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Überfordert


Neiki

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Puh ... da sind ja schon wieder ziemlich heftige Antworten dabei :huh: .

 

Als ich vor ca. 4 Jahren auf den Hund gekommen bin, habe ich mich im Vorfeld monatelang mit dem Thema auseinander gesetzt. Bin ich überhaupt geeignet? Was kann ich einem Hund bieten? Bin ich wirklich sicher, dass ich einen Hund will? Welcher passt zu mir, Tierschutz oder Züchter, usw. usf. Ich war auf Ausstellungen und Messen, habe Bücher gelesen und im Internet recherchiert.

 

Dann war die Entscheidung da und ich musste noch ein halbes Jahr auf meinen Welpen warten. Also genug Zeit, um ins Detail zu gehen: Welpenerziehung, Futter, Ausstattung, Hundeschule aussuchen.

 

Und mir war klar: ja, ein Welpe ist anstregend. Ja, mit Schlaf wird es die erste Zeit eng. Ja, Arbeit und Haushalt wird anfangs zurück geschraubt.

 

Und dann kam Mücke. Und ich war komplett überfordert und habe in den ersten vier Wochen 3 kg abgenommen, weil ich nicht mal zum Essen gekommen bin. Nicht mal ansatzweise habe ich es mir SO vorgestellt. Und dabei war mein Sohn schon 16 und ich musste eigentlich nur mich selbst und den Hund versorgen.

 

Nach ca. 3 Wochen habe ich eine Nacht lang geheult und am nächsten Tag mit der Züchterin telefoniert. Ich dachte echt, ich muss die Kleine zurückgeben und ich bin vollkommen ungeeignet, einen Hund zu erziehen.

 

Jo, die Züchterin hat mir den Kopf zurecht gerückt und hat angeboten,  daß ich ein paar Tage zu ihr kommen kann, wenn's gar nicht mehr geht, damit sie mir erziehungstechnisch unter die Arme greifen kann Und dann ging es doch irgendwie. Und von Woche zu Woche wurde es einfacher. Und heute kann ich es mir ohne Hund nicht mehr vorstellen. 

 

Also nicht jeder, der sich anfangs überfordert fühlt, hat unüberlegt gehandelt oder ist ungeeignet. Und wenn man selber schon im Hinterkopf hat, dass man ein "Versager" ist und besser keinen Hund haben sollte, dann fühlt man sich evt. einfach nur bestätigt, wenn andere das auch so sehen.

 

Ob das nun der übliche Welpenblues ist oder tatsächlich mehr dahintersteckt, ist wohl aus der Ferne schwer zu beurteilen. Ebenso, ob die Überforderung hauptsächlich aus dem momentanen Schlafentzug resultiert oder längerfristig bestehen bleibt.

 

Die Frage nach der Motivation finde ich aber auch sehr wesentlich. Denn wenn tatsächlich NUR die Tochter der Grund für die Anschaffung war, dann sehe ich das auch kritisch. Wenn aber die Idee oder der Wunsch vielleicht schon länger im Hinterkopf war und die Tochter nur der aktuelle Auslöser sieht es schon wieder anders aus.

 

@ Irina83: die ersten zwei Wochen hatte ich nicht mal Gefühle für meinen eigenen Sohn, obwohl er ein absolutes Wunschkind war. Gefühle müssen mitunter auch erst wachsen und Hormone verursachen oft seltsame Dinge ;-)  Ich liebe meine Mücke über alles und würde JETZT für sie durchs Feuer gehen. Aber ob ich mir jemals wieder einen Welpen antun werde .... 

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Als ich den pepe holte, kam ich nachts mit einer Fischvergiftung ins Krankenhaus. Ich war 5 Tage im Krankenhaus und dann zuhause 10 Tage am Stock.

Natürlich sieht man den Hund nicht und er ist die Liebe des Lebens. Darum geht es ja nicht.

Aber ich habe es gebissen

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Ich denke, man kann das Ganze auch pragmatisch angehen.

