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Wundermittel Alternativverhalten


Estray

Empfohlene Beiträge

vor 16 Stunden schrieb Estray:

Hilf mir mal, mein Kopfkino zu verändern und mit besseren Bildern zu füllen :). Wie bringst du deinen Hunden das bei? Wie gehst du mit Fehlern um? 

 

Wie könnte ich denn dazu beitragen dein Kopfkino zu verändern? Ich bin gerade ziemlich ratlos. Es ist dein Kopfkino und du weißt, dass es Kopfkino ist. Also tritt doch einfach einen Schritt zurück oder zur Seite und betrachte es aus einem anderen Blickwinkel? Ich kopfe da schon eine Weile herum und verstehe noch immer nicht, wie du von meinem Beitrag aus auf Blechnäpfe, aufgehängte Hunde, Wasserpistolen, eingezogene Köpfe und sonstige Scheußlichkeiten kommst. Ja, diese Idioten gibt es. Nur: Was haben die mit mir zu tun?

 

Ich habe ja auch geschrieben, dass meine Hunde mir nur sagen, WAS sie von mir wollen, nicht wie. Welcher Film läuft da in deinem Kopfkino? Einer von tobenden, zähnefletschenden, um sich beissenden Hunden? Von Hunden, die halt mit ihren hündischen Äquivalenten zu Blechnäpfen, Würgern, Fusstritten um sich schlagen?

Nein. Wir wissen auch so, was unsere Hunde mögen und was nicht. Sie müssen nicht gewalttätig werden dafür. Oder vielleicht doch?

 

Meine Aussage: "Wir leben in dieser Welt und lernen, damit umzugehen. Wir streiten nicht. Wir fordern nicht. Wir belästigen niemanden, der nicht belästigt werden will. Wir sind höflich und nehmen Rücksicht. Keinem meiner bisherigen Hunde habe ich jemals gesagt, WIE er das machen soll.", hast du fett hervorgehoben. Deinen Bogen zu gewalttätigem "Lass das!" und deine abschließenden Fragen, wie ich das meinen Hunden das beibringe und wie ich mit Fehlern umgehe, versuche ich also vor allem damit in Bezug zu bringen. Es gelingt mir aber nicht. Ich gehe nicht davon aus, dass ich das meinen Hunden beibringen muss. Ich gehe davon aus, dass sie das können. Sie wären ja schön blöd und hätten wohl kaum so lange überlebt, wenn sie nur streitsüchtig und rücksichtslos auf der Suche nach dem nächstem Machtkampf durch die Gegend laufen würden. Nein, sie wollen das nicht. Sie sind keine Menschen, sie sind Hunde. Und ich lass sie. Ich unterstütze sie vielleicht, indem ich das mit ihnen lebe, auch vor-lebe. Oder mich zumindest bemühe. Ich gehe aber nicht davon aus, dass Hunde nur dann sozial kompetent und mit ihrer Umwelt "verträglich" sind, wenn ich Mensch ihnen das beibringe. Und ich glaube, dass mir meine Hunde u.a. auch deshalb so genau zuhören. Sie machen keine Fehler. Sie tun nur, was sie glauben tun zu müssen. Und dann rümpfe ich halt mal die Nase oder verdrehe die Augen und vielleicht sag ich sogar mal vorwurfsvoll "Lass doch den Unsinn, du Idiot." ... Und geh dann einfach weiter...

 

(Puh, und jetzt springen wahrscheinlich die nächsten Kopfkinos an: mimimi läßt ihre Hunde machen, was sie wollen. Naja, auch schon egal. Manchmal ist es mit Hunden echt leichter, die denken nicht so schwarz-weiß und sind kaum Kopfkino-anfällig. ;))

 

