Grenzen und Regeln

[KleinEmma]

Marcolino, ich glaube, das dürfte jedem klar sein. Zumindest gehe ich davon aus, dass User eines Hundeforums wissen was mit "du musst dem Hund Grenzen setzen" gemeint ist. 

 

So langsam geht es mir auf den Keks, dass jeder eigentlich interessante Thread in Wortklauberei endet. 

[gast]

Wenn das so zutreffen würde, KleinEmma, dann hätten wir hier so gut wie keine Diskussionen mehr.

[Gast]

Ich finde es sehr interessant. Man muss sich ja nicht beteiligen, wenns einem auf den Keks geht. Und wenns einen verwirrt, kann man nachfragen- oder einfach nicht mehr lesen.

 

Vor allem im Hinblick darauf, dass es immer heißt, man muss dem Hund klar und deutlich vermitteln, was man will und man muss wissen, was man will, ist es doch unter Umständen hilfreich, sich mal damit zu befassen, WAS genau das Ganze im Detail ist. MUSS man nicht - kann man aber.

 

Alleine das Beispiel mit der roten Ampel zeigt mir, wie leicht Missverständnsisse entstehen - zwischen uns Menschen. Aber wenn schon wir es nicht schaffen, in unserer Muttersprache konkret zu vermitteln, was wir wollen - wieso meinen wir, wir machen das immer so toll klar mit unseren Hunden?

 

Wenn jemand schreibt: Regel ist, bei Ampel rot stehen zu bleiben - dann ist das etwas vollkommen verschiedenes von: Ich gebe immer warte-Kommando an der Ampel.

Und genauso verschieden ist dann auch das, was wir mit dem Hund machen - und der kann es sich leider nicht aussuchen, womit er a Besten zurecht käme, sonder  MUSS es sich sein Leben lang von uns gefallen lassen, was wir meinen, dass das Beste sei.

Wenn man selbst eh schon alles am Besten weiß und Kann - ok, dann ist das halt so und man braucht nicht mehr dazulernen und sich mit Details genauer befassen.

Das trifft aber nicht auf Jeden zu und wer da noch lernen will, darf das doch tun, oder?

Ich lass mir das nicht mies machen und finde in jedem solchen Thread wieder neue, wertvolle Anregungen und finde das toll, dass es hier User gibt, die sich die Mühe machen, geduldig die Details aufzudröseln und immer wieder Fragen beantworten, weitere Anregungen bringen usw.

[gast]

@KleinEmma: Was ist denn "eigentlich interessant" für dich?

 

Das meine ich jetzt ernsthaft und mit ehrlichem Interesse

 

Was ist für dich an dem Thema "Grenzen und Regeln" interessant, wo würdest du dir wünschen, dass mehr darauf eingegangen wird?

 

Lieber Gruß

Moni

[KleinEmma]

Im Eingangspost ging es ja um Aggression und Lernverhalten. Wo ist es sinnvoll, als Mensch Grenzen zu setzen und inwieweit sollte noch nicht eingegriffen werden - das finde ich interessant. 

[acerino]

Oft wird empfohlen oder auch berichtet: Du musst deinem Hund GRENZEN setzen. 

 

Was meint das denn überhaupt?

 

Soll ich meinen Hund wirklch immer nur BEGRENZEN? 

 

Oder heißt das vielleicht doch, dass man versäumt hat, dem Hund gewisse Regeln des Miteinanders beizubringen?

 

Wer sagt denn, dass man einem Hund eine Grenze nicht auch erklären kann?

Denn im Gegensatz zu dem, was du relativ zu Beginn dieses Themas mal in den Raum geworfen hast, werden und müssen (!) auch Grenzen erlernt werden. Die werden nicht einfach aufgestellt und haben für den Hund auf magische Weise sofort einen Informationsgehalt.

 

Wie man dem Hund eine Grenze verständlich macht, ist ja jedem selber überlassen. Die einen markern das rein positiv, die anderen schränken den Hund über eine negative Konsequenz ein uvm. 

Ich sehe daher nach wie vor keinen großen Nutzen darin Regeln von Grenzen unterscheiden zu wollen, wenn die Erarbeitung beider Dinge individuell erfolgt und vom LERNEN des Hundes (und des Menschen) abhängt.

[gast]

   

 

Genau DAS ist doch der Unterschied: Du kannst eine Grenze einfach SETZEN - du kannst sie aber auch ERKLÄREN.

 

Erklären heißt aber nichts anderes als: Regeln aufstellen, die das Überschreiten einer Grenze verhindern.

[acerino]

Ich kann auch eine REGEL einfach setzen/aufstellen, oder sie erklären.....

[gast]

Ich versuche mal ein Beispiel aus der Menschenwelt ... ist ein Versuch

 

Ich trete eine neue Arbeitsstelle an. Mir wird mein Arbeitsplatz zugewiesen, dort liegt ein ganzer Stapel von Akten, die abgearbeitet werden müssen.

Die ersten 3 sind leicht. Bei der Vierten stelle ich fest, dass mir Unterlagen zur Weiterbearbeitung fehlen. Ich schaue in das Abteilungsverzeichnis und suche mir die Telefonnummer der zuständigen Abteilung raus. 

Ich rufe den zuständigen Sachbearbeiter an und bitte ihn darum, mir den fehlenden Beleg vorbei bringen zu lassen. Da ich eine eilige Terminvorgabe habe, bitte ich um schnellstmögliche Überbringung per Hausboten.

5 Minuten später steht mein Chef vor mir und motzt mich an, was mir einfallen würde, einfach so den Hausboten zu bestellen.

Erstens würde ich damit meine Kompetenzen überschreiten, denn ich hätte keinerlei Dienstbefugnisse dem Boten gegenüber. Zweitens würde dieser drei mal täglich zu vorgegebenen Zeiten kommen und die Aufträge abholen bzw. Unterlagen gesammelt bringen. Und drittens müsste ich solche Eilaufträge seiner Sektretärin geben, die sich dann zeitnah und ihren Kompetenzen entsprechend darum kümmert.

 

Drei Regeln, die - hätte ich sie vorher gewusst - dazu geführt hätten, dass ich meine Kompetenzgrenzen gar nicht überschritten hätte. Damit wäre auch die Konsequenz - der Rüffel durch den Chef - weggefallen.

 

Die Grenze ist und bleibt vorhanden, auch die Regeln, die diese Grenze etablieren, standen schon vorher fest. Als die Grenze, durch den Rüffel des Chefs, gesetzt wurde, waren mir die Regeln aber nicht bekannt.

 

Ist das verständlicher?

[acerino]

Nein, nicht wirklich.

 

Logisch ist doch: wenn ich Grenzen nicht kenne, kann ich mich nicht daran halten.

Wenn ich Regeln nicht kenne, kann ich mich nicht daran halten.

 

Und selbst wenn ich Regeln kenne, kann ich diese ignorieren.

Selbst wenn ich Grenzen kenne, kann ich diese ignorieren.

 

Beides wird erlernt. 

Mit beidem kann ich wahlweise einverstanden sein, oder auch nicht.

Beidem muss ich mich fügen, sofern mein Gegenüber wirklich dahinter steht.