Zum Inhalt springen
Registrieren

Brauch mal "Genetiker"...


gast

Empfohlene Beiträge

Nuortariikas

Das Wesen vererbt sich "nur" zu 40%. Ich persönlich würde auch keinen recht wesensschwachen Hund zur Zucht nehmen. Allerdings ist dieser Fakt sehr interessant und sollte definitiv berücksichtigt werden!

Link zu diesem Kommentar
lilith2k3
Bestimmt hängt auch viel von der Prägung und Erziehung ab, dennoch zeigen bestimmte Rassen einfach bestimmte Eigenschaften und das auch völlig ohne Erziehung.

So apportiert mein Retriever, ohne, dass ich das je geübt hätte...

Ebenso sind bestimmte Eigenheiten genetisch auch mit Äußerlichkeiten gekoppelt. In einem Versuch mit Füchsen fand man heraus, dass sich diese verfärbten, als man vermehrt "handzahme" Füchse verpaarte.

LG Tanja

Allerdings hat die Sache einen Haken:

Zum einen ist die innerrassische genetische Varianz recht hoch - also den typischen Vertreter einer Rasse gibt es aus genetischer Sicht nicht.

Zum Anderen ist die Zuschreibung "Hund hat Eigenschaft XY" subjektiv von einem Züchter/Kommitee oder sonstwem vergeben und stützt sich in der Regeln nicht auf eine genetische Entsprechung (was auch schwer werden dürfte).

Sicherlich gibt es in dem ein oder anderen Fall Spezialisierung des Verhaltens, der aber nicht durchweg bei allen Mitgliedern einer Rasse zu gleichen Teilen vorzufinden ist.

Desweiteren wage ich zu bezweifeln, ob man bestimmen kann, was Hund von Haus aus mitbringt; dazu wären sog. "Kaspar Hauser"-Experimente von Nöten, die wohl jeglicher ethischen Grundlage entbehrten.

Zudem ist zu Berücksichtigen, daß die meisten heutigen Hunde (laut einer Schwedischen Studie von K. Svartberg) nicht ihrem eigentlichen Rassetypus entsprechen, was heißt, daß die wenigsten Hunde noch die klassischen Eigenschaften aufweisen zu denen sie ursprünglich gezüchtet worden sind - Zuchtziele ändern sich. Was wohl auch dem veränderten "Einsatzgebiet" vieler Hunderassen rechnung trägt, die ja heute vielfach nur als Begleithund eingesetzt werden.

Zum eigentlichen Thema:

"Stressempfindlichkeit" (ganz unmedizinisch) kann durchaus weitergegeben werden, ob rein vererbt oder wie schon angedeutet hormonell bedingt durch das Wachstum im Mutterorganismus sei mal dahingestellt; zumindest ließe sich sagen, daß bei geringer Stresstoleranz der Mutter, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, daß der Nachwuchs ebenfalls davon betroffen ist.

P.S.: Wie schön, die Diskussion an dieser Stelle fortführen zu können :)

Link zu diesem Kommentar
Bergers

Wenn diese Eigenschaften so gar nicht vererbt werden, wozu gibt es dann Arbeitsprüfungen?

Und warum dürfen bei einigen Rassen nur Hunde in die Zucht, wenn sie diese Arbeitsprüfungen bestanden haben? Wäre dann ja Quatsch, denn Arbeitswille oder die Fähigkeit dazu ist ja nicht erblich...

Warum wollen dann viele Hundesportler dann unbedingt Nachkommen aus "Arbeitslinie"?

Link zu diesem Kommentar
Nuortariikas

Natürlich werden sich gewissen Eigenschaften besser vererben, besonders wenn man sich seit Generationen darauf spezialisiert. Aber wie und warum etwas vererbt wird ist unbekannt.

Die Welpen solcher Zuchten erfahren ja im Normalfall auch optimale Aufzuchtbedinungen, also wesenssichere, optimal sozialisierte Persönlichkeiten. Mit so einem Hund kann man nunmal optimal arbeiten

Link zu diesem Kommentar
lilith2k3

Das Problem ist vielschichtig ;)

Zum einen ist es so, daß die heutigen Zuchtrassen erst seit etwas mehr als 100 Jahren dokumentiert werden. Das bedeutet, daß das was wir einheitlich als Rasse bezeichnen (meist aufgrund optischer Gegebenheiten) geschichtlich gesehen aus einer bunten Gemengelage entstanden ist; jahrhundertelang wurde quasi "wild gekreuzt".

Deshalb wird es schwer sein, aus genetischer Sicht einen typischen Vertreter einer Rasse zu finden.

Zum anderen wird systematisch seit 100 Jahren gekreuzt. Allerdings ist die Zuschreibung des entsprechenden Verhaltens subjektiv bewertet. Der Hund zeigt das gewünschte Verhalten, also geht man davon aus, daß die Nachkommen das Verhalten in gleichem Maße zeigen werden. Die ungeklärte Zuordnung von Verhalten und genetischer Kodierung wären dann eine mögliche Erklärung, weshalb bspw. wie Nuortariikas schreibt, nur 40% des Verhaltens weitergegeben werden.

