Gast 29. Januar 2019 Teilen 29. Januar 2019 Du kannst aber schön erzählen Und die Bilder sind auch spitze Link zu diesem Kommentar
Beliebter Beitrag Annali 7. Februar 2019 Autor Beliebter Beitrag Teilen 7. Februar 2019 Methoden zur natürlichen Zeckenabwehr … und ihre Nebenwirkungen (Achtung – wird länger) Wenn so ein Hund bei einem Anfänger landet, dann ist er schon irgendwie eine arme Sau! Gut, ist vielleicht nicht bei jedem Anfänger-Herrchen/-Frauchen so, aber bestimmt bei einigen. Zum einen natürlich bei denen, die sich gar nicht vorbereiten. Aber auch das Leben bei den Übermotivierten ist nicht ohne Tücken. Ich gehörte übrigens zu den Letzteren! Folglich habe ich mir nicht nur über so profane Dinge wie Körbchen, Futter, Leine und Spiel + Spaß Gedanken gemacht, sondern auch über die Gefahren in Feld, Wald und Wiese: Die Zecken (oder die Parasiten aus der Hölle, wie mein Mann sie zu nennen pflegt). Ich selbst war ja dermaßen unbedarft, dass ich bis zu Linnies Einzug tatsächlich noch nie eine Berühung mit ner Zecke hatte. Die gehörten für mich ins Reich der „gibt es vermutlich, aber hat wohl nix mit mir zu tun“-Fabelwesen. Mein Mann dagegen ist mit ner Katze aufgewachsen und hatte über die Jahre seiner Kindheit eine irrationale Angst vor Zecken entwickelt mit leichter Tendenz zu ebenso irrationalen Wahnvorstellungen („Zecken müssen sieben Mal ein Tier beißen und dann einen Menschen, bevor sie sich vermehren können“; „Zecken können drei Jahre ohne Nahrung in der Erde vergraben überleben“; „Zecken kann man nicht töten, außer man verbrennt sie: wenn man den Körper abreißt, dann frisst sich der Kopf bis ins Gehirn weiter“). Wie auch immer, als ich erwähnte, dass wir uns mal über Zeckenprophylaxe Gedanken machen sollten, rannte ich bei ihm offene Türen ein. Wie immer war das Internet mein Mittel erster Wahl, um mich Parasitentechnisch weiterzubilden – ich hab also gegoogelt: „Hund Zecken“ „Hund Zecken Krankheiten“ „Hund Babesiose tödlich“ Nach Niederkämpfung der Panikattake gefolgt von: „Hund Zeckenabwehr“ „Hund Bravecto tödlich“ „Hund Zeckenabwehr natürlich“ Wie es sich für ein anständiges Helikopter-Frauchen gehört, stand für mich nach meiner Google-Aktion fest: Auf keinen Fall kommt böse Chemie in oder an den Hund!!!! Punkt!!!! Naja, ich komme später noch darauf zurück. Zunächst zu unseren Testphasen: 1. Einfach Absammeln Methode Nummer eins klang so einfach wie wirksam – einfach absammeln die Dinger. Der Tipp kam von Linnies Züchterin, die wir beim Abholen des kleinen Rabauken zur Zeckenfrage um Stellungnahme gebeten hatten. Antwort: „Ich sammel die Zecken einfach immer ab, ich hab noch nie was anderes gemacht und ich erwische eigentlich immer alle – das ist ganz einfach!“. Joa, klang auch ganz einfach, machen wir also auch so, dachten wir uns. Linnie zog Anfang Juni des schönen und durchaus auch leicht feuchten Jahres 2017 bei uns ein – zur schönsten Zeckenzeit. Tag 1, Spaziergang 1 (5 Minuten zum Pipi-Machen, die soll sich ja erstmal an Haus und Garten gewöhnen, bloß nicht überfordern). Ergebnis: 2 Zecken. Zecke Nr. 1 war recht groß (oder wie mein Mann deutlich erkannte: „Die hat schon mindestens 5 Mal erfolgreich gebissen!“). Nach diesem Zufallsfund mitten auf der Nase, haben wir den Rabauken abgesucht und entdeckten Nr. 2 auf der Brust. Das war schon mal ne tolle Ausbeute für 5 Minuten. Und es ging so weiter. Nach jedem Spaziergang waren wir mit Zeckensuche beschäftigt und stellten zwei Dinge fest: 1. Es ist für uns Anfänger lange nicht so einfach wie für eine Hundezüchterin mit 30 Jahren Erfahrung die Viecher „einfach“ abzusammeln! 