Pauschale Erziehungsaussagen - Diskrepanz in der Umsetzung

[gast]

Klare Grenzen sind auch durchaus ein wichtiges Thema, und ich behaupte auch nicht, dass nicht ab und an mal eine Ansage fällig ist. Ansagen beziehen sich aber immer nur auf die deutliche Übertretung bereits bekannter Grenzen und sind rein symbolisch. Ist der grundlegende Respekt da, dann reicht dieses "so tun als ob" nämlich völlig aus! Und immer muss in erster Instanz vorausgegangen sein, dass mein Hund genau weiß, was ich eigentlich von ihm erwarte, was er tun kann und darf, und wo genau ich die Grenze ziehe. Das nenne ich Klarheit im Umgang.

 

Ein wenig erinnert mich das an die Arbeit in den Kindergruppen. Da bekomme ich auch oft ganz große Augen, wenn ich sehe, was für eine Lautstärke viele Betreuer an sich haben. Wozu? Ich werde nie laut, schimpfe nur ganz selten einmal, und wenn eines der Kinder es völlig übertreibt reicht ein etwas strenger gesprochenes "Donnerwetter!" völlig aus, und sie wissen, dass das eben mal gar nicht ging. Dafür staunen aber alle, die die Gruppe (10 Kinder zwischen 2 und 3 Jahren) zum ersten mal sehen, meist nicht schlecht, wie prima alles funktioniert und wie "brav" die Kinder sind. Tja, und ganz ähnlich geht es mit den Hunden. Wie gesagt: Wer Autorität hat, muss nicht autoritär werden, und in meinen Augen ist viel Druck meist eher ein Zeichen dafür, dass es sich eher um einen Möchtegern-Chef handelt als um eine echte Führungsperson.

[Gast]

Silkies, DANKE für Deine tollen Beiträge! da reicht gefällt mir drücken einfach nicht aus!

[gast]

Danke für die netten Worte, wobei ich das Kompliment eigentlich zurückgeben muss für diesen interessanten Thread, auf den du da gekommen bist!

[Gast]

Danke Dir auch...gg...

 

Ich komme mal zurück zum Thema:

 

Welche Aussagen zur Hundeerziehung, die man als "allgemeingültig" empfindet und anerkennt, fallen Euch denn noch ein und wie wendet Ihr sie an?

Ich möchte nicht abdriften in ein "der machts falsch und der machts richtig" , sondern einzelne Aussagen auf der Basis persönlicher Erfahrungen sammeln.

 

Mir fällt dazu noch das Dingens mit der "Führung" ein.

Ich denke, irgendwie sind sich doch auch alle einig, dass es notwendig ist, Hunde durch unsere Zivilisation zu "führen", oder?

Hund wollen Führung, sind so veranlagt, streben danach, die Führung zu bekommen, liest man immer wieder.

 

Für mich persönlich bedeutet dies: Ja - in gewisser Hinsicht stimme ich dem zu. Ich sehe mich jedoch nicht als dominierender Anführer, sondern als diejenige, die ganz einfach die meiste Erfahrung mit "der Menschenwelt" hat und demzufolge auch am besten "weitergeben" kann, WIE das zusammen mit den Hunden geschehen sollte, um alle vor Schaden zu bewahren.

So in etwa, wie die Elterntiere, die die Jungen anleiten, um im Leben zurecht zu kommen. Allerdings beinhaltet dies die Tatsache, dass meine Hunde nie abwandern und eigene Familien gründen werden und auch nicht in natürlicher Umgebung leben, sondern den Alltag in der Zivilistation erleben.

Ich schaffe einen Rahmen, indem sie soviel als möglich in eigener Erfahrung lernen können, und andere Dinge lehre ich sie auch bewusst und zielgerichtet mittels Konditionierung.

Als Entscheidungsträger gebe ich Anweisungen, wo es nötig ist, lasse aber auch einfach Hund sein, wo es möglich ist.

[gast]

Das kann ich genau so unterschreiben. Kommt halt wahrscheinlich darauf an, wie man führen und Führung definiert. Denkt man dabei eher an ein Modell, wie es die Deutsche Geschichte gezeigt hat? Oder versteht man unter führen doch eher so etwas wie "den Weg zeigen"? Das wäre meine Definition von Führung. Fällt mir dazu ein, wieder völlig OT: Vor kurzem lief ich auf der Arbeit eine neue Kinder-CD laufen, und gerade als ich da nach meinem kleinen Terrorkrümel schaute sang es dort "Krümelchen, Krümelchen, ich erklär dir die Welt..." Tja, hat genau mein Empfinden getroffen!

[gast]

Danke für das coole Thema!

