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Positive Verstärkung, was ist das eigentlich?


neongolden

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neongolden

Mich interessiert, was jeder so unter positiver Verstärkung versteht.

Es wird ja oft behauptet "bei meinem Hund kommt man damit nicht weit", "das funktioniert nicht bei allen Hunden", "der Hund hört ja dann nur wegen Leckerli" und vor allem, dass bei Hunden, die aggressives Verhalten zeigen, mit positiver Verstärkung nichts mehr erreicht werden kann.

 

Außerdem fänd ich es noch super spannend zu wissen, welche speziellen Erfahrungen ihr mit positiver Verstärkung gemacht habt und macht.

 

Und, warum ihr sie für euch und eure/n Hund/e eventuell ablehnt.

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Ich bin zur positiven Verstärkung gekommen - auch durch dieses Forum hier, weil mir hier Alternativen aufgezeigt wurden zu meinem Verhalten bei der ersten Hündin - weil ich plötzlich Hunde hatte, die mich erschreckten durch ihre Reaktion auf das, was ich tat.

 

Die erste Hündin Effie war ein Hund, der austeilte und einstecken konnte. Ein heftiges Nein, ein Schupser, ich hatte nie den Eindruck, dass ich was falsch machte. Sie ließ sich manche Dinge verbieten, andere aber auch nicht, wenn sie es nicht einsah oder es sich nicht lohnte.

Positiv verstärkt habe ich sehr selten. Ich habe zwar auch gelobt, aber wenig. Eher klar und deutlich verboten.

 

Dann kam Phoebe.

Ein nur angedeutet hartes Wort - der Hund tat, als ob ich ihn killen wollte. Schmiss sich auf die Erde, beschwichtigte, kroch.

Zurück blieb ich, völlig verunsichert, was ich denn nun Schlimmes getan hatte, beendet was immer ich vorhatte und sie hüpfte fröhlich von dannen.

Schauspielerei? War ich wirklich so brutal - mit Worten wohlgemerkt - wie das Miniwesen mir klarmachen wollte?

Also kamen Leckerlies ins Spiel, ich änderte meinen Tonfall.

 

Dann kam Kissy.

Die durfte man gar nicht heftig anreden. Die beschwichtigte zwar nicht, war aber offensichtlich aufs äußerste iriitiert. Ein Hund, der immer alles richtig machen will, macht mal was nicht richtig und versteht die Welt nicht mehr.

Also wieder die Strategie geändert, nur positiv bestärkend vorgegangen und gelernt, ein Alternativverhalten anzubieten. Denn sonst blieb der Hund ratlos und verunsichert zurück. Das konnte man ihr überdeutlich ansehen.

 

Dann kam Carlos.

Der Dackel in ihm sagt ihm, dass man grundsätzlich etwas nicht tun muss, wenn es einem nicht gefällt. Überhaupt nicht.

Da kommt man nur mit Bestechung weiter.

Bei ihm kann man sehr viel positiv verstärken, will er nicht, geht er einfach. Und kommt auch nicht so schnell wieder.

Er lässt sich dann auch mit Leckerlies nicht überreden.

 

 

Also - drei Hunde, wo ich mit "fester Hand" und "ich bin der Rudelführer" gar nichts ausrichte. Die funktionieren dann gar nicht. Im Gegenteil.

Bei allen dreien habe ich ziemlich am Vertrauen gearbeitet. Und positiv verstärkt. Erzogen habe ich sie sehr wenig. Alle drei sind problemlos, an der Hysterie Phoebes arbeiten wir. Immer noch. Ihre Fähigkeiten zur Manipulation besitze ich nicht.

 

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KleinEmma
vor 57 Minuten schrieb neongolden:

Außerdem fänd ich es noch super spannend zu wissen, welche speziellen Erfahrungen ihr mit positiver Verstärkung gemacht habt und macht.

 

Und, warum ihr sie für euch und eure/n Hund/e eventuell ablehnt.

 

Vorab: Was verstehe ich unter positiver Verstärkung? Für mich bedeutet es, den Hund zu motivieren, etwas zu tun - oder zu meistern. Ich möchte, dass meine Hunde fröhliche Wesen sind, Spaß am Leben haben und möglichst viel Freiraum genießen können. Das Ziel habe ich bisher immer erreicht.

 

Ich lehne das somit überhaupt nicht ab, behaupte aber, dass es in manchen Situationen oder bei manchen Lernfeldern je nach Hund schwierig ist.

 

Eben im anderen Thread wurde das Wackelbrett erwähnt, im Zusammenhang mit Baumann. Ja, die Hunde wirkten auch auf mich nicht happy und froh, dass sie etwas gemeistert hätten. 

Mir fielen dabei zwei Situationen ein, die beide ein paar Jahre zurückliegen.