2. Trotz gefühlt stundenlanger Suche ist uns im Schnitt eine Zecke pro Tag entgangen, die dann gebissen hatte und von uns gezogen werden musste. Die Google-Ergebnisse zu den übertragbaren Krankheiten noch in frischer Erinnerung gingen wir also über zur nächsten Methode: 2. Das Spot-on auf rein natürlicher Basis Zu Kaufen gab es das hochgepriesene Wundermittel im örtlichen Fressnapf und mein Mann brachte es mit, als ich ihn losschickte zum Zeckenzangen kaufen (Wir haben alles in jeweils mehrfacher Ausführung: die klassische Zeckenzange, die Zeckenpinzette, den Zeckenhaken, die Zeckenkarte und die Zeckenschlinge – letztere ist das einzige, was wir letztlich benutzen). Das rein natürliche und überhaupt nicht schädliche Spoton wurde dem Rabauken prompt in den Nacken geträufelt und hielt ebenso prompt was es versprach: Es war überhaupt nicht schädlich! Für den Rabauken nicht, für uns nicht und für die Zecken nicht. 3. Das Bernsteinhalsband Im Internet werden ja viele wundersame Methoden angepriesen. Als sehr rationaler Mensch, der auch die Homöopathie schnell als absoluten Humbug durchschaut hat, falle ich auf sowas ja nicht rein! Aber das Bernsteinhalsband war ja in seiner Wirkweise schon irgendwie sehr wissenschaftlich. Die Reibung der unbehandelten Bernsteine mit dem Hundefell… Also wenn schon meine Hände beim schnellen Durchkraulen Funken erzeugen können, dann kann ja der Bernstein auf dem Fell physikalisch/chemisch irgendwas freisetzen, das die Zecken abstößt (in naturwissenschaftlicher Hinsicht war ich noch nie die hellste Kerze auf der Torte – habe ja nicht umsonst Jura studiert). Jedenfalls klang das alles damals vor 1,5 Jahren, als ich noch jung und naiv war, ziemlich logisch, weshalb ich noch während der Absammel-Frühphase ein günstig bei Amazon angepriesenes Bernsteinhalsband geordert habe. Das Halsband hat sich auf den langen Weg aus Litauen zu uns gemacht, kam knapp vier Wochen später mit einem entzückenden handgeschriebenen Brief an und wurde dem Rabauken direkt angelegt. Erster Eindruck: Zumindest sieht es gut aus! Zweiter Eindruck: Wird weniger mit den Zecken!!! Dritter Eindruck: Wird wieder mehr mit den Zecken… Nach kurzer Google-Recherche habe ich gelernt, dass die Zecken sehr trockene und sonnige Sommertage nicht mögen und sich zurückziehen – das erklärte dann auch die kurzzeitigen Erfolge 4. Das Kokosöl So, nach der unrühmlichen Bernstein-Halsbandaffaire hatte ich meinen kurzzeitigen Ausflug in die Welt der Pseudowissenschaftler erfolgreich beendet und zwar ohne mich ins Reich der Verschwörungstheoretiker ziehen zu lassen – ich werte das als Erfolg! (Außerdem sah das Halsband eigentlich ganz gut aus!!!). Jetzt aber: Kokosöl. Kokosöl hilft wirklich (könnt ihr googeln!). Kokosöl riecht für Zecken unangenehm, wegen der Laurinsäure! Ist echt so! Bis zu 80 % der Zecken schreckt das Öl ab (die restlichen 20 % können wir doch einfach absammeln, wär doch gelacht!). Außerdem riecht es gut und ist zugleich – hauchdünn aufgetragen – eine wunderbare Fellpflege und lässt den kleinen Fuchs so richtig glänzen und strahlen! Das Kokosöl kam als weiße Paste in einer Dose und wurde erst durch Verreiben einer winzigen Menge in der Handfläche zu Öl. Tag 1: Der kleine Rabauke kam neugierig angeflitzt und ehe er sich’s versah, hatte ich ihm schon mit den Kokoshänden einmal sacht übers Fell gestrichen. Ergebnis beim Hund: - irritierter Blick („Was haste denn jetzt gemacht?“) - schnuppern („Hier riechts irgendwie komisch“) - durchs Haus flitzen und schütteln („Höh? Der Geruch geht nicht weg!