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Welche Trainingsansätze gibt es, Hunde an Artgenossen zu gewöhnen?


jenny12345

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Bärenkind

Jenny, für mich ist wichtig, dass der Hund mit vollem Bewusstsein den anderen Hund (Reiz) wahr nimmt. Also kein Ablenken und kein Schau-Kommando.

Das wichtigste ist, dass Du ihm klar machst, dass ER da vorne bei dem Reiz mal gar nichts zu regeln hat, was voraus setzt, dass er neben oder hinter Dir bleibt, weil er sonst, in dem er voraus ginge, den JOB bekommt, das zu regeln, was da kommt.

Dass er neben Dir geht, würde ich einmal mit Signal Fuß ankündigen, und danach SOFORT mit Körpersprache korrigieren. Dabei musst Du ihm massiv den Weg versperren, IMMER in Bewegung bleiben, und ihn notfalls auch richtig mit dem Körper weg drängen.

In dem Moment, wo er Dich wahr nimmt, also vom Reiz weg schaut, Dir in die Augen, nimmst Du sofort den Druck des Körpers raus und steuerst wieder mit ihm gemeinsam auf den Reiz zu. Ich arbeite in diesen Reizlagen so weit es geht non verbal, gebe aber durchaus mal ein kurzes Feedback, wenn mir etwas gefällt, oder auch etwas nicht gefällt. Der Körper leitet immer die Korrektur ein, sobald der Hund der Ansicht ist, nach vorne gehen zu müssen, sich hoch fahren zu müssen, lauter atmen zu müssen, zu fixieren, was auch immer.

Ich dränge ihn also so lange immer wieder weg, bis er keine Versuche mehr unternimmt, nach vorne zu gelangen, weil er einfach gerafft hat, dass ich das jetzt für ihn regle.

Dein Hund hat an der Leine keinen Kommunikations-Spielraum, wie er ihn ohne Leine hätte. Er kann weder flüchten, noch Bogen gehen, es bleibt ihm nur albernes Gehüpfe und eben die Show, ein gefährlicher Hund zu sein. Du erklärst ihm, in dem Du ihn körperlich aus der Situation drängst, dass er das nicht zu tun braucht. Auf diese Weise kommen meine Kunden mit mir im Nacken als Ansager innerhalb kürzester Zeit an andere Hunde ran, ohne dass Attacken gefahren werden müssen.

Anfangs musst Du Deinem Hund auf diese Weise erst mal alle Reize "erklären". Mit der Zeit wirst Du Alternativverhalten erlangen, da Du ja dieses mit positivem Feedback belegst.

Was ich nicht tun würde, ihn für richtiges, ruhiges Verhalten mit Futter totschmeißen. Damit gibst Du der Situation wieder so eine Wichtigkeit. Es ist etwas VÖLLIG Normales, an anderen Hunden vorbei zu gehen, ohne Hallas zu machen.

Insgesamt wäre es vermutlich wichtig für Euch, dass Du ihm auch Spielsituationen ermöglichst, in denen Du entspannt bist, da er dann auch entspannt spielen kann. Mir klingt das Verhalten weniger nach Aggression als nach Spielbedürfnis und Kontaktarmut.

Diese Körpersprachliche Geschichte solltest Du ohne Hunde üben, in dem Du einen Beutel mit Futter, eine Dose mit Nassfutter, ein tolles Spielzeug, einen Menschen mit Futter benutzt, der als Ersatzreiz fungiert. Dann versuchst Du, diesen Ersatzreiz mit Deinem Hund im Fuß zu erreichen, ohne dass er VOR geht. Dabei kannst Du üben, wie klar Du mit dem Körper kommunizieren kannst, ob er Dich ernst nimmt, oder nicht.

Erst wenn DAS richtig sitzt, in allen möglichen Varianten, würde ich in FERNE Hundebegegnungen gehen. Ferne... nicht auf 3 Meter. Und dann würde ich diese Distanz immer mehr verringern. Bis Du quasi auf dem Bürgersteig an einem anderen Hund vorbei gehen kannst.

