Beziehung zu Tierheimhunden

[Gast]

vor 10 Stunden schrieb Sempiternal:

Meine eigentliche Frage: kann man zu einem Tierheimhund grundsätzlich (mir ist klar dass es da unterschiedliche Exemplare gibt) eine genauso innige, vertrauensvolle Basis aufbauen wie zu einem Welpen? 

Und gibt es da eine bestimmte Altersgrenze, ab der sich das besonders schwer gestaltet? 

Ja kann man, definitiv! Liegt gerade neben mir auf der Couch! Kam mit ca. 3,5 Jahren und nem dicken Päckchen bei mir an. 

Man brauch schon etwas Geduld und Zeit - aber es lohnt sich!

Altersgrenze würde ich jetzt weniger sagen, eher "Trauma - " , oder "Erlebnisgrenze" sagen. Je mehr/schlimmer hier was passiert ist, desto mehr Fingerspitzengefühl etc. ist vom Menschen her gefragt.

 

[Gast]

Es ist völlig unmöglich eine innige Beziehung zu einem Hund aufzubauen den man nicht von Geburt an kennt.

Ist auch bei allen anderen Beziehungen so. Man muss auch das Glück haben den Ehemann/die Ehefrau von Geburt an zu kennen spätestens jedoch im Kindergartenalter, ansonsten wird man keine wirklich innige Beziehung aufbauen können.  

 

 

Natürlich geht das, warum auch nicht.

[Gast]

vor 10 Stunden schrieb Sempiternal:

Meine eigentliche Frage: kann man zu einem Tierheimhund grundsätzlich (mir ist klar dass es da unterschiedliche Exemplare gibt) eine genauso innige, vertrauensvolle Basis aufbauen wie zu einem Welpen? 

Und gibt es da eine bestimmte Altersgrenze, ab der sich das besonders schwer gestaltet?

Ich hab keinen Vergleich zum Welpen, aber ich hab ne seeeeeehr innige Beziehung zu meinem TH-Hund, für den ich mich aufgrund eines kleinen Fotos im Internet entschieden hab. Er war damals 2,5 Jahre alt und von der ersten Minute an, hab ich den gemocht

 

[Gast]

Eigentlich wurde ja schon alles gesagt. Aber trotzdem auch nochmal von mir: Ja, definitiv kann man zu einem Hund aus dem Tierschutz eine innige Beziehung aufbauen. Und nein, das ist nicht vom Alter des Hundes abhängig. Wir hatten in den letzten 25 Jahren sieben Hunde. Zwei davon sind als Welpen zu uns gekommen. Und gerade zu diesen hatte ich die wenigste Bindung. Vielleicht sind wir nicht die richtigen Leute, um einen Welpen aufzuziehen. Jedenfalls kamen mir diese beiden immer vor wie anstrengende Einzelkinder mit Anspruchsdenken

Die erwachsenen TS-Hunde sprechen mich viel mehr an. Wobei ich auch nicht der Typ bin, der den berühmten "Klick" braucht. Die Innigkeit kommt doch erst mit gemeinsam gelebtem Alltag, mit dem Abenteuer, sich gegenseitig kennen zu lernen und aufeinander einzustellen. Maja kam mit ca. 9 Jahren zu uns und sie war ein soo toller Hund. Ruhig und angenehm im Umgang, nie fordernd, aber doch mit einem ganz eigenen Charakter. Es war wunderbar, sie aufblühen zu sehen und es hat ein paar Monate gedauert, bis sie uns ihr Herz schenken konnte, um es mal so blumig auszudrücken. Aber das war dann eben ein wirkliches Geschenk. Und so könnte ich auch von den anderen Hunden erzählen. Jeder war toll, jeder fehlt und keinen möchte ich in meinem Leben vermisst haben.

 

Bei dem Hunden im Tierschutz kann man eigentlich erstmal nur nur die grobe Richtung auswählen, also Äußeres, Temperament, eventuelle rassebedingte Eigenschaften. Da sollte man sich ganz klar und sachlich überlegen, was ins eigene Leben passt. Außerdem sollte natürlich eine gewisse Sympathie da sein. Dann hat man sehr gute Chancen, dass man mit diesem Hund glücklich wird, egal wo er herkommt und wie alt er ist.

[Freefalling]

Meiner kam mit 1,5 Jahren zu mir und wir haben eine sehr innige Beziehung. Das hat meines Erachtens auch nicht viel mit diversen Macken zu tun. Dieses Gefühl von “jetzt bist du endlich in deinem Zuhause angekommen“ tut da extrem viel, finde ich. Wenn man sich für einen Hund aus dem Tierschutz entscheidet, wohlwissend, dass der immer mit einem Päckchen an Erfahrungen ankommt, und bereit ist, ihn grundsätzlich erstmal so zu nehmen wie er ist, empfindet man für dieses noch recht unbekannte Wesen ja schon eine gute Portion Liebe und Offenheit. Das ist ein super Start.

 

Ich finde es sogar besonders schön, wenn ältere Hunde einem ihr Vertrauen schenken. 

[Gast]

Erfahrungen mit Welpen habe ich nicht. Meine ist mit einem Jahr zu mir gekommen. Es hat seine Zeit gedauert, aber wir haben eine tolle und vor allem sehr innige Beziehung aufbauen können. Das geht nicht nach einem Tag, auch nicht nach einer Woche,... Bei uns hatte ich das Gefühl, dass wir richtig zusammengewachsen sind nach... Einem Dreiviertel Jahr?! Sie ist mir zwar von Anfang an nicht von der Seite gewichen, aber eine Richtige Bindung hat gedauert. aber ich bezweifel, dass das beim Welpen anders ist. Auch hier braucht man Zeit. Vielleicht fällt es nur nicht so auf, weil sie nicht von Beginn an so eigenständig sind 

Mein Trainer hat damals in der hundeschule gesagt: "mach dir doch keinen Stress. Alle Hunde sind gleich alt, aber du hast deinen nicht vom welpenalter an. Die anderen Besitzer hatten min. Sieben Monate Vorlaufzeit um eine Bindung zu ihren Hunden aufzubauen." 