“) Das ganze schien beim Spazierengehen aber vergessen sein. Ergebnis bei den Zecken: Eindeutig weniger – aber ich war vorgewarnt und wollte das erstmal über mehrere Wochen bei verschiedenen Wetterbedingungen beobachten – keine voreiligen leichtgläubigen Schlüsse mehr! Das Zeug musste ja regelmäßig – also zumindest täglich – aufgetragen werden und das gestaltete sich in den folgenden Tagen zunehmend schwieriger. Tag 2: Wie Tag 1, neugierig gucken kommen, Zack Öl übers Fell und dann das große „Huch – ich riech schon wieder ganz komisch“-Getue Tag 3: Im Körbchen versteckt (hab sie trotzdem gefunden) und dann empörtes Anschnauben. Tag 4: Auf’s Dachgeschoss gerettet, aber wie so viele tragische Helden in Horrorfilmen musste auch Linnie erkennen, dass das Dachgeschoss eines jeden Hauses eine Sackgasse ist. Tag 4 war zugleich der letzte Tag, denn Tag 4 war der Tag an dem draußen dann doch nicht wieder alles vergessen war. Linnie schüttelte sich ab und an und warf uns verzweifelte Blicke zu („Die Mäuse riechen mich doch 10 Meter gegen den Wind!!!“) und dann hat sie die Hinterlassenschaft eines anderen Hundes mit üblem Durchfall entdeckt und die Gelegenheit genutzt, sich des schrecklichen Kokosgestanks zu entledigen. Vom anschließenden Drama, einen absolut wasserscheuen Hund zu waschen, berichte ich ein anderes Mal. Zum Kokosöl-Experiment kann ich nur sagen: Vielversprechend, aber Linnie erweckte den Eindruck, als mag sie das nicht sooo gerne und wir haben uns ihrem Wunsch gefügt – mehr oder weniger umgehend. Und Heute? Nach ein paar Monaten mit Scalibor-Halsband (sieht aber einfach nicht so gut aus wie Bernstein) bekommt der kleine Rabauke mittlerweile übrigens die böse Chemie: Simparec. Ist so was wie das böse Bravecto, nur geringer dosiert und wirkt nur ca. 4 Wochen. Immerhin habe ich bei meiner Zecken-Odyssee auch etwas Nützliches gelernt: Ich weiß jetzt, in welchen Monaten UND bei welchen Wetterbedingungen UND in welchen Gebieten die Zecken besonders häufig sind – und nur bei großer Gefahr bekommt sie ne böse Chemie-Tablette (Ja, ich fühle mich trotzdem noch schlecht deswegen). Die übrige Zeit sammel ich die Dinger „einfach“ ab! (Ich schwör, ich bin schon besser geworden!) Linnie hat auch was gelernt: Durch die monatelangen Zecken-Absuch-Orgien nach jedem Spaziergang weiß sie jetzt ganz genau: Wenn wir von einer Rabauken-Runde Heim kommen, dann wird gaaaanz ausgiebig gekuschelt und jeder Zentimeter ihres Astralkörpers wird ausgiebig durchgekrault (fast so als würden wir die Zecke in der Unterwolle – äh, die Nadel im Heuhaufen suchen). Diese Kuschelorgie, die mindestens 15 Minuten zu dauern hat, wird bis heute ausdrücklich nach jedem Spaziergang von ihr eingfordert. Stand mal auf Bernstein, aber trägt heute nur noch Rubin – rot steht ihr einfach besser: 5 11 1 Link zu diesem Kommentar
KleinEmma 7. Februar 2019 Teilen 7. Februar 2019 Ich hätte auch noch den Daumen-hoch-Smilie nutzen können. Toller Bericht! Deinen Thread habe ich direkt mal abonniert. Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut. Zu den sonnigen Sommertagen: Bei uns fängt die Zeckenzeit etwa im April-Mai an und ist so im Oktober beendet. Die spanischen Zecken sind auch im Sommer aktiv. Scheinbar mögen sie sonnige Sommertage Im warmen Winter dagegen sind sie nicht unterwegs - naja, Regenwetter haben wir selten. Wir machen alles: Absammeln, Kokosöl, CD-Vet und wenns zu viele Ekelviecher werden, kommt Chemie auf den Hund. 1 Link zu diesem Kommentar
Renegade 7. Februar 2019 Teilen 7. Februar 2019 @Annali Klasse! Speichere den Text gleich gut ab! Das Frühjahr naht - ein übereifriger Wetterbeobachter will ja schon eine Hitzewelle ausgemacht haben - und das omnipräsente Zeckenthema kommt wieder groß 'raus! Und dann geht's endlich mal wieder rund . Wenn dann die Suppe der jeweiligen feurigen Gegner und Befürworter "natürlicher" vs. "chemischer" Prophylaxe wieder mal so richtig am Überkochen ist - dann kommt dieser Beitrag gerade richtig und besänftigt (hoffentlich!) die erhitzten Gemüter... 2 2 Link zu diesem Kommentar
Shary 7. Februar 2019 Teilen 7. Februar 2019 @Annali Einfach köstlich, du kannst so toll erzählen 1 1 Link zu diesem Kommentar