Auch wenn esi mir nicht gelungen ist, dein Kopfkino mit besseren Bildern zu füllen, estray, und mir auch nie gelingen wird, so lange du diese Bilder nicht selbst suchst und dann auch finden wirst: Ich werde nicht aufhören meine Bilder zu malen. Und ch weiß schon so ungefähr, wovon ich rede, vielleicht glaubst du mir wenigstens das. Ich habe mit meinem Großen auch eine Weile versucht, mit wohlmeinenden, damals noch als z.B. "Wattebauschwerfer" verlachten Trainern "Alternativverhalten" zu trainieren. So schlau, dass mir die ganzen "klassischen Kynologen" und ihr Abrichte-, Ausbildungs- und Vereinsgetue gestohlen bleiben können, war ich immerhin damals schon. Weil hey! - mein Hund hatte ein massives Problem mit seinem Sozialverhalten seiner Umwelt gegenüber; sollen die in ihren Vereinen machen, was sie wollen, so lange sie mich in Ruhe lassen. Der Umweg über den Hundeplatz und die Ausdehnung dieser "Blase" auf die Realität im Alltag war m ir zu mühsam und nicht ausreichend schlüssig. (Und die nächsten Kopfkinos...)

 

Irgendwann stand ich auf einer großen übersichtlichen Wiese, hab die ganze aufgestaute Luft rausgeblasen, die Schulten hängen gelassen und meinem Hund gesagt: Du bist gut so, wie du bist. Ich kann dir keine Alternativen bieten, die besser wären als die, die du selbst in dir hast. Du kennst sie noch nicht, also geh hin, geh raus in die Welt - und lern sie kennen. Ich bin da, wenn du mich brauchst. Und ich bin da, um Schaden zu verhindern. Alles andere kannst du alleine. Und während diese ganze Widersprüchlichkeit von mir abfiel, mir bewusst wurde, das ich ganz egal WIE, sogar "wattebauschwerfend" Alternativen anbietend meinem Hund immer noch nur eines sage: Du bist nicht ok, ich will dich anders,  stand dieser stolze, unnahbare, unbeeindruckbare, unerziehbare Hund, der gerade sehr überzeugend einen vorbeigehenden Mann vom Acker scheuchen wollte 50 Meter vor mir. Er stand. Grummelnd, zähnefletschend, den Typen sehr genau beobachtend, kontrollierend. Aber er stand. Und ich hab ihm nicht gesagt, dass er stehen soll. Als er fertig war mit seinen Beobachtungen und Einschätzungen trabte er locker zurück in meine Richtung, schnupperte hier und da, pinkelte, scharrte, war irgendwann da: Frauchen, ich könnte jetzt ein Keks vertragen *grins*.

 

Nie mehr habe ich seither versucht, diesem Hund zu sagen, wie er seine Probleme lösen kann. Jahrelang habe ich erfolglos versucht, mit ihm "zur Seite" als Alternative zur Konfrontation zu trainieren. Weil ich halt auch glaubte, dass dieser Hund mit seiner Vorgeschichte und seinem "unerwünschten" Verhalten irgendwie "anders" sein musste und anders behandelt werden musste als die früheren unkomplizierten Welpchen, die eh nichts anderes vor hatten, als sich in mein Leben einzufügen. Jetzt gehe ich zur Seite und habe auf einmal einen Hund, der mich daran erinnert, wenn ich seiner Ansicht nach mal zu spät dran bin. Weil: "wir streiten nicht, Frauchen :rolleyes:"

 

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Nachtrag: Der Blechnapf sitzt tief. Das ist jetzt noch persönlicher und hat mit dem Thema gar nichts mehr zu tun. In dem Video von damals hätte ich am liebsten die beteiligten Menschen so lange an den Schultern gepackt und geschüttelt, bis sie endlich mal hinschauen und kapieren, was dieser arme Hund ihnen verzweifelt versucht mitzuteilen. ... Zwei Jahre habe ich versucht, einen anderen Hund aus deren Einflussbereich zu kriegen. Ist mir nicht gelungen. Zwei Jahre habe ich mir angehört, dass dieser Hund, der schon einige Menschen ("eigene" und fremde) krankenhausreif gebissen hat und auf keinen  Fall mit anderen Hunden Kontakt haben darf, nur mal "ordentlich" erzogen gehört. Zwei Jahre habe ich diesem Hund seine Freiheit zurückgegeben, nie hat er sie missbraucht. Zwei Jahre durfte er mit mir an 20m Leine spazieren gehen, mit meinen  Hunden spielen, sich von meinem Kleinen wegschnappen lassen, an der stolzen Brust meines Großen abprallen, mit uns autofahren und zwischen meinen Freunden frei herumlaufen. Zwei Jahre durfte er manchmal der Hund sein, der er war.... Klar, ich hab auch rosaroten Ponyhof für diesen Hund inszeniert, der nicht ganz ohne war. In der Hoffnung, dass irgendjemand mal wenigstens kapiert: Machtkampf ist nicht die einzige Lösung. Und nie vergesse ich, wie glücklich er sein konnte, wie seelig er grinsen konnte, wie sehr er alles richtig machen wollte. Und wie egal es ihm war, ob inszeniert oder echt. Er wollte einfach nur ernst genommen werden.

