Bruderzwist

[Lemmy]

Hallo

Meine Freundin hat zwei BorderCollie-Brüder. Gleichalt, aber ganz schön unterschiedliche Charktere. Amigo ist der dominantere, frechere und selbstständigere Bruder, Danger ist mehr der "klassische" BC, der immer an Frauchen klebt und auf Komandos wartet.

Seit einiger Zeit drängt Amigo Danger immer wieder ab, wenn dieser herangerufen wird. Wie ein treibender BC, schneidet den Weg ab und hindert ihn daran, zu Frauchen zu kommen. Oder er beißt ihn weg, wenn Danger auch mal mit anderen Hunden Toben will.

Die beiden sind etwa 10 Monate alt und es ist ganz klar, das es sich wohl um eine Rangfrage handelt. Oder?? Denn eigentlich ist klar, dass Amigo der Boss ist, Danger will das ja gar nicht, nur seine Ruhe...

Was soll meine Freundin jetzt tun. Zur Zeit ruft sie Amigo zur Ordnung, wenn er wieder "stänkert" aber außer dass es in DEM MOMENT aufhört, hat es keine Wirkung. Mein Vorschlag, Amigo direkt heran zu rufen klappt auch nicht so wirklich (kann auch an meiner Freundin liegen...)

Aber es geht ja nicht an, dass der eine Hund verhindert, dass der andere zu Frauchen gerufen wird, oder??

[visitor]

Hallo,

deine Freundin sollte dieses Verhalten von Amigo nicht dulden, wenn sie weiter Freude an zwei Hunden haben möchte. Baut sich so eine Konkurrenz erst einmal auf, kann es schwierig werden und in echten Vertreibungskämpfen enden.

Es ist nicht richtig, Amigo zu gestatten, Danger zu mobben und zu kontrollieren. Er hat auch nicht den Aktionsradius oder die Aktionen oder Kontakte deiner Freundin zu regeln. Ob Danger nun tatsächlich seine Ruhe will oder nur, ohne das es "gesehen" wird, Amigo mit eigenen Verhaltensweisen herausfordert, ist die zweite Frage.

Bildet sie die Hunde aus? Hat sie jemanden, der sich das mal ansehen kann?

[Lemmy]

Hallo

Ja, sie geht mit mir gemeinsam zur Hundeschule, die Trainerin ist ganz gut, aber auf dem Hundeplatz ist meistens die Tochter mit Danger zu Gange. Dann hat Amigo "Mutti" ganz für sich. Ich werde meiner Freundin mal raten, dass sich unsere Trainerin das mal ansieht.

Der Meinung, dass das so nicht geht, war ich auch immer. Aber da sowohl sie als auch ich nicht sicher waren, dachte ich, ich frag mal.

Wie unterbindet man sowas am Besten? Heranrufen des "Stänkerers" oder "nur" Schimpfen?? Immerhin, bei Schimpfen/bzw "nein" hört Amigo bisher auf.

Schätze, das Ganze ist vor allem eine Sache des Timings, oder?

[visitor]

Hi,

weniger eine Sache des Timings als eine Sache der Führung. Zwischen Hunden, die sich so gut kennen, spielt sich sehr viel mehr ab, als das menschliche Auge sehen wird. Auch auf einige Entfernung regeln sie schon so manches.

"Mutti" sollte ihre Rolle als Führungskraft ausbauen und die Spielregeln bestimmen; auch wäre es vielleicht angeraten, nicht Danger zu derangieren- aus der Sicht der Hunde- indem sie mit Amigo arbeitet und Danger zur Tochter "muß". Damit "erhebt" sie Amigo ja auch.

Er muss wieder lernen, dass sie die Richtung angibt; egal, ob zu Hause, Unterwegs oder auf dem Platz - er hat nichts zu regeln. Sie könnte sich auch mal kritisch "von Außen" betrachten, ob sie nicht unbewusst Amigo vorzieht oder besser stellt. Damit gibt sie ihm grade zu zu verstehen, dass sie ihn fördert.