Der Ehemann muss mehr eingespannt werden, ob es nun beim Hund oder besser noch bei der Tochter (zur Schule bringen, Ausflug machen, was weiß ich), so dass Mutter und Hund überhaupt mal Zeit haben, ganz entspannt auf einer Wiese zu hocken oder durch den Wald zu stromern, ohne Zeitdruck und Stress. Wo Mensch mal Mensch sein kann, ohne funktionieren zu müssen und Hund eben Hund sein kann, mit all den lustigen Flausen, die die so im Kopf haben. Wie soll man denn die anstrengende Welpenzeit genießen können, wenn man eigentlich dauernd nur am rumwirbeln ist?

Also mal andere Aufgaben verteilen, an den Mann, die Tochter (die vielleicht sowas wie Müll runterbringen oder den Abwasch erledigen kann, weiß ich jetzt nicht), vielleicht sogar die Schwiegereltern. Und zwar dauerhaft, nicht mal für eine Woche. Die Familie hat beschlossen, einen Hund anzuschaffen. Dieser benötigt Zeit. Und da vermutlich vorher auch nicht massig Zeit rungegammelt wurde, fehlt die jetzt.

Ich würde als Mutter klar sagen, ich brauche zwei Stunden am Tag (also zweimal 1) nur für mich, in denen ich in aller Ruhe mit meinem Hund aus dem Haus gehen kann, die Landschaft genießen, mit meinem Hund spazieren gehen, dabei auch ein paar Minuten spielen oder was üben. Wie bekommen wir es hin, dass ich diese zwei Stunden Freizeit gewinne? Ich denke, der Hund könnte auch der beste Freund der Mutter werden, wenn die beiden nämlich ihre Auszeit gemeinsam nehmen und sich beide auf ihre Spaziergänge freuen, die helfen, die Akkus wieder aufzuladen (und nicht wie jetzt, weitere Energie kosten).

Wenn die Familie nicht mitzieht, gibt man den Hund entweder ab, denn er wird nur als Belastung empfunden, oder man lässt den Haushalt liegen, geht nicht einkaufen und lässt den Abwasch stehen, schon hat man zwei Stunden Freiraum.

Für welche der Varianten man sich entscheidet, hängt natürlich davon ab, inwiefern man überhaupt Interesse und Freude daran hat, einen Hund zu haben.

Und ja, ein Welpe ist anstrengend, aber die Welpenzeit geht ja nun ratzifatzi vorbei, da könnte man auch einfach "durchhalten". Aber außer, dass man irgendwann endlich wieder mehr schläft und das Tierchen stubenrein wird, nimmt der Aufwand auch nicht so erheblich ab, finde ich. Also ich gehe auch mit dem erwachsenen Hund 4x täglich raus, und das länger, als zu Welpenzeiten. Beschäftigt werden will er auch mehr, gelegentlich Mist anstellen tut er auch immer noch. Er muss mal zum Tierarzt, gewaschen werden oder ist krank (Durchfall, Flöhe oder Übergeben führt dann auch wieder zu Putz-Arien).

Fazit: Hund kostet Zeit. Ist die gesamte Familie bereit, diese Zeit dauerhaft freizuschaufeln? Und mag die Mutter die gewonnene Zeit dann draußen in der Natur verbringen (bei Wind und Wetter)?

Falls ja: dann kann der Hund ein enrgiespendendes Familienmitglied werden.

Falls nein: wird der Hund immer der sein, den man als "einfach zu viel" empfindet.

Übrigens würde ich auch ganz unabhängig vom Hund mal den Familienalltag überprüfen und schauen, wo sich Erholungsphasen (und zwar tägliche!) einbauen lassen. Denn sonst gibt man den Hund ab, als nächstes muss man die kranke Schwiegermuttter pflegen oder die Tochter zu anderen Aktivitäten kutschieren und schon gerät man wieder an die Grenzen.

Übrigens: was andere Leute denken, wenn ihr den Hund abgeben solltet, das sollte nicht Deine Sorge sein. Ich persönlich finde es tausendmal besser, wenn man sich eingesteht, dass man es nicht schafft und den Hund einen Neustart im jungen Alter ermöglicht, als wenn man es herauszögert, der Hund vielleicht auch immer "schwieriger" wird (weil nicht angemessen ausgelastet und auch emotional nicht wirklich angenommen) und dann sucht man ein neues zu Hause.