Gast 7. Februar 2019 Teilen 7. Februar 2019 Genialer Text Einfach absammeln...DSH mit dichtem Fell und Riesenschnauzer . Äh ja Wir wohnen in einem der Zeckengebiete in D ..... Link zu diesem Kommentar
gebemeinensenfdazu 7. Februar 2019 Teilen 7. Februar 2019 Aber wenn Nervengift, wieso nicht eins mit repellender Wirkung, dann hätte man wenigstens Schutz vor Krankheiten (und sie sind etwas ungiftiger als Simparica). Da fände ich das Scalibor wahrscheinlich besser. 1 Link zu diesem Kommentar
Gast 7. Februar 2019 Teilen 7. Februar 2019 @Annali Schon wieder so eine tolle Geschichte, Du hast echt Talent, Annali (wer braucht schon Naturwissenschaften, hauptsache schöne Geschichten schreiben ) Link zu diesem Kommentar
Annali 7. Februar 2019 Autor Teilen 7. Februar 2019 vor 8 Minuten schrieb gebemeinensenfdazu: Aber wenn Nervengift, wieso nicht eins mit repellender Wirkung, dann hätte man wenigstens Schutz vor Krankheiten (und sie sind etwas ungiftiger als Simparica). Da fände ich das Scalibor wahrscheinlich besser. - weil mit dem Scalibor das Gift außen aufgetragen wird und sich über das Fell verteilt. Auch auf uns, auch auf meinen kleinen Neffen,... - weil das Halsband ständig am Hund ist und ihn stört, Linnie kann bei ihren verrückten 5 Minuten daran hängen bleiben,... - weil die meisten Krankheiten nicht unmittelbar, sondern erst einige Zeit nach dem Biss übertragen werden und bis dahin das Simparica üblicherweise bereits wirkt - weil das Halsband die ganze Zeit am Hund ist und mich ständig daran erinnert, dass ich ihn der bösen Chemie aussetze, während ich selbiges bei der Tablette spätestens zwei Tage nach Verabreichung erfolgreich verdrängt habe - weil der Rabauke während der Zeit mit Simparica (1 Jahr, nicht durchgängig gegeben, sondern insgesamt 3 Tabletten) insgesamt 3 (tote) angebissene Zecken hatte und in der Zeit mit Scalibor (3 Monate, durchgängig getragen) zwei (lebendige) angebissene Zecken - weil sie Simparica gut verträgt und ich nach der Devise „Never change a running System“ lebe Aber vielleicht komme ich demnächst beim rumgoogeln wieder auf andere Gedanken, ich schließe nix aus Link zu diesem Kommentar
Gast 7. Februar 2019 Teilen 7. Februar 2019 Nur zur Info zum Scalibor: Zitat Wie sicher ist das Scalibor® Protectorband für Kinder und den Hundehalter? Das Ausmaß einer möglichen Kontamination der Hände mit Deltamethrin wurde durch Streicheln von Hunden mit angelegtem Scalibor® Protectorband untersucht. Der Nachweis von Deltamethrin wurde mit Hilfe einer validierten HPLC-Methode durchgeführt. Diese Untersuchung zeigt, dass die tägliche orale Aufnahme von Deltamethrin durch Streicheln des Hundes und Ablecken der Hände und Finger selbst bei 100%iger Aufnahme weit unterhalb des ADI-Wertes von 10 μg/kg Körpergewicht liegt. Auch bei einer täglichen oralen Aufnahme der errechneten maximal möglichen Aufnahmemenge durch ein Kind ist nach Definition des ADI-Wertes mit keiner relevanten Gefährdung zu rechnen, zumal der als Grenzwert zugrundegelegte ADI-Wert für eine tägliche und lebenslange Aufnahme kalkuliert ist. Die so ermittelte maximal mögliche aufnehmbare Menge an Deltamethrin beträgt bei einem 10 kg schweren Kind lediglich 1/10 des ADI-Wertes. ADI-Wert ("acceptable daily intake" = akzeptable tägliche Aufnahmemenge) Menge, die der Verbraucher täglich lebenslang über Lebensmittel ohne erkennbaren Schaden für die Gesundheit aufnehmen kann Wird von den Experten-Gruppen der Weltgesundheitsorganisation WHO und FAO aufgrund toxikologischer Erkenntnisse festgesetzt Deltamethrin wird auch zur Bekämpfung von Ektoparasiten bei lebensmittelliefernden Tieren (Rind, Schaf, Fisch) verwendet.http://www.scalibor.de/faq/ Aber ich meine jeder muss selbst wissen, mit welchem Mittel er am besten zurecht kommt Link zu diesem Kommentar
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