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HTS und andere Formen, dem Hund gegenüberzutreten


Lily de Lil

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Wie man dem Hund gegenübertritt, hängt ganz stark mit der eigenen Einstellung dem Hund gegenüber zusammen.

Manche selbstgebastelten Hundephilosophien, die mit fundierter Wissenschaft nicht viel am Hut haben,wie HTS, setzen beispielsweise die Prioritäten bezüglich der Sichtweise auf den Hund ganz anders, als es weitere Hundeleute tun.

HTS  behauptet, Zitat: "Werden die Regeln des Führenden akzeptiert, so antwortet auch dieser mit Akzeptanz, Nähe und Zuneigung.

Menschen hingegen halten sich nicht an dieses natürliche Vorgehen, sie begegnen dem Hund zunächst mit Akzeptanz, Nähe und Zuneigung und wollen dann erst Grenzen aufzeigen und erwarten Respekt vom Hund.

Dies ist die Ursache von Ungehorsam, Fehlverhalten, Ängsten und Aggressionen."

 

Heute weiß man jedoch, dass sowohl Genetik, als auch Umwelteinflüsse das Verhalten beeinflussen und dass Lernen nur bestmöglich in einem Rahmen stattfinden kann, indem sich das Individuum wohl, sicher und geborgen fühlt.

 

Und dazu hatte ich gerade eben mal wieder einen dieser Momente, die das wunderbar illustieren. Mein Krümel muss momentan eine halbe Stunde vor dem Fressen Slippery Elm nehmen. Was ein ziemlich ekliges Zeug ist. Er bekommt das mit einer Spritze ins Maul, und natürlich mag er weder das noch den Geschmack an sich. Wie also bekommt man das nun rein in den Hund? Über Grenzen? Respektforderungen?

 

Nun, bei uns eher über Vertrauen. Ich verstecke die Spritze nicht, fange den Krümel nicht ein. Sondern zeige sie ihm, rufe ihn freundlich. Und weil ich überzeugt bin, dass er zwar die Worte nicht versteht, die Emotionen dahinter aber sehr wohl, erzähle ich ihm auch, dass es mir sehr leid tut und ich es doof finde, es aber leider sein muss. Obwohl er nun weiß, was da ansteht, und auch, dass es danach gewiss keinen Keks geben wird, kommt er. Mit hängenden Ohren und Ekel im Gesicht, aber er kommt. Drückt seinen Kopf kurz an mich, um dann einen Schritt zurück zu treten und schicksalsergeben ruhig zu halten, während ich die Backentasche etwas weghalte und das Zeug hineinspritze. Er schluckt brav und ohne jedes schütteln, ist aber sichtlich mehr als froh, wenn es endlich rum ist. Dann wird erst mal der Kopf gescheuert und geschüttelt, während ich ihn lobe und mich - jep, da könnt ihr ruhig lachen - bei ihm bedanke, dass er das so lieb mitgemacht hat. Woraufhin er sich eben noch mal kurz an mich rangeschmissen hat, um dann sein Spieli zu holen und sich damit den Stress aus dem Leib zu toben.

 

Ob er so wohl auch reagieren würde, wenn ich das über Grenzen einfordern würde, statt gleich mit der Zuneigung und dem Vertrauen anzufangen? :think:

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KleinEmma

Silkies, das ist aber wieder ein Beispiel, das nicht bei allen Hunden funktioniert. Emma würde auf Keks, super Fleisch und alles andere Leckere verzichten und sich unterm Bett verkriechen - bis ich die Spritze weglegen würde. 

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Und dazu hatte ich gerade eben mal wieder einen dieser Momente, die das wunderbar illustieren. Mein Krümel muss momentan eine halbe Stunde vor dem Fressen Slippery Elm nehmen. Was ein ziemlich ekliges Zeug ist. Er bekommt das mit einer Spritze ins Maul, und natürlich mag er weder das noch den Geschmack an sich. Wie also bekommt man das nun rein in den Hund? Über Grenzen? Respektforderungen?

 

Nun, bei uns eher über Vertrauen. Ich verstecke die Spritze nicht, fange den Krümel nicht ein. Sondern zeige sie ihm, rufe ihn freundlich. Und weil ich überzeugt bin, dass er zwar die Worte nicht versteht, die Emotionen dahinter aber sehr wohl, erzähle ich ihm auch, dass es mir sehr leid tut und ich es doof finde, es aber leider sein muss. Obwohl er nun weiß, was da ansteht, und auch, dass es danach gewiss keinen Keks geben wird, kommt er. Mit hängenden Ohren und Ekel im Gesicht, aber er kommt. Drückt seinen Kopf kurz an mich, um dann einen Schritt zurück zu treten und schicksalsergeben ruhig zu halten, während ich die Backentasche etwas weghalte und das Zeug hineinspritze. Er schluckt brav und ohne jedes schütteln, ist aber sichtlich mehr als froh, wenn es endlich rum ist. Dann wird erst mal der Kopf gescheuert und geschüttelt, während ich ihn lobe und mich - jep, da könnt ihr ruhig lachen - bei ihm bedanke, dass er das so lieb mitgemacht hat. Woraufhin er sich eben noch mal kurz an mich rangeschmissen hat, um dann sein Spieli zu holen und sich damit den Stress aus dem Leib zu toben.