 

Der Hund wurde irgendwann trotzdem abgegeben. An Menschen, die ihm mal zeigen, wie der Hase läuft. Er hat wieder zugebissen.Mehr weiß ich nicht. Aber ich denke oft an diesen Hund. Also bitte: Nicht Blechnapf und mich in einem Beitrag zusammenmischen. Eine saubere sachliche Trennung krieg ich dann möglicherweise nicht mehr hin.

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gebemeinensenfdazu

Was im ursprünglichen Beitrag eben fehlt, ist daß der Hund selber Alternativverhalten anbieten kann. Nur muß man das eben erstmal erkennen. Oder man berücksichtigt wenigstens Ansätze und versucht daraus eines zu basteln.

Plattes Beispiel:

Freilauf auf Weg mit vielen Joggern und Fahrradfahrern und relativ wenigen Hunden mit Welpe bzw. Junghund

Anfangs habe ich sie immer mit Fuß und Leckerlies rangerufen bzw, vorbeigeführt, manchmal später stoppen und stehenlassen bis  Leute/Radfahrer passierten. Passanten habe ich vorher immer angekündigt, meist guckt sie dann zu mir, aber ihre Ohren reagieren immer.

Einmal habe ich das Stop Kommando nach der Passantenankündigung gegeben und sie hat das auch gehört, "Da kommt ein Radfahrer", zu mir geguckt und ist an der Seite weitergelaufen, hat auch zum Radfahrer geguckt... also habe ich mich korrigiert und "weiterlaufen" gesagt (mehrfach wiederholt während der Radfahrer vorbeigefahren ist). Wurde gut belohnt.

Seitdem machen wir das meistens so, sie guckt auch selber in Erwartung nach Leuten.

Das mit der Seite klappt auch ganz gut, wobei sie nicht immer meine Seite wählt, dann gehe ich eben auf ihre.

Das ist für mich so ein Beispiel von kooperativem Alternativverhalten, das wohl der althergebrachte Schäferhundeplatzausbilder nicht unter "sich am Halter orientieren" versteht.

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KleinEmma

Guten Morgen mimimi,

 

das liest sich wirklich interessant und ich war schon fast traurig, als deine Beiträge zu Ende gelesen waren :) 

 

Mich würde trotzdem genauer interessieren, wie du vorgehst. Vielleicht lässt sich das auch gar nicht erklären?

 

Also, auch ich bin kein Freund davon Hunden ständig Alternativverhalten beizubringen. Ich halte auch nichts von diesem hinsetzen, wenn ein Hund näher kommt.

 

Aber - mmh, jetzt kommt ein Aber :) : Manchmal gibt es hündisches Verhalten, dass Hunde nicht von sich aus sein lassen.

 

Ich denke beispielsweise an Hunde, die Fahrzeuge jagen. Das würde Emma heute noch gerne machen, sobald wir hier zuhause sind. Dann sieht sie nämlich die Hunde des Nachbarn, die fröhlich Fahrzeuge jagen. 

Emma macht es nicht mehr, aber sie hat das nicht einfach so sein gelassen. Ein Alternativverhalten wäre ihr bestimmt nicht von selbst in den Sinn gekommen.