[Lemmy]

Oh, ich bin sicher, dass sie eigentlich Amigo bevorzugt. Der war der Erste in der Familie, Danger kam etwa 3 Monate später dazu. Und eigentlich soll/will ja auch die Tochter mit Danger arbeiten. (Der ist so ein"richtiger BC", mit Arbeitswut. Amigo macht mehr so sein eigenes Ding...)

Vielleicht sollten die beiden mal tauschen? Danger bei "Mutti" und Amigo zur Tochter?

Was immerhin schon mal gut ist: Wenn "Mutti" schimpft ("Amigo, NEIN") dann hört der Gute immerhin schonmal auf. Lässt sich also ausbauen.

Zu Hause hat auch Frauchen das Sagen: wenn sie "schluss jetzt" sagt, dann wird Toben und Balgen eingestellt, und die beiden sind ruhig.

wenn ich das richtig verstehe, dann sollte sie also immer dazwischengehen, wenn Amigo wieder "zickt"? Das lässt sich sicher machen... Soll sie ihn dann ganz ranrufen und evtl anleinen?

[visitor]

Es ist schwierig, einen Rat zu geben, ohne die Hunde gesehen zu haben. Ich fände es besser, wenn sie vor Ort, zu Hause und auch in der Freizeit, zB ihrer Trainerin die Situation zeigt.

Es gibt leider nicht "die" Lösung, sie muss schon auf die Menschen und Hunde passen. Mich würde interessieren, wie es weitergeht...

[Ticonderoga]

Hallo,

so wie ich das verstehe, arbeitet Deine Freundin mit Amigo, die Tochter mit Danger. ABER: Es muss auf jeden Fall klar gestellt sein/werden, wer der Rudelboss ist. Die Hunde regeln zwar die Rangfolge unter sich, aber das Sagen hat immer der Mensch, der als Rudelführer fungiert. D.h. also, Amigo hat überhaupt nicht zu entscheiden, mit wem Danger tobt oder ob er zu Frauchen geht etc.

Ich denke, dass die Rangfolge bei Euch noch nicht konsequent abgesteckt wurde, was das Wichtigste überhaupt ist. Ich mag auch gar nicht gern hören, dass ein Hund bevorzugt wird. Das kann nicht funktionieren, weil die Pelznasen so was nämlich ganz genau merken.

Ich habe ja selber 3 Racker, 2 sehr dominante und ein Lämmchen (naja, sind trotzdem alles Rottis). Die zanken auch manchmal ums Spielzeug, einen Knochen, den besten Schlafplatz........ Können sie meinetwegen - aber ich entscheide zum Schluss, wie was gemacht wird. Und dabei immer gerecht bleiben, finde ich auch wichtig.

LG

Ticonderoga

[Lemmy]

Hallo Ticonderoga

Ich weiß nicht genau, ob Amigo bevorzugt wird. Würde ich eigentlich nicht so sagen, aber ich bin ja nunmal nicht immer dabei. Futtermäßig kommt er sicher besser weg, er wiegt fast 2 kg mehr als Danger.... Aber er ist auch echt schnell, wenn jemand "fein" sagt. So schnell kann keiner gucken.

Ich glaube auch, dass es sich im Augenblick vor allem um die Rangfolge innerhalb der Hunde handelt, denn dass "mutti" das letzte Wort hat, ist schon so aufgebaut. Dennoch seh ich dass auch wie ihr alle: Amigo soll sich ncit daneben benehemen.

Ich werde mal meine/unsere Trainerin drauf ansetzen, bzw meine Freundin soll das tun.

Danke schonmal. Ich werde berichten, wie es weitergeht!

[Shepherd]

HallO Frederike,

ich kenne das Problem genau, ich habe selber zwei Wurfbrüder.

