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"Das Problem mit der moralischen Arroganz"


Renegade

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Züchterhund und Tierschutzhund haben beide pros und contras. Das immer wieder gegeneinander auszuspielen ist müßig und wenig hilfreich. 

Worum es in dem Ausgangsartikel ging ist die von einigen zur Schau getragene Selbstgerechtigkeit „Ich bin ein besserer Mensch als Du, ich habe eine arme dankbare Seele gerettet und du mit deinem Züchterhund ein gequältes Tier zum Sterben verurteilt“ (wurde mir auch schon vorgeworfen, im Real Life)

Das sowas ätzend ist, darüber sollten sich doch alle einig sein. Übereifriges Missionieren macht jede gute Sache zunichte. 

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In dem Zusammenhang mal ein recht interessantes Gespräch mit einer Gassi-Bekanntschaft:

 

Sie: Also ich finde ja, alle Züchter sind überflüssig.

Ich: Warum? Finde ich jetzt nicht.

Sie: Ja, aber es gibt so viele Hunde im Tierschutz.

Ich: Ja, und? Beim Züchter weiß man doch viel eher was man bekommt, ist vielleicht gerade als Ersthundhalter gar nicht verkehrt. Oder wenn man etwas ganz bestimmtes haben will oder braucht.

Sie: Ja, aber keiner braucht mehr Jagdhunde oder Hütehunde.

Ich: Naja, es gibt schon noch Jagdhunde, die jagdlich geführt werden, oder Hütehunde die hüten.

Sie: Aber das muss heutzutage alles nicht mehr sein! Wir haben unsere Hündin ja nur, weil wir einen Hund retten wollten.

Ich: Ernsthaft?

Sie: Ja, ich hatte deshalb sogar bösen Streit mit meinem Mann! Wir wollten ja eigentlich gar keinen Hund mehr.

Ich: Und dann sucht ihr euch einen bunten, gut sozialisierten, mittelgroßen, kurzhaarigen Welpen aus? Naja... sie hätte doch aber mit Sicherheit sehr schnell auch ein anderes zu Hause gefunden...

Sie: Habt ihr Peanut nicht, weil ihr einen Hund retten wolltet?

Ich: Nö, wir haben Peanut vorrangig deshalb, weil wir einen Hund haben wollten.

 

So, oder so ähnlich war der Wortlaut.

 

Ich bin weder ausschließlich für Tierschutzhunde, noch für Hunde vom Züchter. Man sollte halt ganz genau überlegen, was man will oder bereit ist zu leisten. Beim Tierschutz-Hund gibt es meiner Meinung nach immer eine "Überraschungs-Komponente".

Das Gespräch wie es oben geschrieben ablief, fand ich lachhaft. Irgendwie... heuchlerisch (Ist das der richtige Ausdruck? Bin mir uneins...) und es stellt für mich nur dar, wie man sich selbst etwas schön redet oder vor sich selbst rechtfertigt. Für mich hat sie sich schlicht und ergreifend in die Hündin verguckt und sie deshalb genommen. Man könnte vielleicht noch von Rettung sprechen, wenn sie sich für einen alten, gehandicapten, problematischen oder einfach großen schwarzen Hund entschieden hätte. Irgendwas, das eben nicht so leicht zu vermitteln ist. Davon hat die Kleine aber nichts, so gar nichts. Hundeerfahrung hat sie wohl, der vorherige soll ziemlich schwierig gewesen sein, hinterher aber ganz gut hinbekommen worden sein. Ich habe den nie kennengelernt, dafür kennen wir sie nicht lang genug.

 

Soll doch jeder so machen, wie er will. Wenn nach Peanut (oder irgendwann dazu) ein Hund kommt, keine Ahnung ob wieder Tierschutz oder vom Züchter.

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KleinEmma

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich auch den Gedanken vertrat, Züchter seien unnötig. Über die Spanienjahre hatte sich bei mir sehr viel Wut, Traurigkeit und auch Hilflosigkeit angestaut. Erstmal sehen wir dort, wo wir wohnen, ausgesetzte Hunde. Und eine Zeit lang war ich in einem Tierschutzverein aktiv. Ich sah dort also auch die Hunde, die mit dem Leben hinter Gittern überhaupt nicht klar kamen. Ein Hund z.B. drehte förmlich durch, hatte mal starke Magenschmerzen, mal reagierte die Haut auf den Stress. Der Hund blühte auf, wenn er mit spazieren gehen durfte. Aber er wurde bald verrückt, wenn er wieder in den Zwinger musste. 