 

Die Hunde des  Nachbarn machen das täglich und mehrmals am Tag. Die finden das einfach lustig - die Radfahrer und Motorradfahrer aber nicht.

 

Wie gehst du mit solchen und ähnlichen Situationen /Verhaltensweisen um?

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Am 10.4.2017 um 12:31 schrieb kareki:

 

Tatsächlich habe ich eine andere Auffassung von Alternativverhalten als Ablenkung durch Leckerlis und Co (was ich nicht schlecht finde).

 

Für mich ist es das, was auch im Artikel beschrieben wird: Was kann ich dem Hund anbieten, statt des unerwünschten Verhaltens?

 

Als mich Akuma gebissen hat an Tag 1 als ich ihm sein Futter bringen wollte, war für mich das Etablieren der Alternative wichtig: 

"Statt beißen, hältst du Abstand von mir". Durch den Abstand - Futter von mir wegrollen - könnte er mich nicht mehr beißen, da er zu weit weg und beschäftigt war.

 

Wo steht denn das Alternativverhalten Ablenkung durch Leckerlis und Co ist?

Sicher kann der Hund auch MAL abgelenkt werden (wenn er sich denn lässt), um eine Situation an ihrem Fortschreiten zu hindern und sie in eine andere Richtung umzulenken. Aber Ablenkung ist eine von diversen Möglichkeiten, um eine Alternative zum ursprünglichen Verhalten entwickeln zu lassen. 

Leider lässt der Text aber genau diese Reduzierung auf reine Ablenkung, ohne Eigeninitiative des Hundes, zu. 

Dass mir der Text hier einfach zu oberflächlich ist, hatte auch ich schon geschrieben.

 

Am 11.4.2017 um 08:41 schrieb Estray:

Dein Beitrag hat mich zum Nachdenken angeregt Mimimi. Der Teil gefällt mir gut :) : 

 

 

Du hast recht, dass Sitz oder ne Hand anstupsen oder einen Ball tragen keine wirkliche Verhaltensänderung ist und dass solche "Tricks" den Hund nicht sozialkompetenter machen. Erst recht nicht, wenn der Mensch dem Hund diese Verhaltensweisen "befiehlt". 

Es ist etwas platt und oberflächlich, einfach ein Verhalten durch eine andere, antrainierte Handlungsweise zu ersetzen. Danke für deine Gedankenstimulation! :) 

 

 

Und du hast auch recht, dass es durchaus vergleichbar ist, mit dem Vorgehen auf stinknormales Schäferhundeplätzen seit Jahrzehnten, aber im hippen Outfit ;) .

Fuß statt bellen, Platz statt hetzen....

 

Aber nun kommen wir zu dem Punkt, wo mir ganz sicher die konkrete Handlungsweise nicht gefallen würde und mir der Film in meinem persönlichen Kopfkino nicht mehr gefällt. 

 

 

Läuft das nun auf ein bestimmtes "Lass das!!" hinaus, der Hund wird unterbrochen in seiner Handlung und kann sich dann selbst überlegen, was er tut, Hauptsache er tut DAS NICHT? Das "Lass das" gefällt mir oft ganz und gar nicht und es muss oft sehr heftig ausfallen, damit der Hund es auch annimmt. Mein Kopfkino spielt gerade die Szene mit der Schäferhündin und dem Blechnapf ab oder zeigt mir einen in der Luft hängenden Hund, der am Halsband hochgezogen wird, damit er "nicht streitet". Es zeigt mir einen Hundehalter, der seinen Hund kräftig in die Seite tritt, damit dieser nicht überholt und "niemanden belästigt". Ich sehe einen Hund, der mittels Wasserspritzpistole davon abgehalten wird, auf den Besuch keine "Rücksicht zu nehmen". 

Ich sehe Hunde, die wissen, dass sie etwas nicht dürfen und schon mit den Augen blinzeln und den Kopf einziehen, wenn sie eigentlich gerne den entgegen kommenden Hund anbellen würden, aber wissen, dass "man nicht pöbelt".

