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HTS und andere Formen, dem Hund gegenüberzutreten


Lily de Lil

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Ist es nicht ein bisschen unfair, dass man Menschen hungern lässt, nur, weil sie nicht sofort daran sterben?

Ist es nicht ein bisschen unfair, Kinder zu schlagen, nur, weil sie es "vertragen"?

Ist Krieg nicht ein bisschen unfair, nur, weil einige ihn überleben?

Das Leben fragt nicht nach "fair" oder "unfair" - das sind Begriffe des Menschen, die der Natur völlig fremd sind.

Es geht nicht um fair oder unfair, es geht darum, WIE erreiche ich, dass etwas funkitoniert, und zwar mit den Mitteln, die mir zur Verfüung stehen.

Und je hilfloser sich jemand fühlt, desto "unfairer" wird er sein.

Aber - ist es nicht unfair dem hilflosen Menschen gegenüber, ihm sein Versagen vor Augen zu halten? Jeder tut, was er kann - und was jemand nicht tut, das KANN er nicht (weil er es sonst nämlich täte).

 

Nochmal meine Frage: warum nach der Motivation von Leuten fragen, die gar nicht anwesend sind, anstatt vor den eigenen Türen zu kehren?

Ja, das ist allles auch unfair - aber was hat das mit Hundeerziehung zu tun? Was ich bei MEINEM HUND, der unter MEINEM SCHUTZ steht, vermeiden kann, vermeide ich. So wie in meinem Hause kein Krieg geführt wird udn auch keiner Hunger leiden muss und keine Kinder geschlagen werden.

Von welcher "Natur" redest du? Der Hund ist bekanntermaßen ein domestiziertes Tier, den Hund von heute gäbe es in der freien Natur so vermutlich nicht.

Von welchem "hilflosen" Menschen redest du denn? Ich habe eine allgemeine Frage gestellt, manche hier im Forum bedienen sich des Drucks sogar ganz bewusst, weil sie der Meinung sind, der Hund brauche das so. Das ist ihre Weltanschauung und die ist an sich ersteinmal so da. Ich hinterfrage sie nur, mehr nicht. Und ja, nur weil manche hilflos sind und nicht weiter wissen, erteile ich ihnen keine Absolution - habe ich mir selbst auch nicht erteilt.

Ich kehre vor meiner eigenen Haustüre, ganz oft sogar und habe dies im Forum auch schon geschildert.

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Juline

Nochmal meine Frage: warum nach der Motivation von Leuten fragen, die gar nicht anwesend sind, anstatt vor den eigenen Türen zu kehren?

Fragen und hinterfragen regt immer zum Nachdenken an, indem ich Antworten suche oder anderen dabei zuhöre.

Wie oft schon habe ich gemerkt, dass ich auf dem Holzweg bin, weil ich hinterfragt habe, hinterfragt wurde, anderen beim Hinterfragen zugehört habe.

Es kommt halt immer darauf an, ob bei der Fragerei Wohlwollen im Spiel ist oder ob das Ziel nur in der eigenen Erhöhung besteht, indem ich also durch die Blume (oder direkt :o ) anderen unterstelle, der schlechtere Mensch zu sein.

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Fiona01

Da ich hier schon einen Beitrag geschrieben habe, wo ich schilderte, dass ich auch Druck in gewissen Situationen genutzt habe, antworte ich einfach mal an dieser Stelle.

 

Für mich und meine Hunde, die, die ich bisher hatte und die, die ich heute habe, möchte ich diese gerne im Freilauf sehen. Bei meinem ersten, zweiten und dritten Hund war das nach einer Eingewöhnungsphase und erworbenen Bindung zu mir auch gar kein Problem. Hinzu kam bei diesen Hunden aber, dass sie wenig Jagdtrieb hatten.

 

Dann kam Minos im Alter von 5 Monaten zu uns. (heute 7 Jahre alt)

Er war komplett anders als meine vorherigen Hunde. Er war nach außen gerichtet, ein sehr unsicherer Hund, nicht geprägt. Später erfuhr ich hier im Forum, dass er wohl unter dem Deprivationssyndrom litt. 

