Holterdipolter: Garry!

[Joss the Dog]

Hey, das nenn ich ein Angebot

Edel bedeutet was? Der Spanier? Edel lec ker ist es ja

Gibt es spanischen Schampus?

Ach, ein edles spanisches Bierchen kommt dem doch nah

[Flix]

Mal wieder ein Update vom Holterdipolterhund. Als ich den Faden startete, wusste ich noch gar nicht, wie gut diese Bezeichnung auf den Großen passt.

Auf dem Unterwasserlaufband macht er sich hervorragend. Zweimal die Woche marschiert er da drauf, sogar bergauf – heute Nachmittag wieder. Das mit dem Fotografieren ist dabei echt schwer. Aber bitte, ich habe Beweisfotos gemacht.

Was mir nicht so gefällt, ist die Tatsache, dass er in diesem Wasserglaskasten in einer Tour mit Fleischwurst vollgestopft wird. Garry findet es toll, keine Frage aber das ist nun nicht gerade meine bevorzugte Art der Fütterung. Ein Zweites ist, dass er ständig mit hochgerecktem Kopf läuft, damit er an die Fleischwurst kommt. Irgendwie kommt mir das nicht so gesund für den Rücken vor.

Morgen ist es soweit, wir haben unseren Psycho-Arzttermin. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was die uns zu unserem Chaoten sagen werden.

[gast]

Wenn die Tier das einmal kennen und von alleine laufen braucht man auch nicht mehr soviel Hundewurst. Jacki hat dann die Reste nach dem Abtrocknen bekommen. Es gibt Schlimmeres, finde ich.

Das mit Kopf ist auf Dauer und im Extremeinsatz vermutlich nicht gut, aber die paar Minuten machen nichts aus - sonst hätte Jacki auch arge Probleme (bekommen).

[jule26]

Gönne ihm mal die Fleischwurst.

Kannst du doch von der Fütterung wieder abziehen. Ich glaube auch nicht ,das ihm das auf den Rücken geht wenn er für die kurze Zeit den Kopf nach oben streckt.

Wichtig ist er macht mit und es ist hilfreich.

[raudi]

Die Fotos erinnern mich so sehr an Emmys Unterwasserlaufband-Therapie, es hat ihr soviel gebracht!

Bin auf deinen Bericht von dem verhaltenstherapeutischen Tierarzt ganz gespannt!

[gast]

Boah, dieser Blick *völligdahinschmelz*

Sooooo hochgereckt finde ich den Kopf jetzt nicht - oder ist das auf den Fotos nicht so ausgeprägt wie du es ansonsten siehst?

Aber die Masse an Fleischwurst finde ich auch enorm - meine Süßen wären absolut begeistert und würden innerhalb kürzester Zeit sagen: Pah - Spaziergang? Nö, wir wollen auf's ULB...

Wie macht Garry sich denn bewegungstechnisch-gesundheitlich? Bist du zufrieden mit dem Verlauf, bringt (bisher) die OP den erhofften Erfolg?

Ist Garry jetzt schon mal nachgeröngt worden, oder ist das noch zu früh?

Auf deinen Bericht von der "Psychoanalyse" bin ich auch sehr gespannt - meine Meinung zu Garry ist ja nach wie vor:

Ein toller Hund, der aufgrund mangelnder kompetenter menschlicher Anleitung (in der Vergangenheit!) eigene Verhaltensstrategien entwickelt hat, die ihn aus seiner Sicht sehr wohl, aus menschlicher Sicht hingegen nicht besonders "gesellschaftstauglich" machen

Habt ihr denn herausfinden können, ob es irreversible Defizite in der Prägungszeit geben könnte?

[Joss the Dog]

Ich bin auch gespannt - die UWLB - Bilder sind ja richtig niedlich, sein Blick ist zum Knutschen, kein Holterdipolter - Garry zu sehen auf dem Band

[Gast]

Stimmt auf dem Band holpert und poltert er gar nicht, da macht er ja richtig gut mit

Ich hoffe, das es ihm bald besser geht und ihr gesundheitlich, wie auch erziehungstechnisch

einen Schritt nach vorne macht.

[Bibi]

Der Blick ist echt zum knutschen

Ich hoffe es bringt den erhofften Erfolg

Lg Birgit

[Flix]

In Sachen OP-Erfolg ist es so, dass der Bube eindeutig und so viel besser läuft, allerdings manchmal aber doch ein leichtes Lahmen zeigt. Es ist halt blöde, dass er nicht wirklich so ruhig zu halten ist, wie es sein sollte. Wenn er seine Jump- und Beissattacken fährt, macht er das nunmal nicht othopädisch korrekt. Letztens hat er sich zum Wälzen hingeschmissen und dabei das Vorderbein verdreht - da kam ein Aufjaulen und in mir jaulte es mit.