Die haben zweifelsohne gelernt, was der Mensch von ihnen nicht will. Sind aber in keinster Weise sozialkompetent dadurch. 

Sie machen keine Fehler und vermeiden Situationen. 

Hilf mir mal, mein Kopfkino zu verändern und mit besseren Bildern zu füllen :). Wie bringst du deinen Hunden das bei? Wie gehst du mit Fehlern um? 

 

 

 

 

 

Auch hier: Vom Text ausgehend, lässt dieser dieses Kopfkino nicht zu, weil darauf hingewiesen wird, dass Alternativverhalten selbstverständlich positiv aufgebaut wird. Es wird sogar darauf hingewiesen, diese Alternative zunächst ohne Umweltreize einzuüben, und erst nach und nach unter Umweltreizen zu festigen. 

 

Leider lässt der Text aber auch die Auslegung zu, dass auch durch Alternativverhalten der Hund zu einer Funktionsmaschine erzogen wird - wenn auch auf positivem Weg.

Dieser Eindruck wird - für mich! - eben genau durch diese Beschreibung der ritualisierten Handlung verstärkt.

 

Es gibt Hinweise im Text, die auf das eigentliche "Wunder" der Möglichkeit von Alternativverhalten hinweisen: Das Ansprechen der emotionalen Ebene des Hundes.

 

Wenn mein Hund beim Sichten anderer Hunde geifernd in der Leine hängt, und ich erarbeite mir mit ihm das Angebot: "Probiere doch mal aus, statt geifernd nach Vorne zu gehen, dich mal hinzusetzen und zu schauen!" - dann gebe ich dem Hund damit überhaupt erst die Möglichkeit, eine andere emotionale Ebene empfinden zu können.

Dass ich das nicht 2m vom anderen Hund entfernt verlange, sondern erst mal mit einem für meinen Hund ausreichenden Abstand, ist irgendwo selbstverständlich.

 

Über diese Veränderung der emotionalen Ebene ist es dem Hund überhaupt erst möglich, eine andere Wahrnehmung zu entwickeln. 

Diese veränderte Wahrnehmung ermöglicht dem Hund dann, eigene Alternativen zu entwickeln.

Genau das ist das Ziel - zumindest für mich.

 

Natürlich bringe ich mich da ein und teile meinem Hund mit, welche Alternativen von ihm für mich wünschenswert sind, und welche nicht.

Aber auch hier immer mit einer positiven, freundlichen Intention. Ich will meinen Hund bei den entsprechenden Verhaltensmustern nämlich in einer positiven Grundstimmung halten - und das kann ich nur, wenn ich selber auf dieser Ebene bleibe. 

 

 

 

 

 

 

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vor 3 Stunden schrieb mimimi:

Und ch weiß schon so ungefähr, wovon ich rede, vielleicht glaubst du mir wenigstens das. Ich habe mit meinem Großen auch eine Weile versucht, mit wohlmeinenden, damals noch als z.B. "Wattebauschwerfer" verlachten Trainern "Alternativverhalten" zu trainieren. So schlau, dass mir die ganzen "klassischen Kynologen" und ihr Abrichte-, Ausbildungs- und Vereinsgetue gestohlen bleiben können, war ich immerhin damals schon. Weil hey! - mein Hund hatte ein massives Problem mit seinem Sozialverhalten seiner Umwelt gegenüber; sollen die in ihren Vereinen machen, was sie wollen, so lange sie mich in Ruhe lassen. Der Umweg über den Hundeplatz und die Ausdehnung dieser "Blase" auf die Realität im Alltag war m ir zu mühsam und nicht ausreichend schlüssig. (Und die nächsten Kopfkinos...)

 

Ja, mein Kopfkino legt jetzt erst richtig los, was vielleicht auch daran liegt, dass die einzig konkrete Sache, die du im Beitrag zu deiner Vorgehensweise geschrieben hast, das Naserümpfen ist und der Entschluss ihn nicht umzuerziehen. 