 

Ob er so wohl auch reagieren würde, wenn ich das über Grenzen einfordern würde, statt gleich mit der Zuneigung und dem Vertrauen anzufangen? :think:

 

Glaubt denn irgendjemand, nur weil man HTS positiv gegenüber steht und auch Verhalten über Grenzen setzen beeinflusst und meint, Lebewesen müssten miteinander liebevoll UND respektvoll umgehen....

würde man seinem Hund eine Medizin über Befehle reinwürgen und unter Androhung von Gewalt???

 

Natürlich läuft sowas bei mir ganz ähnlich, vielleicht weniger wortreich. Genauso wie Kämmen, Haare schneiden, Zecken entfernen, Zähne untersuchen und Krallen schneiden.

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Silkies, das ist aber wieder ein Beispiel, das nicht bei allen Hunden funktioniert. Emma würde auf Keks, super Fleisch und alles andere Leckere verzichten und sich unterm Bett verkriechen - bis ich die Spritze weglegen würde. 

Dann könnte man sie außerhalb der Situation im Rahmen eines Trainings, das man prophylaktisch für solche wichtigen Sachen von klein auf am besten macht, beibringen.

Auch ganz ohne Locken. (So mache ich das bei Krallenscheren, Bürsten, Maul/Augen/Ohrenkontrolle).

Allerdings habe ich mit Akuma beispiel nie geübt, wie man eine Zecke rausmacht, sondern das ging über Vertrauen von alleine. Und es ging dann soweit, das er mir seine heilige Pfote im Wald gegeben hat, weil er sich eine Tannennadel zwischen die Ballen eingetreten hat. Aber sicher würde er nie wieder kommen, wenn ich ihn da herzwinge. Nie wieder.

Und wenn ich sonst nach HTS vorginge, würden beide Hunde sagen: NÄ und erst recht nicht kommen. Schon von Vornherein, egal was es ist. Sie hätten immer das Gefühl, sie müssten sich verweigern oder wehren.

Aber nun sind wir wieder bei den Rechtfertigungsversuchen, was an HTS toll ist und was nicht.... oh je.

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KleinEmma

Dann könnte man sie außerhalb der Situation im Rahmen eines Trainings, das man prophylaktisch für solche wichtigen Sachen von klein auf am besten macht, beibringen.

Auch ganz ohne Locken. (So mache ich das bei Krallenscheren, Bürsten, Maul/Augen/Ohrenkontrolle).

Allerdings habe ich mit Akuma beispiel nie geübt, wie man eine Zecke rausmacht, sondern das ging über Vertrauen von alleine. Und es ging dann soweit, das er mir seine heilige Pfote im Wald gegeben hat, weil er sich eine Tannennadel zwischen die Ballen eingetreten hat. Aber sicher würde er nie wieder kommen, wenn ich ihn da herzwinge. Nie wieder.

Und wenn ich sonst nach HTS vorginge, würden beide Hunde sagen: NÄ und erst recht nicht kommen. Schon von Vornherein, egal was es ist. Sie hätten immer das Gefühl, sie müssten sich verweigern oder wehren.

Aber nun sind wir wieder bei den Rechtfertigungsversuchen, was an HTS toll ist und was nicht.... oh je.

 

Zecken ziehen, Dorn aus Pfoten ziehen, Bürsten usw. - klappt alles wunderbar. Medikamente riechen aber und davor haut Emma lieber ab :)

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Mit den Ohren ist ein gutes Beispiel. Normale Ohrenkontrolle haben wir mit Jacki immer geübt, war auch kein Thema. Aber: Nach einer Grannen-OP mussten die Ohren richtig gesäubert werden und Jacki hat sich angestellt wie sonst was. Also gab es einen Bölk (der mir auch leid getan hat) um den Hund endlich mal zum Sitzenbleiben zu kriegen. Danach gab es Kekse und viel Lob. Aber das war immer ein Heidenakt (und mit Strenge verbunden) mit den Ohren bei Jacki. Will sagen, es kommt immer anders als man manchmal denkt. :)

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Mal ein Beispiel vom Nicky:

Anfangs konnte man den absolut nicht festhalten oder an ihm manipulieren. Der biss in seinem Kampf um seine Unversehrtheit zu.

Er hatte bereits 2 OPs mit schmerzhaften Nachbehandlungen bei den Vorbesitzern hinter sich.

Hätte ich ihn über strenges Anblöken dazu bringen können, still zu halten?

Nein.

Einzige Möglichkeit, die zB auch zum Geschirr anziehen in der Pflegestelle angwandt wurde: Ihn solange auf den Boden drücken und halten, bis er aufgab.

Hat er sich beim nächsten Mal weniger "angestellt"?

Nein. War jedesmal derselbe Zinober.

 

Was hab ich gemacht? Gezielt gegenkonditioniert, indem ich jedes Annähern an die erträgliche Grenze bestätigt und belohnt habe. Das war anfangs lediglich die Hand, die ihm in Kopfhöhe nahe kam. Er durfte sich dabei jederzeit zurück ziehen.

