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Pauschale Erziehungsaussagen - Diskrepanz in der Umsetzung


Gast

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KleinEmma

Das ist wirklich ein toller Artikel, danke! 

 

Diese Lektion, die da beschrieben wird, musste ich durch meine vorige Hündin lernen :) Erst als ich einfach akzeptierte, dass sie so ist, wie sie ist (nämlich einen Jägerin wie sie im Buche steht und eine, die Artgenossen gar nicht mochte), war alles viel viel entspannter.

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  • 2 Wochen später...

Habe einen Artikel mit Zitaten aus CMs Büchern gefunden.

http://www.vgt.at/presse/news/2014/news20140918es.php

 

Solche Aussagen findet man in ähnlicher Form in alten Erziehungsratgebern, teils aber auch in moderneren Büchern von "Alpha-Rudel-Theorie-Anhängern".

 

Wenn ZB geschrieben wird :

Zitat aus oben genanntem Link Zur Unterwerfung wird das Würgehalsband ,,Illusion" empfohlen, von dem Millan in seinem Buch ,,Du bist der Rudelführer" auf Seite 129 wörtlich schreibt: Ist die Leine dagegen [wie beim Illusion-Würgehalsband] an der obersten Stelle des Halses angebracht, setzen Sie am empfindlichsten Teil an. Dann brauchen Sie nur wenig Kraft, um mit Ihrem Hund zu kommunizieren, ihn zu führen und zu korrigieren. [...] Darüber hinaus trägt das Illusion-Halsband dazu bei, die Körpersprache eines Hundes zu verändern, sodass er aussieht, als sei er stolz auf sich. Das von gewaltfreien HundetrainerInnen empfohlene Brustgeschirr bei Hunden lehnt er ab, weil es nicht zur besseren Kontrolle der Tiere entwickelt wurde. [...] Allerdings werden Sie sich auf diese Weise nie den Respekt Ihres Hundes verdienen (Zitat aus seinem Buch Seite 131). Dagegen sei ein Stachelhalsbandunschätzbar wertvoll (Seite 139).

Zitat Ende

 

Dann interessiert mich persönlich:

Was versteht man unter Kommunikation?

Wenn man an der empfindlichsten Stelle des Halses ansetzen muss, damit man in der Erziehung "wenig Kraft zum kommunizieren, führen und korrigieren" braucht - dann frage ich mich, was wird a) unter Kommunikation verstanden und B) unter Führung

 

Die Äußerung, solch ein Halsband trage dazu bei, den Hund "stolzer" aussehen zu lassen, wirft gleich die nächste Frage auf:

Wann sieht ein Hund "stolz auf sich aus"?

Was steckt TATSÄCHLICH in der Körpersprache, diese Art der Führung bewirkt, was drückt der Hund tatsächlich aus?

Weshalb WILL man, dass der Hund "stolz aussieht"??????

 

Bessere Kontrolle durch Brustgeschirr verneint er. Da gebe ich ihm Recht. Wenn ich über körperliche Einwirkung Kontrolle zu erreichen versuche, dann erreiche ich das über Schmerzeinwirkung an der empfindlichsten Stelle des Halses natürlich effektiver.

Wenn er aber schreibt, dass man sich so nie den Respekt des Hundes verdienen wird, frage ich mich wiederum: Was versteht er unter Respekt?

Ist Respekt des Hundes die Reaktion "ich tue nur das, was ausdrücklich befohlen wird, alles andere lasse ich bleiben, weil die Erfahrung zeigt - es tut weh".....

 

Oder ist Respekt die innere Haltung des Hundes, dem Menschen zu vertrauen und in brenzligen Situationen ihm die Entscheidung zu überlassen, weil er den Menschen als kompetent und konsequent erlebt, als fähig, seine Sozialpartner vor Schaden zu bewahren und gut dafür zu sorgen, weil er im Erleben erfahren hat: Der Mensch ist verlässlich und hat alles im Griff - nicht mittels Schmerzeinwirkung den eigenen Hund, sondern durch die Einsicht und die Umsichtigkeit, den Hund durchs Leben zu führen, sodass er ausgelastet ist, nicht über die Massen bedrängt wird, vor Schaden bewahrt wird und den eigenen Hund möglichst im Wohlfühlbereich erhalten kann, weil er die UMWELT wahrnimmt, die Einflüsse, die diese auf den Hund hat und das so händelt, dass sich der eigene Hund unbefangen darin bewegen kann, im Vertrauen auf seinen Menschen, dessen Entscheidungen er darauf basierend anerkennt.

 

Die Beschreibung, WIE ein Spaziergang gestaltet werden soll wiederspricht allem, was ich an Spaziergängen je praktiziert habe.

Ich bin mit den Hunden unterwegs, DAMIT sie schnüffeln, sich lösen können, einfach Hund sein können, sich ungezwungen bewegen können, sich selbst und die Umwelt erforschen und ausprobieren können, sich mit Reizen auseinandersetzen zu können, um sich daran zu gewöhnen und sie für sich selbst als ungefährlich einordnen zu lernen. Das sind für mich GRUNDBEDÜRFNISSE, die es zu stillen gilt - und nicht nur kurze Belohnungssequenzen.