Er war auch nicht auf den Menschen geprägt. Anfangs äußerte sich das so, dass er dem Menschen, Streicheleinheiten und überhaupt Gefühlsaustausch gleichgültig gegenüber stand. Es dauerte Wochen bis Monate, bis dieser Hund überhaupt mal wedelte und Freude zum Ausdruck bringen konnte. Er ließ Streicheleinheiten über sich gehen, auch wohlwollendes Sprechen, aber zeigte keinerlei Regung.

 

Andererseits zeigte er aber massive Ängste in Situationen, die ein "normal" aufgewachsener Hund gar nicht beachtet hätte und fuhr so schnell so hoch, dass er unerreichbar war. Alltagssituationen waren für ihn eben nicht Alltag, weil er es nicht gelernt hatte.

 

So verbrachte ich die erste Zeit also nur damit, ihm so reizarm wie möglich ein Leben mit und in der Welt des Menschen zu zeigen. Fuhr er hoch, gingen wir raus aus der Situation. Und dazu brauchte es nicht mal viel, damit er hochfuhr, denn als Checker, der jede noch so kleine Veränderung in seiner Umwelt wahrnahm, konnte ihn diese schon aus der Fassung bringen.

 

Dann kam ein Punkt, wo sich der Jagdtrieb bemerkbar machte, da war er zwischen 15 und 18 Monate alt. Ich benutzt hier zum Teil drei Leinen, um ihn der Situation angepasst führen zu können, auch dafür, dass er lernen konnte, Druck auszuhalten. (an der 2-Meter-Leine z. b. konnte er dann zurück, wenn er eine Situation nicht aushielt und "zur Verlängerung", bin ich auch weiter rückwärts mit ihm gegangen. 

 

Natürlich musste ich mit ihm auch eine Kommunikation herstellen, so dass ich Dinge, die ihm unheimlich waren, oder eben anders als am Vortag (z. B. an Tagen, wo die Müllabfuhr kam und Mülltonnen draußen standen), benannte. Das Wort "lieb" fiel auch sehr oft bei uns. Fly war lieb, Kinder, Pferde auf der Weide usw.

 

Als dann der Jagdtrieb durchkam, musste ich mir überlegen, inwieweit ich ihn ohne Gefahr für das Wild weiter händele, denn das sollte oberste Priorität haben, dass er kein Wild hetzt. Auch hier versuchte ich wieder Verschiedenes, auch um ihn weiter aufmerksam zu halten und zu bekommen. 

Meine Methoden waren dann auch, gewisse Stops erst bei mir am Menschen, möglichst reizarm und an der Leine zu üben. Hier z. B. ein Platz zu etablieren. Das funktionierte gut. 

Dann gingen wir einen Schritt weiter und übten an der Flexigurt. Auch da war Minos zugänglich, aber hier waren wir auch noch ohne Reiz.

 

In der ganzen Zeit begann ich Minos zu lesen und deuten. Seine Erregung und das warum zu filtern, wenn er eine Spur aufnahm. Wurde er mir zu hibbelig, beorderte ich ihn zurück, oder stellte ihm Aufgaben, die er während seiner Fährtensuche zur Ablenkung nachkam. 

 

Und dann kam der Tag X, als ein Hase im Abstand von 2 m unseren Weg kreuzte und Minos war weg. 

Er war nicht lange weg, höchstens 2, 3 Minuten, aber das reichte mir. Mein gerufenes "Hier" und "Platz" waren im übrigen verpufft.

 

So überlegte ich, wie ich mehr Wichtigkeit in diese Kommandos legen konnte um ihn im Notfall stoppen zu können. An dieser Stelle flog dann auch zum ersten Mal die Leine neben meinen Hund, als er in einer lapidaren Situation, wo er irgendwo schnüffelte, auf mein Platz nicht hörte. Ich baute dieses Kommando auch immer mal wieder in Situationen ein, wo er eigentlich damit nicht rechnete. Am Fahrrad z. B. im Galopp, einfach beim Spaziergang an der Leine, ohne ersichtlichen Grund. Er sollte lernen, dieses Kommando ist meinem Menschen sehr wichtig und das ist es auch, denn auch wenn wir hier bei uns am Kanal sind, wo viele Fahrradfahrer und Jogger unterwegs sind, muss er im Freilauf teilweise schnell "geparkt" werden.

