allgemein bekannt und anerkannt. Bei Hunden wird diese Möglichkeit aber immer noch weit verbreitet überhaupt nicht in Betracht gezogen. 

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Da hängste die Leine dran und der Hund befindet sich konsequent in seiner eigenen Welt und macht sein Ding... warum? naja, er hat halt gelernt, dass der Mensch eh nicht zuhört, warum also sollte er ihn mit einbeziehen.

Leider ist das meist so.

 

Folgendes ist NICHT an neeroa persönlich gerichtet, sondern drückt lediglich meine Meinung und Erfahrung aus!

Es kann auch weitere Ursachen haben, wie mangelnde Sozialisierung, Traumata usw.

Und auch hier ist es notwendig, wenn man dem Hund helfen will, ihm zuhören zu lernen, dass man eine Basis schafft, innerhalb derer der Hund mit dem Menschen auch tatsächlich kommunizieren will.

 

Selbst ein "Nichtwollen" hat immer Gründe, Ursachen, die es zu erkennen gilt, wenn man fair bleiben will.

 

Jeder halbwegs "normale" Hund hat es nicht nötig, über dominierende Machtdemonstrationen anhand von Stellvertreterkonflikten, wie sie oft empfohlen werden, beigebracht zu bekommen, dass der Mensch ein Verbot auch ernst meint. 

Hunde sind derart sensibel, dass sie unsere Stimmungen durchaus auch wahrnehmen, so wie sie sind und darauf authentisch reagieren.

 

Ich kann nicht nachvollziehen, dass viele meinen, es sei notwendig, erstmal eine Kommunikationsbasis zu schaffen, die den Hund wegen der unangenehmen Folgen fürs "Nicht Zuhören" dazu veranlasst "zuzuhören".

 

Eine gewisse Ernsthaftigkeit im Rahmen einer Alltagssituation zu kommunizieren, so dass der Hund dies auch akzeptiert, muss nicht zwingend erfordern, zuvor  gezielt  aversiv einen Verhaltensabbruch zu konditionieren, der dann soweit eingeübt wird, dass der Hund ihn generalisiert.

 

Ich hab manchmal den Eindruck, manche Hunde müssen als Stellvertreterkonfliktobjekt für ihre Hundehalter herhalten....

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