Der Therapeut, bei dem ich heute war, ist ja nun auch Tierarzt und der meinte, dass ich mich da durchlavieren (meine Vokabel, nicht seine) muss. Ich k a n n ihn einfach nicht so ruhig halten, wie es perfekterweise sein müsste. Ich kann ihn nur so gut es eben geht ruhig halten und möglichst viel über den Kopf beschäftigen. Das UWLB wird uns wohl noch eine ganze Weile unterstützen müssen. Die Psychoproblematik ist halt da und auch der muss Rechnung getragen werden.

Und nein: er wurde noch nicht nachgeröngt. Hat mir keiner was von gesagt. Ich habe auch keinen direkten TA-Termin mit ihm. Erstmal weitermachen, dann wiederkommen, hieß es.

Und nu kommt mein Psycho-Bericht von heute:

Der Termin hat zweieinhalb stinkteure Stunden gekostet, war aber eindeutig mehr Wert als die Trainerversuche vorher.

Der Mensch meinte zunächst mal, dass braune Labbis eh schon zu Übererregbarkeit neigen und Garry aufgrund seiner vermuteten Vorgeschichte erst recht. Außerdem sei ein großes Durchhaltevermögen ebenfalls labbitypisch und auch davon hat Garry jede Menge in Peto.

Garry fehlt jegliche Sozialkompetenz, er hat keine Erregungskontrolle, ist zutiefst verunsichert und will eigentlich poitiven Sozialkontakt herstellen. Dieses Gejumpe und Gebeisse kommt aus ursprünglichem Beschwichtigungsverhalten, das eben nicht als Solches erkannt wurde. Im Gegenteil, es wurde ja draufgehauen. Also geht Garry in grobes und immer gröberes Spiel über. ICH WILL AUFMERKSAMKEIT! Und genau das hat er bekommen in welcher Form auch immer. Auf dem Trainingsplatz durch Hau-Drauf-Methoden, zuhause bekam er vermutlich was er wollte. - Verquere Welt im Labbikopf.

Die (Eigen-) Kotfresserei liegt an chronischem Stress und ist ebenso erlernt, sagt der Therapeut.

Die gute Nachricht ist die, dass der Therapeut meint, Garrys Problematiken seien in den Griff zu kriegen. Die "Schlechte" (für mich) ist die, dass ich lauter Zeug machen soll, das ich eigentlich nicht leiden kann. Zähneknirschend habe ich ja bereits damit angefangen. Als da wären: Maulkorb, Anleinen am Platz, Ignorieren, ständiges Leckerli-Reinschieben. Aber es kommt noch härter: Geschirr ständig an auch im Haus, Übungen im Haus auch z. T. MIT Maulkorb, im Garten sowieso auch das Ding auf, am liebsten Futter nur noch erarbeiten lassen. (Als er dazu mein Gesicht gesehen hat, wurde mir erlaubt, weiterhin einen Napf und Mahlzeiten zu benutzen.) ;-)

Es kommt, sagt der Therapeut, darauf an, Hochpush-Situationen möglichst zu vermeiden und Alternativverhalten auf Belohnungsbasis zu erreichen. (Mit anderen Worten: Leckerli reinstopfen Grrrr).

Des Weiteren geht es um "Kontrolle ohne Bedrohung". Sehr schöner Ausdruck. Ich soll also nicht im geringsten blocken, gar und überhaupt nicht. Ich soll den Guten Ignorieren, mich, ohne erstmal reinzugehen, direkt abwenden. Darum muss der Maulkorb drauf, denn ohne den lässt sich die Beisserei nunmal schlecht ignorieren.

Genau das hatte ich übrigens vorgestern im Garten ausprobiert. Nachdem er nämlich im Feld hochfahren wollte und ich sah, dass die Leine 2 Mal um den Vorderlauf gewickelt war, hatte ich solche Angst um die Ellbogen, dass ich das Gejumpe völlig ignorierte (er trug MK) und nur zum Ziel hatte, das Bein frei zu bekommen. Dabei fuhr er runter. Mein Rückschluss war genau der: Aha, Ignoranz! Also bin ich dann am Nachmittag mit MK in dern Garten und als er hochfuhr, habe ich mich einfach hingesetzt und in die Gegend geguckt. Er hörte recht schnell auf.