Auch wenn meine nicht die einfachste war, haben wir mittlerweile eine genauso tolle Bindung wie andere Hundehalter  

[Gast]

Ich hab vor einem Jahr einen Hund von 16 Jahren aus dem Tierheim zu mir geholt, also einen richtigen Rentner.

Es hat keine 2 Wochen gedauert, da war er mir schon so an's Herz gewachsen, ich liebe ihn sehr und er ist auch mir gegenüber sehr anhänglich, fordert ganz viel Körperkontakt ein und ich behaupte mal, unsere Bindung ist super.

[Sempiternal]

Wow! Erstmal vielen Dank, ihr seid echt eine tolle Community. Niemals hätte ich mit so vielen Antworten in so kurzer Zeit gerechnet. 

 

Nach den ganzen Antworten komme ich mir richtig dumm vor, die Frage überhaupt gestellt zu haben. Ich muss dazu sagen, dass es bis jetzt mit keinem der Hunde aus dem Tierheim was geworden ist, weil ich zur Zeit auch noch nicht ernsthaft auf der Suche bin, da ich mich noch im Studium befinde. Das im Tierheim mache ich sozusagen nur, um die Zeit etwas zu überbrücken

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich es dort eher mit Extrembeispielen zutun habe, wie beispielsweise einem Schäferhund aus extrem schlechter Haltung, der weder mit Mensch noch Tier sozialisiert war. Natürlich genieße ich es total, wenn er mir sein Vertrauen schenkt und Fortschritte macht, bzw. auf leichte Kommandos hört, wenn er dafür empfänglich ist oder mit mir kuschelt. Aber für Aussenstehende sieht das wohl eher so aus, als würde er gar nicht auf mich hören und mich nicht mögen  Ich habe ihn wirklich sehr ins Herz geschlossen, aber für einen eigenen Hund wäre mir das eben alles doch etwas zu problematisch. 

 

Darüber hinaus möchte ich auch einen etwas größeren Hund, das sind bei uns eben meist die, die abgegeben wurden, weil die ursprünglichen Besitzer nicht mit ihnen klarkamen. Aber natürlich gibt es auch Ausnahmefälle. 

 

Wie gesagt, versteht mich nicht falsch, ich möchte es mir nicht leicht machen, sondern mich einfach mit meiner noch eher bescheidenen Hundeerfahrung nicht überfordern. 

 

Ich habe auch noch eine Frage zu den Tieren aus dem Tierschutz im Ausland. Wie läuft das ab, fährt man da ins Ausland und lernt die Hunde kennen oder "bestellt" man die im Internet und die werden dann hergebracht, ohne dass man sich vorher richtig kennenlernen konnte? Oder habt ihr dazu hilfreiche Links? Im Internet findet man einfach so viele verschiedene Informationen und ich blicke da gar nicht durch, was seriös ist und was nicht. 

 

Also nochmal vielen Dank ihr Lieben! 

[Sempiternal]

Achja, was ich noch dazu sagen wollte: ich finde es echt schade, dass die Meinung über Tierheimhunde so schlecht ist. Ihr kennt euch ja super aus, aber die weitverbreitete Meinung ist ja immer noch: ältere Hunde lassen sich nicht erziehen, etc. Ich bin ja auch mehr oder weniger drauf reingefallen. Darum finde ich es umso toller, hier etwas anderes zu lesen. 

[Gast]

vor 8 Minuten schrieb Sempiternal:

Ich habe auch noch eine Frage zu den Tieren aus dem Tierschutz im Ausland. Wie läuft das ab, fährt man da ins Ausland und lernt die Hunde kennen oder "bestellt" man die im Internet und die werden dann hergebracht, ohne dass man sich vorher richtig kennenlernen konnte? Oder habt ihr dazu hilfreiche Links? Im Internet findet man einfach so viele verschiedene Informationen und ich blicke da gar nicht durch, was seriös ist und was nicht.

Das mit der seriösität ist tatsächlich nicht so einfach. Da muss man viele kritische Fragen stellen. Wer die nicht beantworten will, ist wahrscheinlich auch nicht so seriös. 

 

Der Dicke war auf einer Pflegestelle in Deutschland, den haben wir vorher 2 mal getroffen. 

 

Bei  der kleinen haben wir uns vorher genau überlegt, was wir für Anforderungen haben, die unbedingt erfüllt werden müssen ( selbstbewusst, weil wir in einer Großstadt leben; offen und freundlich, weil wir sie viel mit nehmen, auch zu Leuten die sich nicht gut mit Hunden auskennen, möglichst keine Mittelmeerkrankheiten, zwischen 30-60 cm groß, nicht schwerer als 30 Kilo  ), was für uns gar nicht in Frage kommt ( Angst Störungen) und womit wir uns arrangieren können ( jagdtrieb, eventuelle genetisch Veranlagungen zu Erkrankungen). Danach haben wir uns eine Organisation gesucht, die uns alle Fragen beantworten wollte und mehrere potentiell interessante Hunde hatte. 

 

Am Ende haben wir uns für eine junge Hündin entschieden, die charakterlich unseren Wünschen entsprach, noch mit  ihrer Mutter und Geschwistern zusammen lebte und uns auch von den Fotos gefiel. 

Vorher kennen gelernt haben wir sie nicht, wir hätten aber die Möglichkeit dazu gehabt nach Rumänien zu fahren und die Hunde kennen zu lernen.