Würde Verhalten unterschiedlich genetisch kodiert (was anzunehmen ist), ließe sich nicht mit Sicherheit sagen, inwieweit die Nachfolgegenerationen betrofen sind. Wenn man dann noch bedenkt, daß wie oben geschrieben, der Genpool einer Rasse alles andere als Einheitlich ist, wird die Vermutung noch plausibler.

Ein dritter Faktor der noch zu berücksichtigen ist, ist die Tatsache, daß Verhalten nicht nur genetisch determiniert ist, sondern auch der Sozialisation durch den Menschen unterliegt; zu deutsch: die vorhandenen Anlagen müssen auch entsprechend gefördert werden. Es gibt auch Labradore die das Apportieren als solches erst lernen müssen; Grundlage ist das Beuteverhalten (was durchaus genetisch determiniert sein wird). Und inwieweit erlerntes Verhalten vererbt werden kann, ist Gegenstand der aktuellen epigenetischen Forschung. Bislang war man der Meinung, daß es nicht möglich sei, erlerntes Verhalten weiterzuvererben (Lamarckismus).

Das heißt das Phänomen Zucht gestaltet sich schwieriger als noch vor 100 Jahren gedacht ...

Link zu diesem Kommentar

Ach...unser Lieblingsthema! ;):D

Der nicht-apportierende Labrador ist nicht eher die Ausnahme? Würde dieser eine Zuchtzulassung bekommen?

Nein...denn man geht ja auch heute noch davon aus, daß diese Anlagen erblich weitergegeben werden, daher die vielseitigen Tests.

Allerdings ist es so auch möglich, einen Labrador durch die Zuchtzulassung zu bringen, der das Apportieren erlernt hat und bei dem es nicht angeboren war!? :Oo

Gilt diese erbliche Disposition für alle Charaktereigenschaften?

LG Tanja

Link zu diesem Kommentar
lilith2k3
Ach...unser Lieblingsthema!

Irgendwie schon :D

Allerdings ist es so auch möglich, einen Labrador durch die Zuchtzulassung zu bringen, der das Apportieren erlernt hat und bei dem es nicht angeboren war!?

Und das ist die Crux an der ganzen Sache ... wobei es wie gesagt wieder spannend wird, wenn man an die Epigenetik denkt, die zu klären hat, ob und inwieweit erlerntes Verhalten dennoch vererbt werden könnte. Dann wäre es ja prinzipiell egal, ob der Hund es von Natur aus konnte, oder erst gelernt hat.

Gilt diese erbliche Disposition für alle Charaktereigenschaften?

Tja, das ist wohl die Preisfrage *G*

P.S.: Ich hab hier noch einen schönen Text (leider nur das Abstract), den ich mir die Tage mal zu Gemüte führen wollte: »Exploring Brain Gene Expression in Animal Models of Behaviour« von Julia Lindberg, eine Dissertationsarbeit aus dem Jahr 2007.

http://www.diva-portal.org/diva/getDocument?urn_nbn_se_uu_diva-8177-1__fulltext.pdf

Link zu diesem Kommentar
Nuortariikas

Danke lilith du hast das geschrieben, was ich um die Uhrzeit rein inhaltlich nicht geschafft hab (das Hirn war schon zu!)

Das Beispiel mit dem Labrador ist genau das Problem. Denn woher weiß man, wie er es weitervererbt. Ich denke genau deshalb ist Zucht schon auch ein Lotteriespiel. Man weiß nicht was rauskommt bei der ganzen Geschichte. Aber genau aus dem Grund verpaart man im Normalfall gesunde und wesenssichere Hunde miteinander um das Risiko zu minimieren. was jedoch auch keine Garantie für irgendwas ist!

Link zu diesem Kommentar

Hallo!

Bei Rassen wie dem Border Collie oder Australian Shepherd, die ja als Arbeitshunde gezüchtet wurden habe ich den Eindruck, dass Anzeichen der Hyperaktivität zum Vorschein kommen, wenn diese Hunde nicht genügend ausgelastet sind.

Allerdings kann man sich so einen hyperaktiven Hund auch heranziehen, wenn man es nicht schafft, eine Balance zwischen Beschäftigung und Aktivität zu finden, das sind dann die Hunde, die nach immer noch mehr Arbeit und Action lechzen und nicht gelernt haben, im Ausgleich dazu auch mal zu ruhen.

Was die Vererbung anbetrifft, denke ich, dass es teilweise vererbt wird aber auch an den ganzen Lebensumständen im Umfeld des Hundes liegt (unruhiger Haushalt, zu wenig oder über die Maßen viel Auslastung, die dann aufpusht).

Es gilt bei so einem Hund, die Balance zu finden, wieviel und welche Beschäftigung dem Hund gut tut und welche Aktionen ihn zu sehr aufpushen und noch verrückter machen.

Mein Hund liebt z. B. Clicker-Training - aber in kurzen Übungseinheiten.

Liebe Grüsse

Cony

P. S. Ich bin aber keine Genetikerin :D

Link zu diesem Kommentar

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...