 

vor 3 Stunden schrieb mimimi:

Sie tun nur, was sie glauben tun zu müssen. Und dann rümpfe ich halt mal die Nase oder verdrehe die Augen und vielleicht sag ich sogar mal vorwurfsvoll "Lass doch den Unsinn, du Idiot." ... Und geh dann einfach weiter...

 

vor 3 Stunden schrieb mimimi:

Irgendwann stand ich auf einer großen übersichtlichen Wiese, hab die ganze aufgestaute Luft rausgeblasen, die Schulten hängen gelassen und meinem Hund gesagt: Du bist gut so, wie du bist. Ich kann dir keine Alternativen bieten, die besser wären als die, die du selbst in dir hast. Du kennst sie noch nicht, also geh hin, geh raus in die Welt - und lern sie kennen. Ich bin da, wenn du mich brauchst. Und ich bin da, um Schaden zu verhindern. Alles andere kannst du alleine. Und während diese ganze Widersprüchlichkeit von mir abfiel, mir bewusst wurde, das ich ganz egal WIE, sogar "wattebauschwerfend" Alternativen anbietend meinem Hund immer noch nur eines sage: Du bist nicht ok, ich will dich anders,  stand dieser stolze, unnahbare, unbeeindruckbare, unerziehbare Hund, der gerade sehr überzeugend einen vorbeigehenden Mann vom Acker scheuchen wollte 50 Meter vor mir. Er stand. Grummelnd, zähnefletschend, den Typen sehr genau beobachtend, kontrollierend. Aber er stand. Und ich hab ihm nicht gesagt, dass er stehen soll. Als er fertig war mit seinen Beobachtungen und Einschätzungen trabte er locker zurück in meine Richtung, schnupperte hier und da, pinkelte, scharrte, war irgendwann da: Frauchen, ich könnte jetzt ein Keks vertragen *grins*.

 

Nie mehr habe ich seither versucht, diesem Hund zu sagen, wie er seine Probleme lösen kann. Jahrelang habe ich erfolglos versucht, mit ihm "zur Seite" als Alternative zur Konfrontation zu trainieren. Weil ich halt auch glaubte, dass dieser Hund mit seiner Vorgeschichte und seinem "unerwünschten" Verhalten irgendwie "anders" sein musste und anders behandelt werden musste als die früheren unkomplizierten Welpchen, die eh nichts anderes vor hatten, als sich in mein Leben einzufügen. Jetzt gehe ich zur Seite und habe auf einmal einen Hund, der mich daran erinnert, wenn ich seiner Ansicht nach mal zu spät dran bin. Weil: "wir streiten nicht, Frauchen :rolleyes:"

 

Nur kurz zum Verständnis, denn ich glaube, wir haben unterschiedliche Vorstellungen von Alternativverhalten. Alternativverhalten muss man dem Hund nicht zeigen und mühsam wie ein Kunststück antrainieren, sondern man kann die eigenen Angebote des Hundes feiern und somit verstärken. Das wäre dann im Fall deines Hundes das Stehen in dem Beispiel, das könntest du belohnen und er hat schon recht, wenn er dich danach um einen Keks bittet :) .

Das Alternativverhalten kann ein kleiner Bogen, einen Abwenden des Blickes, ein Schnuppern am Boden und enifach irgendetwas statt des problematischen Verhaltens sein, was man verstärken kann. Das hat nichts mit Sitz, Stups und Rolle rückwärts zu tun. Es muss auch nicht immer gleich sein, sondern in jeder Situation anders aussehen. 

Alternativverhalten ist auch, dass dein Hund sich mal dagegen entscheidet dem kläffenden Hund auf der anderen Straßenseite Contra zu geben wie sonst jeden Abend und deinen Hund für diese Entscheidung wertschätzt. Er kam selber auf diese clevere Alternative und du bringst zum Ausdruck, dass du seine Entscheidung begrüßt.

 

Und ich glaube auch, dass wir von unterschiedlichen Bildern ausgehen. Mir gehts da wie Klein Emma und ich frage mich: 

 

vor 2 Stunden schrieb KleinEmma:

Aber - mmh, jetzt kommt ein Aber :) : Manchmal gibt es hündisches Verhalten, dass Hunde nicht von sich aus sein lassen.