Bei uns hat das ganze auch in dem Alter angefangen, die Hunde sind jetzt in der Pubertät und nun muß eine klare Rangordnung festgelegt werden.

Wir haben in der Hundeschule erst mit jedem Hund einzeltraining gemacht und dann mit beiden zusammen.

Ich denke das dem einen nicht passt, dass der andere mit einer anderen Trainerin trainiert.

Meine Hunde sind nun drei Jahre und alle drei Monate geht das ca. zwei Wochen so und dann ist wieder alle in Ordnung .

Mein Alpharüde macht das oft wenn er Frust hat,auch damals als er in die Hundeschule musste oder wenn der andere Rüde mit anderen Hunden zusammen war.

Meine Trainerin hat gesagt, dass wäre ein Machtspiel unter den Rüden und

wenn es nicht zu doll wird soll man nicht dazwischen gehen es ist nun mal ein Hunderudel und die machen das unter sich aus. der Boss hat nun mal das sagen unter den Hunden.

Der Alpha zuerst, dann der andere so ist das nun mal und man sollte sich daran halten sonst gibt es nur noch mehr ärger.

Aber ich kann gleich sagen, es wird nicht nur bei diesem Problem bleiben.

Gruß Sabine

[BC3]

Hi,

habe gerade mit größtem Interesse eure Diskussion gelesen- und mich aufgrund dessen im Forum registriert....

Das hört sich alles sehr bekannt an. Ich habe auch zwei Wurfgeschwister (jetzt zweijährig), allerdings Mädels, die die gleiche Geschichte am Laufen haben.

Grundsätzlich glaube ich nicht, dass es so etwas wie eine "feste" Rangordnung innerhalb des Rudels gibt (insgesamt habe ich drei BC). Die Wichtigkeit der entsprechenden Ressourcen für den einzelnen Hund ist ausschlaggebend.

Will sagen: Der Ball ist beispielsweise für Kuckuck ganz wichtig (Bestätigung), während Toula auf Leckerchen oder körpernahes, objektloses Spielen steht.

Und so ist es auch im täglichen Leben. Toula bleibt ganz entspannt in bestimmten Situationen, während Kuckuck high tempered reagiert und auch mal zu Übersprungshandlungen neigt... und manchmal eben auch umgekehrt

Aber zürück zum Thema:

Oft bekommen wir nur das Ergebnis der lautlosen Kommunikation durch Körpersprache und Blicke mit (weil wir gerade woanders hinschauen oder mit anderen Dingen beschäftigt sind), so entgeht uns ein großer Teil dessen, was vielleicht auch an Provokation der anderen Seite vorausgegangen sein könnte

Meine BCs brauchen, meiner Meinung nach, auch manchmal einfach eine Auszeit, einen Ort, an den sie sich zurückziehen können, wo sie wissen, dass sie sich entspannen können (oder auch mal gezwungen werden eine Auszeit zu nehmen), an dem sie sich wohl und sicher fühlen (in diesem Fall ist das mein Zimmer und ein Teil unseres Wohnbereiches).

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das zickige Verhalten untereinander sich deutlich bessert, wenn man zeitweise die Privilegien (die sich die Hunde so im Laufe der Zeit erarbeitet haben) einfach mal rigoros und konsequent beschneidet, den Bewegungsraum massiv einschränkt- bis hin zur völligen "Stilllegung").

Ich bin, obwohl ich sehr viel mit Hunden zu tun habe, öfters mal unsicher wer hier wen moppt oder wer in welcher Situation Oberwasser hat- zuviel entgeht einfach dem oberflächlichen menschlichen Auge. Eine in den Augen der Hunde falsche Enstcheidung zu treffen ist nicht gut, weil dadurch meine Rechte zur Führung des Rudels vielleicht nicht mehr nachvollziehbar sind (denn die müssen eben erst durch klare und deutliche Entscheidungen erworben und immer wieder aufs Neue unter Beweis gestellt werden...)