Wichtig ist IMMER. DEIN Körper ist zwischen dem Reiz und Deinem Hund. IMMER. Wenn es nicht möglich ist, den Hund dann im Fuß zu führen, wechsel die Seite, führe ihn rechts, bringe ihm dafür ein Signal bei. Du wirst alsbald einen Hund haben, der sich in die Abdeckung Deines Körpers begibt, sobald ihm was nicht geheuer ist und sich gerne von Dir schützen lässt Sofern Du klar und deutlich mit dem Körper zu kommunizieren lernst. Bist Du Dir nicht von innen heraus sicher, was Du tun WILLST, dann wirst Du ihn nicht sichern können und er wird weiterhin seinen Job machen, den Du ihm gibst. Vorne sichern.

LG Anja

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Anne, auf Grund welcher Problematik wart ihr in der Raufergruppe?
http://www.polar-chat.de/topic.php?id=43613&goto=828206

Ich war mit keinem meiner Hunde in der Raufergruppe. Habe nur selbst dort in der Hundeschule gearbeitet und diese hat eben auch die Arbeit in einer Raufergruppe angeboten.

Habe jetzt auch erst gelesen dass Tommy Schmerzpatient ist, da müsste man dann schauen ob das überhaupt eine Möglichkeit ist.

Es soll sich ja keiner der Hunde ernsthaft verletzen!

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jenny12345

Das war auch einer meiner Gedanken Raufergruppe und Schmerzpatient.

Das größte Problem sehe ich darin, wie bekomme ich ihn dazu hinter mir zu laufen(im Alltag, auf bekannten Strecken, ohne Hunde kein Problem, da läuft er oft hinter mir)?

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß nicht, ob er Hundekontakt wünscht oder nicht.

Eigentlich habe ich das Gefühl, dass er lieber seine Ruhe haben möchte, aber aus irgendeinem Grund geht er doch auf sie zu. Ist wiederum aber (meinem Gefühl nach) froh, wenn ich ihn das Signal zum weiter gehen oder für Blickkontakt gebe.

Über Lakoko muss ich mich erst mal kundig machen, damit habe ich mich bisher nicht auseinander gesetzt.

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Bärenkind

Das größte Problem sehe ich darin, wie bekomme ich ihn dazu hinter mir zu laufen

Siehe meine Anleitung... es GEHT! Du musst nur schon die Ansätze des nach vorne Wollens im Keime ersticken. Das liest Du an seiner Körpersprache. Wenn er erst auf 2 Beinen steht und schreit, hast Du verpennt ;) .

Es gibt genügend Hunde, die andere Hunde nicht wollen. Die checken mal kurz ab, wer da so läuft, und dann gehts weiter. Das mit dem Schmerz hatte ich verdrängt, sorry, da sind solche Gruppen vermutlich nicht so prickelnd, da er einen derben Rempler eines anderen Hundes vielleicht schon falsch verknüpft.

Kontakte zu sanften Läufern, die nicht ständig nen Bodycheck brauchen, wäre nett.

LG Anja

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Anne, du hast den Vorteil bei euch oben an der Quelle zu sitzen. Bei vielen anderen Gruppen muss man tatsächlich aufpassen, an wen man da gerät.

Generell finde ich die Gruppen gut, aber im vorliegenden Fall bietet sich das eigentlich nicht an. Schmerzpatient, Hund will keinen Kontakt, usw.

Er hat es nicht wirklich nötig, soziale Kompetenz zu erlernen, wie es ja in Raufergruppen angestrebt wird. Er will ja bloß seine Ruhe, weil er sonst vielleicht Schmerzen hat.

Da ist das Abdrängen von Anja perfekt. Geht schnell, ist relativ einfach, aber man muss eben wie bei allem konsequent sein.

AL ist ne Lachnummer und ich amüsiere mich hier köstlich über Leute, die daran schon jahrelang ohne großen Erfolg rumdoktern ohne auch nur einmal über die Sinnhaftigkeit einer Methode nachzudenken, die ihnen offenbar nichts bringt - ist wie gehirngewaschen.

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Kontakte zu sanften Läufern, die nicht ständig nen Bodycheck brauchen, wäre nett.