Nur: in der Wohnung trägt er nicht dauernd einen Maulkorb (wenns nach mir geht, nie) und also muss ich dafür sorgen, dass er gar nicht erst auf die Idee kommt, hochzufahren. Falls es doch passiert, soll ich aus dem Zimmer verschwinden und ihm die Türe vor der Nase zumachen. Wenn er sich beruhigt hat, auf sein Kissen und Anleinen. Naja, aber wenn Chica noch mit ihm im Zimmer ist? Die muss ich dann auch erst mal rauslotsen.

Wenn er rumkläfft, soll ich auch das ignorieren. Soll er halt bellen. Na, ich hoffe, damit erziehe ich mir keinen Dauerkläffer.

Ich soll ihn viel beschäftigen im Garten und auch draußen wenig bis gar nicht alleine machen lassen. Die Leine darf trotz Rekonvaleszenz ein kleines bisschen länger werden und er soll Dummy bringen und Dinge durch die Gegend tragen (geht beides schlecht mit MK). Da ist der Übergang dann knifflig. Ich sehe jetzt schon vor mir, dass er nach Dummy (pusht ja auch ein bisschen) und Tragen was ja Aufgaben sind, die Spaß machen, keinen Bock hat, erstmal stillzuhalten bis der Maulkorb drauf ist - da ist Jumpen und Beissen - zumal ohne MK doch viel lustiger! Nun alles andere geht mit Maulkorb. Wir werden uns mal langsam rantasten.

Bin mal gespannt, wie praktikabel das alles in der Umsetzung ist. Eben auch in der Wohnung und ohne Maulkorb. Ist jedenfalls, so viel ist sicher, noch eine Menge an Arbeit und viel Geduld angesagt.

Heute jedenfalls bin ich mit den Beiden rausgefahren und als Garry wieder mit dem Gehampel und den Beissversuchen anfing habe ich einfach wieder Null reagiert. Ich bin stur und so langsam, dass die (etwas längere) Leine stets locker blieb, weitergelaufen und habe ihn weder angeschaut, noch mich in irgendeiner Form mit ihm beschäftigt. Und siehe da: er ließ ab. Ich frage mich allerdings auch, inwiefern er nicht wirklich schon tatsächlich sowas wie "Maulkorbschlau" ist. Chica jedenfalls hat längst kapiert, dass er ihr mit dem Ding im Gesicht nix kann.

In Sachen Ins-Auto-Steigen habe ich dann Chica heute auf die Rückbank gesetzt und aus dem Kofferraum durchs Schutzgitter mit Leckerlies verwöhnt. Das fand Garry zwar interessant, zum Einsteigen bewegte es ihn aber nicht. Also habe ich ihn irgendwann am Kofferraum festgebunden und mich auf den Fahrersitz gesetzt. Ganz kurz nur. Dann ging ich wieder nach hinten und auf einmal wollte er unbedingt mitfahren.

Der Therapeut bot auch an, Garry evtl. medikamentös ruhiger zu stellen. Normalerweise, so meinte er, wäre er bei ihm nicht dafür, aber die Tatsache, dass er eben durch seine Rekonvaleszenz muss und nicht so ausgelastet werden kann wie er sollte, erschwert das Ganze doch erheblich. Er meinte, es würde Garry das Leben erleichtern. Nun, wir haben uns erstmal gegen die Psychopillen entschieden.

Ach ja und seit heute hat der Große einen schwarzen Kong in XXL. Den hat er mit Begeisterung angenommen und kaut fröhlich drauf rum. Das verringert dann wenigstens unseren Verbrauch an Rinderkopfhaut. Im Gegensatz zur ersten Trainerin, die sagte, es dürfe kein Spielzeug zur freien Verfügung sein (und woran ich mich nicht gehalten habe), soll Garry was haben an dem er rumkauen und das er durch die Gegend schleppen kann. Bisher hatte er ein Knotenseil. Aber zum Kauen ist der Kong eindeutig besser. Und: am Besten soll er verschiedene Dinge abwechselnd haben. Also habe ich den Kong gekauft und noch so eine Gummikrake und einen Ring. Den Kong findet er schonmal prima, die anderen Dinger habe ich im Schrank verstaut und irgendwann wird halt mal gewechselt.

Muss den ganzen Input erst noch sacken lassen und dann sehen wie wir was umsetzen und wie wir voran kommen. Für den 16. April habe ich eine Trainingsstunde vereinbart. Ich hoffe aber, dass ich davon nicht allzuviele brauchen werde.

Und ganz bestimmt habe ich jetzt noch ein paar Sachen vergessen...