 

Heute und nach vielen durchlebten Situationen in unterschiedlicher Intensität, klappt unsere Kommunikation sehr gut. Nicht mal nur auf das "Platz" fokussiert, sondern auch Alternativen, die Minos bekommt. 

Ich will damit sagen, dass Druck, den man womöglich mal aufgebaut hat, gar nicht mal immer und ständig benutzt werden muss und soll. Oft entzerren sich gewisse Dinge auch, weil der Hund gelernt hat, mit ihnen umzugehen. Dann ist Druck auch gar nicht weiter nötig. Es reicht zum Teil schon, wenn ich Minos heute sage: Das ist MEIN Hase, oder was auch immer. Er akzeptiert das. 

Und durch seine Vorgeschichte, die heute allerdings gar kein Thema mehr ist, brauchte Minos auch klare Regeln, so zumindest meine Erfahrung. 

 

Das jetzt mal als kleiner Einblick zu uns. 

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Danke für diesen offenen Beitrag, Fiona.

Für mich liest sich das richtig stimmig. 

 Positiv aufgebaut, schonend daran gewöhnt, Druck auszuhalten und situativ abgesichert.

Finde ich persönlich, wenns für den Hund passt, vollkommen vertretbar.

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Lily de Lil

Bezüglich Hundeerziehung - und um die geht`s hier - dürfte es  heutzutage keinen Ideenmangel mehr geben. Gibt genug fundierte Informationsquellen.

Wenn , dann ist ein Mangel an Wollen un Bereitschaft dazuzulernen und sich selbst zu reflektieren vorhanden und den hinterfrage ich - egal ob Du es für richtig oder falsch findest.

 

Frage: Warum möchte man mehr Druck als NÖTIG anwenden?

 

Weil viele Druck als "normal" erleben, weil sie selber so gross gewordensind, ihre Kinder so gross gezogen haben, ihre Ehefrauen und -männer das als "normal" werleben - und wiel NICHT die Prämisse (im eigenen Leben) herscht, zufrieden zu sein, sondern zu "funktionieren":; weil nicht das eigene Empfinden die Orientierung gibt für "ich bin ok", sondern die Umgebung.

Und weil ich genau so mit dem Hund umgehen werde, wie ich mit mir umgehe......und "eigene Idee" bedeutet vora allem erst einmal Alternativen für mich selber zu (er)finden. Und wenn ich das für überflüssig halte, werde ich, was den Hudn angeht, gar nciht erst danach zu suchen bereit sein.

Was ich nicht für mich zu investieren bereit bin, werde ich für niemand anderen (auch nicht für den Hund), tun können.....mit Betonung auf "können".....

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Lily de Lil

Von welcher "Natur" redest du? Der Hund ist bekanntermaßen ein domestiziertes Tier, den Hund von heute gäbe es in der freien Natur so vermutlich nicht.

 

Hunde würden, wäre der Mesnch nicht, sich sehr schnell zu Rudeln zusammenschliessen und verwildern, wobei ich das nicht schlimm oder so finde - "Wild" bedeutet einfach, eine Ordnung, die anders ist als die vom Mensch gegebene.

Und in dieser "Ordnung" herrschen Regeln, die uns teilweise brutal sogar anmuten.

Ich guck einfach mal, wie Hund ein einem Rudel einander "massregeln", "erziehen" - das ist keineswegs "nett", glaube ich, immer ok, aber mit unserem Verständnis von Fairniss hat das vermutlich wenig zu tun - sondern mehr mit dem "Funktionieren" des Rudels.......

"Der Hund von heute" würde SEHR schnell verschwinden, ohne den Menschen.....

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Hunde würden, wäre der Mesnch nicht, sich sehr schnell zu Rudeln zusammenschliessen und verwildern, wobei ich das nicht schlimm oder so finde - "Wild" bedeutet einfach, eine Ordnung, die anders ist als die vom Mensch gegebene.

Und in dieser "Ordnung" herrschen Regeln, die uns teilweise brutal sogar anmuten.