 

Ich denke beispielsweise an Hunde, die Fahrzeuge jagen. Das würde Emma heute noch gerne machen, sobald wir hier zuhause sind. Dann sieht sie nämlich die Hunde des Nachbarn, die fröhlich Fahrzeuge jagen. 

Emma macht es nicht mehr, aber sie hat das nicht einfach so sein gelassen. Ein Alternativverhalten wäre ihr bestimmt nicht von selbst in den Sinn gekommen.

 

Die Hunde des  Nachbarn machen das täglich und mehrmals am Tag. Die finden das einfach lustig - die Radfahrer und Motorradfahrer aber nicht.

 

Wie gehst du mit solchen und ähnlichen Situationen /Verhaltensweisen um?

 

Ich lese deine Beiträge gern und denke auch über deine Ansätze nach, fühl dich nicht angegriffen, wir sind vielleicht nicht so weit auseinander, wie du gerade denkst. :) 

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Danke Marcolino, du hast das toll beschrieben und es entspricht auch meinem Vorgehen und meinen Erfahrungen. 

 

vor 25 Minuten schrieb marcolino:

Wenn mein Hund beim Sichten anderer Hunde geifernd in der Leine hängt, und ich erarbeite mir mit ihm das Angebot: "Probiere doch mal aus, statt geifernd nach Vorne zu gehen, dich mal hinzusetzen und zu schauen!" - dann gebe ich dem Hund damit überhaupt erst die Möglichkeit, eine andere emotionale Ebene empfinden zu können.

Dass ich das nicht 2m vom anderen Hund entfernt verlange, sondern erst mal mit einem für meinen Hund ausreichenden Abstand, ist irgendwo selbstverständlich.

 

Über diese Veränderung der emotionalen Ebene ist es dem Hund überhaupt erst möglich, eine andere Wahrnehmung zu entwickeln. 

Diese veränderte Wahrnehmung ermöglicht dem Hund dann, eigene Alternativen zu entwickeln.

Genau das ist das Ziel - zumindest für mich.

 

Natürlich bringe ich mich da ein und teile meinem Hund mit, welche Alternativen von ihm für mich wünschenswert sind, und welche nicht.

Aber auch hier immer mit einer positiven, freundlichen Intention. Ich will meinen Hund bei den entsprechenden Verhaltensmustern nämlich in einer positiven Grundstimmung halten - und das kann ich nur, wenn ich selber auf dieser Ebene bleibe. 

 

 

 

Es geht ja um den Anfang und dieses trainierte Alternativverhalten erspart die Holzhammermethode, die sonst vielleicht nötig wäre, um überhaupt zum Hund durchzudringen. Es ist ein Weg, nicht der einzige, aber ein sehr erfolgreicher, ethisch vertretbarer....in meinen Augen :) .

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vor 2 Stunden schrieb gebemeinensenfdazu:

Was im ursprünglichen Beitrag eben fehlt, ist daß der Hund selber Alternativverhalten anbieten kann. Nur muß man das eben erstmal erkennen. Oder man berücksichtigt wenigstens Ansätze und versucht daraus eines zu basteln.

Plattes Beispiel:

Freilauf auf Weg mit vielen Joggern und Fahrradfahrern und relativ wenigen Hunden mit Welpe bzw. Junghund

Anfangs habe ich sie immer mit Fuß und Leckerlies rangerufen bzw, vorbeigeführt, manchmal später stoppen und stehenlassen bis  Leute/Radfahrer passierten. Passanten habe ich vorher immer angekündigt, meist guckt sie dann zu mir, aber ihre Ohren reagieren immer.

 

Hm...also mit diesem Vorgehen erziehst du sie ja nicht unbedingt zu einem kompetenten Umgang mit Außenreizen und greifst zu früh ein, bietest Alternativen, wo vielleicht gar keine Alternativen nötig wären. 