 

Nun war seit letztem Jahr nach einer echt mies gelaufenen Tierarztbehandlung keine Blutabnahme mehr möglich.

Die Vorstellung beim TA war ein panisches um sich Beißen, sobald er am Tisch war oder/und der Tierarzt/Helferin sich ihm näherte.

 

Wieder dauerte es nur 2 Wochen im Alltag gezielt gegenkonditionieren, mittels loben, belohnen von allem, was in diese Richtung ging.

Und? Er stand am Tisch und ließ ohne jegliche Gegenwehr Blut abnehmen.

 

Ebenso mit der Krallenpflege, die ihm ein Gräuel war. Jetzt steht oder liegt/sitzt er da und lässt mich Kralle für Kralle mit dem Accuschleifer feilen und auch mit Zange zwicken. Ohne Festhalten, ohne ihn anzumotzen.

Er schluckt auch, wie Silkies Sandor, jede bittere Medizin. 

Und das Allerbeste war letztens, als sogar Myssible beim Zecken entfernen mit an ihm rummanipulieren durfte, obwohl das bis zu diesem Nachmittag ein vollkommen fremder Mensch für ihn gewesen ist.

 

Vor allem nach schmerzhaften Behandlungen reicht es evtl. nicht aus, einfach nur im Alltag zu bestätigen, weil sich da diese schmerzhaften Situationen nicht ergeben.

Aber man kann - anstatt es zu erzwingen - gezielt üben und dann braucht man auch nicht mehr streng anblöken. Das Beste daran ist:

Der Hund muss sich nicht mehr anstellen, weil er gelernt hat, dass das nichts Existenzgefährdendes ist. Deshalb hat er mit dieser Situation auch nicht mehr den Stress, der das "sich anstellen" auslöst.

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Alles gut und schön - manchmal hat man aber keine Zeit für langes Gegenkonditionieren. Das mit dem Bölk war einmal (beim ersten Mal), danach ging es mit einem strengen Sitz!. Und Keksen nach der Behandlung.

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KleinEmma

Wie würdest du denn Folgendes üben? Also, Emma hat von Welpenalter an Panik vor Tierärzten. Grund dafür oder Auslöser war das Fiebermessen. Seitdem ist jeder Besuch beim Tierarzt eine Prozedur, sprich Emma wird echt panisch.

 

Wir haben 2 Tierärzte: Eine kommt ins Haus (hat keine feste Praxis) und für Untersuchungen wie Ultraschall o.ä. haben wir noch eine andere Praxis. Tierärztin , die ins Haus kommt, ist schon ohne Grund gekommen, hat Emma Leckeres mitgebracht, aber: Emma sieht sie und verschwindet. 

 

Praxis: Diese Tierärzte nehmen sich Zeit für den Hund, reden leise, streicheln, haben auch Leckerzeugs da - hilft alles nix.

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Nun, mir zumindest ging es auch weniger um die konkrete Situation, sondern um die Sichtweise an sich - denn dieses "gegenübertreten" war je Thema des Threads. HTS sagt, zuerst mit Respektseinforderung und Grenzsetzung gegenübertreten, dann funzt der Rest von allein. Ich sehe das halt anders rum, nach meinem Empfinden und meinen Erfahrungen ist es für alle Beteiligten schonender und sinnvoller, mit einer Grundhaltung der Vertrauensbildung einzusteigen - und so weit wie nur irgend möglich auch weiterzumachen. Das war es, worauf ich hier raus wollte. (Zum Thema Medikamentengabe speziell gab es glaub ich irgendwo sogar einen Thread, müsste ich mal suchen gehen.)

 

Was ich also mit dem Beispiel sagen wollte: Natürlich kann man mit der Reihenfolge "zuerst die Grenze" einsteigen. Schließt auch nicht aus, dass es danach beim Respektieren dieser Grenze ein freundliches Lob gibt. (Bzw. hoffe ich doch sehr, dass das überwiegend so ist!) Hätte in meiner Welt nur eben den Nachteil, dass die Grundhaltung dahinter immer die eines gezwungenermaßen Müssens ist. Und dass einem das auch schon mal um die Ohren fliegen kann, wenn es eben doch zu viel wird. Und ich ganz persönlich mag es eben lieber, wenn mein Hund freiwillig und aus Vertrauen kommt, als wenn er es tut weil er weiß, dass er muss. Da bin ich einfach etwas weichgespült, ich genieße dieses entgegengebrachte Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft.

 

Und bevor das nun falsch verstanden wird: Klar gibt es Momente, wo man eingreifen MUSS. Allerdings bezweifle ich, dass man in diesen Momenten mit einer Grenzsetzung besser durchkäme - wenn ein Hund beispielsweise irgendwo im Stacheldraht festhängt, und so in Panik gerät dass die Vertrauensbasis reißt, dann würde in diesem Moment auch kein Anblaffen helfen - da kann man echt nur zupacken. Wie bei Menschen in Panik eben auch. Aber das sind Sonderfälle, oder?

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