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Fakt ist ja aber, das der Leidtragende der Hund ist !

Der kann nichts für die Überforderung der Familie und Bäder das aus und das geht einfach nicht.

 

 

Im Moment sehe ich den Hund nicht als den Leidtragenden, der scheint doch - nach Beschreibung der TE - absolut das zu bekommen, was er braucht. Nur eben keine verliebten Blicke. Wie sich das entwickelt, steht noch in den Sternen.

 

Leidtragende - das ist im Moment wirklich die Mutter.

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Genossen, ihn zu haben.

Und natürlich hab ich sich mdl geweint, das ist doch auch normal. Aber ich habe mir niemals die ernsthafte Frage gestellt, ihn weg zu geben, weil er mit Ankunft ein Teil meiner Familie wurde. Da gibts keinen Umtausch.

In diesem Fall würde ich ihr aber dazu raten. Denn bitte lest euch nochmal genau ihren Beitrag durch. Sie möchte den Hund nicht. Sie ist am Ende. Sie weiß auch nicht, warum sie den Hund behalten sollte. Außer für ihr Kind.

Sie will sich nicht mit dem Welpen beschäftigen, weil sie keine kraft hat.

Aber ich wiederhole mich einfach. Meine Einstellung hab ich mitgeteilt und hoffe einfach, das der kleine Kerl noch sein liebevolles zuhause findet. Egal wo. Der kann nämlich nichts dafür

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velvetypoison

Das wage ich zu bezweifeln.

Aber ich unterschätze auch nicht das Gefühlsleben von Welpen.

Und ich geb auch offen zu, dass Menschen für mich zweitranging sind. Die können sich helfen/helfen lassen.

Der Hund ist ausgeliefert. In der wichtigsten und sensibelsten Phase seines Lebens. Ein Baby hat jeden Tag noch viel mehr als verliebte Blicke verdient.

Über ein Menschenkind würde sich keiner wagen sowas zu sagen. Einem Welpen mutet man es zu.

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Irina, sie hat aber eben auch noch nicht erlebt, wie ein Hund Kraft schenken kann.

Ehrlich, in den beschissensten Momenten meines Lebens haben meine Hunde mich mental über Wasser gehalten und die Zeit, die ich gezwungenermaßen mit ihnen draußen verbracht habe, hat mir endlos gut getan.

So KANN es sich auch entwickeln.

Ich vermute mal, die Familie hat sich nun nicht einen Hund als Plüschtier-Ersatz angeschafft, denn sie haben sich ja vorher viel informiert und anscheinend eine bewusste Entscheidung getroffen ... nur, dass es SO anstrengend wird, das dachte eben niemand.

Himmel, ich habe über 20 Welpen gehabt und WEISS, wie anstrengend es ist, aber bei jedem neuen denke ich, dass es beim letzten nicht SO anstrengend war :D

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Nebelfrei

Über ein Menschenkind würde sich keiner wagen sowas zu sagen. Einem Welpen mutet man es zu.

Das stimmt nicht, es dauert auch bei Menschenkindern oft einige Zeit bis Gefühl da ist, erstmal sind sie den Müttern oft fremd und im Weg. War jedenfalls bei meinem ersten Kind so, und ich bin nicht die einzige, der es so ging.

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Aber ich habe mir niemals die ernsthafte Frage gestellt, ihn weg zu geben, weil er mit Ankunft ein Teil meiner Familie wurde. Da gibts keinen Umtausch.

 

 

Ich mir schon. Und zwar ich weil ich dachte, ich schaffe es einfach nicht und woanders geht es ihr besser. 

 

Trotzdem hat sie es bei mir - glaube ich - ganz gut getroffen.

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velvetypoison

Naja, dann von mir aus.. soll an einem Lebewesen solange rumprobiert werden, bis es menschlich klappt.

*schulterzuck*

Ich seh den kleinen Welpen, der nichts weiter hat als die neuen Menschen. Die ihn ablehnen. Und der das ertragen muss.

Aber immerhin hat er ja Futter und Spielzeug und mal andere Hunde. Reicht ja auch. Man muss vielleicht auf Gefühle beim Hund weniger Augenmerk richten.

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