 

vor 2 Stunden schrieb gebemeinensenfdazu:

Einmal habe ich das Stop Kommando nach der Passantenankündigung gegeben und sie hat das auch gehört, "Da kommt ein Radfahrer", zu mir geguckt und ist an der Seite weitergelaufen, hat auch zum Radfahrer geguckt... also habe ich mich korrigiert und "weiterlaufen" gesagt (mehrfach wiederholt während der Radfahrer vorbeigefahren ist). Wurde gut belohnt.

Seitdem machen wir das meistens so, sie guckt auch selber in Erwartung nach Leuten.

Ich finde das klingt sehr unnatürlich und ich frage mich, wohin dich dieser Trainingsweg führen soll. Was möchtest du damit erreichen? 

 

vor 2 Stunden schrieb gebemeinensenfdazu:

Das mit der Seite klappt auch ganz gut, wobei sie nicht immer meine Seite wählt, dann gehe ich eben auf ihre.

Das ist für mich so ein Beispiel von kooperativem Alternativverhalten, das wohl der althergebrachte Schäferhundeplatzausbilder nicht unter "sich am Halter orientieren" versteht.

 

Alternative zu was? Was würde sie denn machen, wenn du nicht auf sie einwirkst? 

Oder nicht auf sie einwirken kannst, weil sie zu weit entfernt ist? 

 

Sie lernt dadurch nicht das, was sie lernen sollte (neutrales Verhalten). 

 

Ich biete in diesem Fall bewusst nur dann Alternativen, wenn ich sehe, dass sie nötig sind und der Hund nicht selbst die richtige Entscheidung trifft. 

Konkret: Ich sichere den Hund an der Leine im ersten Schritt, passiere diese Reize und wenn der Hund normal daran vorbei läuft ist das super, wenn er sie ansteuern will, greife ich ein. 

 

 

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vor 2 Stunden schrieb gebemeinensenfdazu:

Was im ursprünglichen Beitrag eben fehlt, ist daß der Hund selber Alternativverhalten anbieten kann.

 

Das stimmt und das ist schade. Aber vielleicht setzt der Artikel da an, wo der Hund kein brauchbares Alternativverhalten in petto hat? Oder spricht Hundehalter an, die das Alternativverhalten gar nicht erkennen würden (gibt es viele!) .

 

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gebemeinensenfdazu

Was würde sie machen, bzw. was hätte sie damals gemacht:

Jeden anspringen, z.T. Küßchen geben, zu nahe kommen (wir hier ja immer schwer kritisiert), mitlaufen, wütende Jogger abkriegen, wütende Radfahrer abkriegen, bei unheimlichen Sachen (komische Kopfbedeckung z.B.) verbellen. Da sind manchmal viele und manchmal nur ein paar unterwegs, wenn es ganz viele sind, meiden wir das gebiet, das ist aber nur sonntags mittags bei Sonnenschein. Deshalb war das überhaupt nötig, ansonst wäre das natürlich übertrieben gewesen. Aber es gibt hier aber eine ganze Menge Hunde, die den kompletten Gassiweg angeleint sind, weil sie die Halter eben Angst vor den Passanten haben (da gibt es nur wenige im Freilauf).

Angeleint wäre a) eine viel zu lange Strecke und b  ) tatsächlich keine Alternative gewesen wegen Motivationslosigkeit.Wenn angeleinte Hunde kommen oder viele Kinder auf Rädern oder Kinderwägen leine ich meist kurz an, eigentlich ist es mittlerweile nur bei Hunden sinnvoll, weil das nämlich echt gut klappt. Und es macht ihr tatsächlich Spaß neutral vorbeizugehen.

Es wäre nicht besser gewesen, sie aus schlechten Erfahrungen meiden zu lassen, Unfälle zu riskieren, Leute sich unwohl fühlen zu lassen oder mit der Leine zu überfordern/frusten. Draußen war kalt und langweilig, der Freilauf und das Treffen anderer Hunde ein paar der wenigen Gründe überhaupt aus der Tür zu gehen.

Wenn Kontakt erwünscht war von Leuten oder Hunden habe ich das fast immer zugelassen. Das Ausweichen gilt nur für Personen, bei denen das nicht erwünscht war - klar.

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