Eine andere Hündin wuchs mit ihrer Schwester bei einer Pflegestelle auf. Die 2 wurden im Welpenalter gefunden. Im Alter von ca. einem halben Jahr gab die Pflegestelle (das war das Chef-Paar der Orga) diese beiden Hündinnen in die Zwingeranlage der Orga. Schrecklich war das. Die eine Hündin sprang und kletterte über jeden Zaun, über jede Türe - Hauptsache sie konnte mit Menschen zusammen sein. Sie wurde letztlich von Freunden von uns ausgewählt und vom ersten Tag an war die Hündin happy und ist nun sehr eng mit dem Mann verbunden.

 

Nach diesen und vielen weiteren Erlebnissen hatte ich Wut auf Züchter und wünschte mir, dass alle Menschen nur noch Hunde aus dem Tierschutz statt vom Züchter nehmen. 

 

Nur sehe und lese ich auch von Hundehaltern, die scheinbar Problemhunde haben, nicht zurecht kommen und auch blauäugig daran geglaubt haben, jeder Tierschutz sei von Anfang an unglaublich dankbar - und deshalb sei das Zusammenleben traumhaft einfach. 

Woran liegt dieser Irrglaube? Natürlich gibts Hunde, die sich direkt einleben, sozial verträglich sind und und und. Aber es gibt halt auch die anderen und darüber schreibt so mancher Tierschutzverein eben gar nichts. Und auch das bekam ich in der Orga mit, bei der ich half. Da war jeder Hund nur süß und liebte es, geknuddelt zu werden. 

 

Viele Probleme zwischen Mensch und Tierschutzhund ließen sich vermeiden, wenn alle Orgas ehrlich wären.

 

Hier am Strand habe ich jetzt einen Mann wieder getroffen, den ich vor einem Jahr kennelernte. Er hat eine Hündin aus Rumänien, die absoluter Angsthund war. Er nahm einen solchen Hund auf, weil er einem Hund ein schönes Leben schenken wollte, der vorher nur Mist erlebte. Mit diesem Ausmaß an Angst/ Panik hatte er aber nicht gerechnet. Nun hatte die Hündin Glück, denn sie kam zu einem Menschen, der sich auf sie einstellte und unglaublich viel Geduld bewies. Heute, ein Jahr später, läuft die Hündin ohne Leine mit ihm spazieren. Hat sie vor etwas Angst (keine Panik mehr), kommt sie direkt zu ihm, statt wegzulaufen. Es ist ein tolles Team geworden.

Aber nicht jeder Hundehalter beweist so eine Geduld und wie oft (erst gestern wieder) kommen hier Hundehalter ins Forum und beschweren sich schon fast, dass ihr Auslandshund gar nicht so funktioniert, wie sie sich das wünschen. Vielleicht kämen die Beschwerden dieser Hundehalter auch mit einem Welpen aus der Zucht. Vielleicht aber auch nicht. 

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Zitat

Wer was von anderen Menschen will, kommt mit freundlicher Beharrlichkeit allemal entschieden weiter als mit trotzigem Aufstampfen. Letzteres kann nur schädlich sein für ein eigentlich nobles Anliegen!

 

Ich befürchte, dass der Artikel von vielen Lesern falsch verstanden wurde. 

Rückert merkt an, dass Rassehundekäufer sich abgeschreckt fühlen von militant auftretenden (Online) Hunderettern und deshalb nichts spenden.

Dem liegt die These zu Grunde, dass Rassehundekäufer sonst mehr Engagement für den Tierschutz übrig hätten, wenn sie sich in Mitten der Tierschützer wohler fühlen würden und sich nicht schämen müssten, dass sie sich einen Hund gekauft haben.

 

Ich freue mich über jeden, der sich im Tierschutz stark macht, für welches Tier auch immer und in welcher Form auch immer.

 

Ich kann mich aber trotzdem nicht davon frei machen es sehr wunderlich zu finden, dass die hiesige Tierheimleiterin sich einen Mops vom Züchter kauft und es auf einer Tierschutzpreisverleihung Tiere zu essen gibt. Das schrei ich nicht ungeniert in die Welt hinaus, aber eine Meinung habe ich dazu dennoch. 

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vor 13 Stunden schrieb Renegade:

Bei meiner Suche zu Beiträgen in der Wurmbekämpfungs und Vorbeugungspraxis bin ich bei TA Rückert auf diesen Artikel gestossen.

Der ließ gleich die Glöckchen bei mir klingeln, denn kaum als ich mich hier mit Rassehündin vorgestellt hatte, bekam ich einiges um die Ohren...

 

 

Lest ihn euch mal durch, vlt. mag ja jemand seine Meinung dazu schreiben.

http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=20529

 

 

Hat das dein Engagement für den Tierschutz geschmälert? Oder dich gar ganz davon abgehalten?