Für Führung nenne ich gerne das Beispiel: Man ist in einer unbekannten Stadt unterwegs und ein Fremdenführer erklärt einem den Weg, zeigt einem die Sehenswürdigkeiten, weist auf kulturelle Gepflogenheiten hin, erläutert die Gesetze, übersetzt die Sprache, nennt mir den Zeitpunkt, wann ich wieder am Bus zu sein habe  und all sowas. 

Kann ganz angenehm sein, so einen an der Hand zu haben. 

[Juline]

Sehr schöner Thread, sehr schöne Beiträge!

Vieles von dem, was auch in meinem Kopf herumgeht, wurde schon geschrieben, aber eins ist mir noch eingefallen.

Es ist schon viele Jahre her, da las ich einen weisen Satz in irgendeinem Buch, so sinngemäß: ein Hund meint immer, das Richtige zu tun, bei allem was er tut.

 

Das hat meinem Denken in Bezug auf Hundeverhalten nochmal einen gewaltigen Dreh gegeben, war ich doch auch mitunter beeinflusst von so dumm-allgemein-populären Gedanken wie: sie veräppelt mich jetzt. Oder: sie hat eben heute keine Lust.

 

So ein Schmarrn so ein dummer 

 

Daraus entwickelten sich dann natürlich zwangsläufig die Fragen: warum macht sie das  ...wenn Veräppelung und keine Lust wegfällt, steht man manchesmal mit ganz schön leeren Händen da  wenn das Hundel nicht so tut wie man es möchte, oder wie man es erwartet oder gewohnt ist.

Naja und im Laufe der Jahre ist die Frage nach dem Warum dann zu meiner Lieblingsfrage geworden

 

Ich ecke damit übrigens oft an, besonders auf dem Hundeplatz.

Denn diese Einsicht verbietet natürlich den Einsatz von Strafe im Training, wenn man den Gedanken in logischer Konsequenz zu Ende denkt

[gast]

Es ist schon viele Jahre her, da las ich einen weisen Satz in irgendeinem Buch, so sinngemäß: ein Hund meint immer, das Richtige zu tun, bei allem was er tut.

 

Das hat meinem Denken in Bezug auf Hundeverhalten nochmal einen gewaltigen Dreh gegeben, war ich doch auch mitunter beeinflusst von so dumm-allgemein-populären Gedanken wie: sie veräppelt mich jetzt. Oder: sie hat eben heute keine Lust.

 

 Was für ein kluger Satz. Welches Buch war das, weißt du den Titel noch?

[KleinEmma]

Naja, wir Menschen meinen ja auch immer, das Richtige zu tun Ich glaube schon, dass auch ein Hund mal keine Lust haben kann. 

 

Ich weiß gar nicht, nach welcher Methode oder Lehre ich gehe. Irgendwie nach gar keiner oder von jedem etwas. Ich picke mir halt immer das heraus, was für mich stimmig ist und was zu meinem Hund passt.

 

Ansonsten muss mein Hund auf den Rückruf hören, der ist mir einfach wichtig. Sie darf viel und oft einfach Hund sein und wir achten darauf, dass unsere Hunde weder Menschen noch andere Hunde belästigen.

 

Pauschale Erziehungsaussagen fallen mir momentan gar keine ein, vielleicht aber auch, weil ich nicht in Deutschland lebe und nicht täglich solche Dinge mitbekomme.

[Juline]

Was für ein kluger Satz. Welches Buch war das, weißt du den Titel noch?

Puh nein ich weiß es nicht mehr, es ist viele Jahre her. Es könnte das hier gewesen sein

Es würde Knochen vom Himmel regnen: Würde das Gebet eines Hundes erhört... Über die Vertiefung unserer Beziehung zu Hunden

http://www.amazon.de/würde-Knochen-vom-Himmel-regnen/dp/3936188157

Ein ganz wunderbares Buch übrigens! Aus dem auch der nette Satz stammt: Die Reise des Lebens in Gesellschaft von Tieren ist wie eine Reise mit Engeln, Führern, Hütern, Hofnarren, Schatten und Spiegeln -Suzanne Clothier

Oder eines von Patricia Mc Connell?

Oder, nicht sehr wahrscheinlich aber möglich:

Hunde sind anders von Jean Donaldson

http://www.amazon.com/Hunde-sind-anders-Jean-Donaldson/dp/3440082229/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1411678074&sr=1-1&keywords=hunde+sind+anders

 

 

Klein Emma

klar kann auch ein Hund mal lustlos sein ..weil er müde ist oder es ist ihm zu warm oder oder oder.

Aber so war das nicht gemeint.