Ich guck einfach mal, wie Hund ein einem Rudel einander "massregeln", "erziehen" - das ist keineswegs "nett", glaube ich, immer ok, aber mit unserem Verständnis von Fairniss hat das vermutlich wenig zu tun - sondern mehr mit dem "Funktionieren" des Rudels.......

"Der Hund von heute" würde SEHR schnell verschwinden, ohne den Menschen.....

 Es gibt von Günther Bloch die "Pizzahunde" als Buch und DVD. Mehrere Gruppen von Hunden leben in Italien in Strandnähe,diese wurden von Bloch beobachtet. Sie sind als Rudel autark, werden aber von Menschen dort versorgt.

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Also irgendwie finde ich es befremdlich, dass Menschen, die sich für ein gewisses Maß an "Druck" in der Erziehung entscheiden, zu unterstellen, sie seien eben hilflos oder in ihrer Kindheit falsch geprägt.

Da hier niemand sich zu Starkzwang-Methoden bekennt (und ich meinem Eindruck nach auch glaube, dass ihn niemand anwendet), sprechen wir ja über gemäßigte Formen von Einwirkung, einzig gebrachtes Beispiel war bisher eine neben den Hund geworfene Leine. Dazu kann man sich meiner Meinung auch entscheiden, ohne dass man hilflos ist oder eine gestörte Kindheit hatte.

Warum?

Ich finde es beim Beobachten anderer häufig echt stressig für den Hund, ihm auf 1000 Wegen und mit x Methoden über Wochen und Monate klar zu machen zu wollen, dass irgendein Verhalten unangebracht ist. Da denke ich manchmal, sag ihm doch EINMAL klar und deutlich, dass das gar nicht geht, dann versteht es auch und der Drops ist gelutscht. Der Hund soll nicht aufs Sofa? Ja, dann sollte man das auch rüber bringen. Dazu braucht man nicht gewalttätig einzugreifen, aber man kann das mit Körpersprache und Stimme ("Druck") sehr wohl klar machen. Genaugenommen wird ein normaler Hund gar nicht erst aufs Sofa gehen, wenn ich das nicht will. Weil er's spürt.

Ja, es gibt "positive" Methoden, dem Hund das beizubringen. Aber oft sind die anscheinend reichlich langwierig und verwirrend für den Hund (oder die Menschen wenden sie falsch an).

Also ich denke ja, ALLES bringt man dem Hund positiv und geduldig und irgendwie belohnungsbasiert bei. Aber wenn das Erlernte dann irgendwann vom Hund über den Haufen geworfen wird, weil halt das Eichhörnchen flitzt, dann kann man auch mal mit Nachdruck auf Ausübung des Erlernten bestehen. Kann mich ja entscheiden, ob die Leine oder der Keks fliegt - aber nicht aus Hilflosigkeit, sondern weil ich der Überzeugung bin, dass jetzt das eine oder das andere angebracht ist (was wiederum absolut vom Hund abhängt, es ist nicht allgemein das eine oder das andere passend).

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Lily de Lil

@Cartoliina:

Ich rede nicht von "falscher" Prägung - damit würde ich die Menschen degradieren, die eben diese Prägung haben.....

Menschen, die Gewalt in sich tragen, und nicht gelernt haben (und auch vielleicht es für unnötig halten) Konflikte anders als durch Gewalt auszutragen, werden dies dem Hund (und der Frau und dem Kind und dem Mann) gegenüber tun.

Man braucht Gründe, um sich zu ändern - grundlos wird niemand ein wie auch immer "erfolgreiches" Verhalten, bzw. eines, mit dem man sich arrangieren kann, ändern.

Man muss es WOLLEN - und dazu braucht man eine Motivation.......an der fehlt es leider oft......

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Aber das meine ich ja: Du unterstellst, dass Dein Weg der richtige ist. Und andere den leider nicht erkennen (können).

Aber vielleicht halten andere Deinen Weg eben nicht für richtig.

Und wer sagt, wer recht hat?

Wobei wir hier nicht von "Gewaltanwendung" reden, jedenfalls nicht im allgemein sprachlichen Gebrauch. Über die Frage, wo Gewalt beginnt, haben wir schon an anderer Stelle diskutiert, ob ein hart ausgesprochenes Nein Gewalt ist oder nicht (unzweifelhaft ist es eine Einwirkung).

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