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ich versuche nun ja aus meiner Not heraus eine vernünftige  Vermittlung meines Rassehundes ( gezüchtet in Deutschland) zu bewerkstelligen.

So musste ich feststellen, dass inzwischen von 100% Vermittlungsangeboten  ungefähr 90%Hunde aus dem Auslandstierschutz zur Vermittlung stehen und knapp 10% aus privater Hand (noch nicht mal immer welche in Deutschland gezüchtet).

Das Netzt ist förmlich überflutet von Vermittlungssuche für Hunde, die noch im Ausland sitzten.

Hunde retten ist absolut In, sie müssen aber aus dem Ausland sein!

 

So 9:1 stehen also meine Chance, meinen Hund vernünftig zu vermitteln.

Nun kann ich aber nicht dienen mit traurigen Bildern von traurigem , vernachlässigtem Hund hinter Gittern.

Nicht falsch verstehen, ich habe an meiner anderen Leine eine absolut liebe, super Hündin aus Griechenland.(Mix!😁)

 

Aber kippt das Verhältnis der Vermittlungen nicht langsam hier bei uns um??

Wobei ich leider auch ein Vertreter der Zuchteinschränkung bin, solange sooo viele Hunde, egal ob Rasse oder nicht, in Not geraten.

(und gefühlte tausende Welpen  darunter):redface

 

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sibylle49
vor einer Stunde schrieb KleinEmma:

Er hat eine Hündin aus Rumänien, die absoluter Angsthund war. Er nahm einen solchen Hund auf, weil er einem Hund ein schönes Leben schenken wollte, der vorher nur Mist erlebte.

 

Meine Frage: Weshalb nimmt er keinen Hund aus Spanien und unterstützt Tierheime in Rumänien? Weshalb müssen Hunde kreuz und quer durch Europa transportiert werden? Es gibt in Albufeira ein gutes Tierheim, von deutschen und englischen Residenten aufgebaut und geführt, die behalten bzw. vermitteln die Hunde u.a. an Residenten, die in Portugal leben. Gut für den Hund, gut für den Menschen.

 

https://albufeiradogs.jimdo.com/

https://vasipa.de/gutes-tun/gutes-tun-im-urlaub-tiny-shelter-albufeira/

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KleinEmma
vor 4 Minuten schrieb sibylle49:

 

Meine Frage: Weshalb nimmt er keinen Hund aus Spanien und unterstützt Tierheime in Rumänien? Weshalb müssen Hunde kreuz und quer durch Europa transportiert werden? Es gibt in Albufeira ein gutes Tierheim, von deutschen und englischen Residenten aufgebaut und geführt, die behalten bzw. vermitteln die Hunde u.a. an Residenten, die in Portugal leben. Gut für den Hund, gut für den Menschen.

 

https://albufeiradogs.jimdo.com/

https://vasipa.de/gutes-tun/gutes-tun-im-urlaub-tiny-shelter-albufeira/

 

Er lebt in Deutschland, nicht in Spanien. 

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vor 20 Minuten schrieb agatha:

Hunde retten ist absolut In, sie müssen aber aus dem Ausland sein!

  

So 9:1 stehen also meine Chance, meinen Hund vernünftig zu vermitteln.

 

Das musst du nicht den Auslandshunden in die Schuhe schieben. Schäferhunde sind nun mal nicht jedermanns Sache und erst recht nicht, wenn sie erwachsen und nicht ganz einfach sind. Hingegen werden andere Rassehunde "in Not" in Windeseile vermittelt, wie man an beschlagnahmten Vermehrerhunden (Welpen) oder irgendwelchen Labbis, Boxern und Berner Sennenhunden sieht. 

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vor 6 Minuten schrieb Estray:

Das musst du nicht den Auslandshunden in die Schuhe schieben. 

 

Man kann es aber den Auslandshunden in die Schuhe schieben. ;)

Mal ganz realistisch betrachtet sind Auslandshunde mittlerweile ein Riesengeschäft. Sicher wird da der eine oder andere Hund von seriösen Vereinen vermittelt, ich möchte aber gar nicht wissen, wie viele extra dafür produzierte (nicht mal gezüchtete, sondern vermehrte) Hunde übers Internet vermittelt werden, wo es nur ums Geld geht. 

Also, Hunde kreuz und quer durch Europa karren kann da tatsächlich nicht die Lösung sein. Stattdessen kann man doch Vereine/Tierheime vor Ort finanziell unterstützen, dreht auch den unseriösen "Tierschützern" ein wenig den Geldhahn zu.

Darum geht's in dem Artikel aber auch gar nicht, sondern um nach außen getragene moralische Überlegenheit der guten Hunderetter, die den bösen Rassehundhaltern potentiell die Lust nehmen, den Tierschutz an sich zu unterstützen.

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