Schade dass Jenny soweit weg wohnt, ich hätte mich sonst gern mit Timmi als "Trainingspartner" zur Verfügung gestellt. :Oo

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jenny12345

Vielen Dank, für deine super Ausführliche Erklärung.

Ich denke auch nicht, dass er aggressives Verhalten zeigt(ausgenommen einige wenige Rüden, die er nicht mag).

Vielmehr habe ich das Gefühl, dass er mit der Situation überfordert ist und sich nicht anders zu helfen weiß.

Deine Trainingsansatz finde ich gut und Nachvollziehbar.

Wie löse ich das Problem, wenn ich ihn körperlich Abdränge, dass er dann mit Flucht reagiert und zwar von mir weg(Vermutung Schmerzen?).

Zweites Problem: Konstantes Fuß-Laufen kennt er nicht, müsste ich Aufbauen). Außerdem läuft er nur und ausschließlich auf der rechten Seit(warum weiß ich leider nicht, hat er schon gemacht, als ich ihn übernommen habe).

Von der Futterschiene bin ich inzwischen auch ein wenig weg(dadurch habe ich das Bellen während des Hundetrainings leider erst unbewusst bestärkt-Hund bellt-ich rufe ihn zu mir-er bekommt Belohnung :Oo ).

Ach, wenn ich die Leine kurz nehme und keinen Kontakt zulasse, ist das für ihn kein weiteres Thema, zwar zieht er dann in die Richtung um zu schauen, läuft aber weiterhin neben mir her.

Vielleicht noch ganz interessant zu wissen, wenn er von anderen Hunden angebellt wird, orientiert er sich stark an mir(läuft neben mir und schaut mich an).

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jenny12345

Also Raufergruppen möchte ich ausschließen.

Ich will ja, dass er ruhiger im Umgang mit Hunden wir und nicht, dass er noch mehr aufdreht

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Ich hab heute miterlebt wie man es nicht macht :(

Meine Hunde, Zulu die Huendin meiner Freundin und ich waren spazieren.

Vor uns lief eine Trainerin mit einer Kundin und deren Greyhound. Augenscheinlich haben sie an Hundebegegnungen gearbeitet. Zulu kam an die Leine, Lucy und Pai ins Fuss.

Der Hund war entspannt, bis er uns bemerkte. Die Trainerin sagt 'sei bereit mit der Ablenkung' und damit bemerkte uns der Hund und hat sich sofort total verkramft und auf uns eingeschossen und das Geklicke ging los. Im Vorbei gehen hab ich mich gefragt wofuer? Warum wird dieser Hund geklickt? Was fuer Informationen kommen beim Hund an?

Versteht mich nicht falsch. Ich benutze einen Klicker fuer Tricks oder aehnliche Dinge. Aber fuer Probleme im Verhalten halte ich den Klicker fuer sehr gefaehrlich. Auch wenn ich meinen Hund sehr gut kenne, weiss ich doch nicht was genau in seinem Kopf vor sich geht.

Dieser Hund wurde fuer Anspannung und Starren und einbisschen mehr geklickt und belohnt und abgelenkt. Was hat er also gelernt?

Ich persoenlich finde Anjas Ansatz sehr sinnvoll.

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Ich habe keine Ahnung, ob mit den erwähnten Raufergruppen etwas ähnliches gemeint ist wie das kontrollierte Zusammenbringen mit Teaching Dogs, also Hunden, die mit grosser Souverainität und Gelassenheit anderen Hunde die Knigge beibringen. So kommt man an die Wurzel des Problems, denn das ist innerartlich.

Daneben gibt es natürlich einige Ansätze, die der Symptombekämpfung dienen. Das ist super hilfreich, wenn es den Teufelskreis der gegenseitigen Anspannung und Aufheizung betrifft. Ich persönlich würde da eher zu positiv belegen tendieren als ablenken oder durch selber regeln deckeln, situationsweise aber alle anwenden. Ablenken würde ich da aber als am schwächsten einstufen, ist aber in milden Fällen einfach einzusetzen. Positiv belegen und konditionierte Entspannung ist ein längerfristiges Projekt, ausser das Problem kommt hauptsächlich vom anderen Ende der Leine - dann kann das ganz spektakulär schnell gehen.

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