 

Was er als "wunderbare Geistehaltung" beschreibt ist in meinen Augen pure Strafreizkonditionierung in eine "Geisteshaltung des Hundes hinein in Richtung hirntot".

Unter wunderbarer Geisteshaltung verstehe ich persönlich: meine Hunde sind entspannt an lockerer Leine oder frei am dahintrotten, wir kommen an einem Zaun vorbei, hinter dem ein Hund anfängt aggressiv zu toben und meine Hunde reagieren wie folgt: Kurzer Guckmoment und dann treffen sie die Entscheidung: "Lieber mal auf Fraulis andere Seite oder einen großen Bogen gehen. Ist die Aufregung nicht wert" - ohne Kommando, sondern "aus ihrem FREIEN Geist heraus. Quasi operant konditioniert im Durchleben vieler ähnlicher Situationen, in denen sie gelernt haben, sich an mir (meiner Stimmung) zu orientieren. 

 

Und zu der bildlichen Dartsellung, wie sich ein Hund dem Menschen nähern soll :

Würden sich meine mir im Alltag derart submissiv und unterwürfig nähern, dann würde ich Hundehaltung an den Nagel hängen. das würde mir keinen Spaß machen.

 

 

Wie seht Ihr das?

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Immer wenn ich Clips von CM sehe oder etwas von ihm lese, habe ich das Gefühl, in eine Zeitschlaufe geraten zu sein und wieder vor 25 Jahren zu stecken. Es klingt vieles so toll, aber das, was ich sehen kann, spricht eine ganz andere Sprache.

 

Respekt muss man sich verdienen, den kann man nicht erzwingen. Erzwingen kann ich Angst und, was er ausnahmsweise ehrlich beim Namen nennt, Unterwürfigkeit. Das Hauptziel dieser Art Umgang mit dem Hund, sind wir doch auch da mal ganz ehrlich, ist nicht der sicher kommunizerende Hund (egal ob mit Artgenossen oder mit dem Menschen), sondern eine erlernte Hilflosigkeit.

 

Wenn meine Hunde sich mir genähert haben, haben sie das immer mit Respekt getan (außer im Spiel, klar, da gelten andere Regeln). Das hat aber nie eine geduckte Haltung oder eine eingeklemmte Rute beinhaltet! Respekt und Höflichkeit haben sie gezeigt, indem sie bei aller Aufregung immer in kleinen Bögen kamen, immer die Ohren höflich weggedreht hatten, mich bei möglichen Freudenhopsern nie berührt haben... Tja, aber dazu muss man halt in der Lage sein, das auch zu sehen. Wenn mein Hund wie dort beschrieben auf mich zu käme, würde ich gaaaanz tief in mich gehen und mich fragen, womit ich sein Vertrauen gerade so verspielt habe.

 

Und wenn ich umgekehrt zwecks Kommunikation derartig heftig werden muss, dann stimmt auch da etwas nicht. Wirkliche Kommunikation ist etwas ganz feines, und ich bin super stolz darauf, wie genau mein Terrorkrümel darauf inzwischen reagiert. (Mit meinen vorherigen Hunden hab ich das irgendwie immer als völlig selbstverständlich genommen und nie als das Wunder erkannt, das es eigentlich ist.)

 

Was die Spaziergänge angeht hat das möglicherweise auch etwas damit zu tun, dass in den USA bei vielen Hundehaltern der Garten als Löse- und Auslaufplatz gilt und Spaziergänge ein "seltsames Extra" sind. Aber bei uns sind die Gegebenheiten in der Regel andere, und allein die Vorstellung, dass die Kontakte zur Außenwelt für meinen Hund sich so darstellen sollten, jagt mir einen Schauer über den Rücken. "Guck dich nicht um, schnuppere nicht, atmen darfst du nur auf Erlaubnis... Übrigens, deine Belohnung ist dass du mal Pipi machen darfst!" Sorry, so stelle ich mir das nicht vor.

 

Spaziergänge, wie ich sie mir vorstelle, hatte ich mit Glenny und Kaya. Wir sind oft stundenlang draußen herumgetingelt, ohne dass ich auch nur ein Wort gesagt hätte. Sie haben geschnuppert, sind mal vorneweg geflitzt, mal ewig an einer Stelle hängen geblieben während ich weiter gelaufen bin. Nie haben wir dabei aber das Bewusstsein füreinander verloren, selbst aus tiefen Gedanken heraus hätte ich ohne weiteres sagen können, wo sie gerade sind, und sie haben auf jede noch so kleine Veränderung bei mir auch sofort reagiert, selbst wenn sie gerade geschnuppert haben. Kam ein Hund, ein Radfahrer o.ä., kam von ihnen kurz ein fragender Blick zu mir, und die Entscheidung musste ich nicht mal benennen, sondern im Prinzip nur "denken", damit sie sie verstanden haben. DAS nenne ICH Kommunikation!

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