 

In der einen Situation waren wir mit dem Wohnmobil unterwegs in Frankreich und besuchten dort eine Frau, die auch hier mal Userin war. Sie lud uns ein, zu ihr abends ins Haus zu kommen. Sie hatte damals drei Hunde.

Emma kam natürlich mit, denn wir wollten sie nicht alleine im Wohnmobil lassen, zumindest nicht über eine längere Zeit.

Aber: Emma ging bis dahin sehr sehr ungerne in fremde Wohnungen oder Häuser. Sie stockte, wollte nicht weitergehen. In solchen Momenten hilft kein Überreden, kein Motivieren. Bei Emma nicht. 

Also nahm ich sie hoch und trug sie ins Haus. Dort waren die drei Hunde, die sie am Nachmittag schon kennenlernte, aber Emma war im Alter von 1,5 Jahren noch eher schüchtern.

Dann konnte sie in Ruhe das Treiben beobachten, während sie bei mir saß. Und auf einmal war das Eis gebrochen und sie fand das alles super klasse. Die drei Hunde waren dabei gute Helfer, obwohl sie nichts machten - aber eben weil sie nichts machten und sie in Ruhe ließen, konnte Emma sich einleben.

Von dem Tag an muss ich an offen stehenden Häusern aufpassen, dass sie nicht rein läuft und sich vergnügt umschaut.

D.h., an diesem Abend habe ich sie sozusagen ins kalte Wasser geworfen, besser gesagt getragen.

 

Bei der zweiten Situation waren wir in Deutschland und besuchten meine Tochter. Sie wohnte damals im ersten Stock. Die Treppe dahin war außen am Haus und es war eine Metalltreppe mit Gitterstufen. Emmas Alptraum. Wieder: Stehen bleiben, keinen Schritt weiter gehen wollen. 

Da sie sich in meinen Armen immer sicher fühlt, habe ich sie auch in der Situation hochgetragen. Und später wieder runtergetragen. 

Am nächsten Morgen ging ich mit ihr zur Treppe und schaute, was sie macht. Und siehe da: Sie ging alleine hoch. Zwar noch eng neben mir und langsam, aber sie wollte alleine hochgehen und später auch wieder runter.

Im Laufe der Tage wurde sie stetig selbstsicher und nachher ging sie im schnellen Tempo die Treppe rauf oder runter. 

 

In beiden Situationen habe ich sie nicht trainiert, bzw. sie langsam ans Haus oder die Treppe gewöhnt. Trotzdem hat es bei ihr gut funktioniert.

 

Würde ich nun mit George vor der Treppe stehen und er möchte nicht hochgehen, könnte ich ihn nicht tragen. Wäre dies dieselbe Situation von damals, hätte er oder ich ein Problem, denn diese Zeit galt meiner Tochter, nicht dem Hund. Ich würde somit die Zeit nicht fürs Hundetraining investieren, sondern: Der Hund müsste sich in kurzer Zeit motivieren lassen oder müsste im Wohnmobil bleiben. 

 

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gebemeinensenfdazu

Erwünschtes Verhalten belohnen - erhöht die Wahrscheinlichkeit , dass diese Handlungen wieder gezeigt werden.

Funktioniert bei jedem Hund , belohnungs- und reizölagebedingt zuverlässig. Je nach grosser  Ablenkung und Selbstbelohnung aber zeitverzögert oder sogar gar nicht, was mit negativer  Strafe - die ich auch nutze-jedoch auch nicht anders ist- und mit positiver Strafe und negativer Verst. auch nicht - es sei denn er hat soche Angst vor Sanktionen, dass er an nichts mehr Anderes denken kann, was ich für krankhaft halte.

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KleinEmma

Puh, watn Satz :D 

 

Ich nehme nun einfach mal den Tutnix, weil den jeder kennt und jeder weiß, was damit gemeint ist. Damit der Tutnix nicht losstürmt, um Hunde und/oder Menschen zu nerven, macht ihr was? 

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HansMueller

Ich finde witzig, dass sie selbst von jenen, die sie verteufeln, unbewusst genutzt wird. Ein besonders witziges Beispiel ist da Baumann, der sie einfach anders benennt, wenn er sie selbst nutzt und richtig benennt, wenn er sie verteufelt.

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KleinEmma
vor 3 Minuten schrieb HansMueller:

Ich finde witzig, dass sie selbst von jenen, die sie verteufeln, unbewusst genutzt wird. Ein besonders witziges Beispiel ist da Baumann, der sie einfach anders benennt, wenn er sie selbst nutzt und richtig benennt, wenn er sie verteufelt.

 

Wie gehst du mit einem Tutnix vor?

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KleinEmma
vor 8 Minuten schrieb Estray:

Monatelang Schleppleine vermutlich und dann üben, üben, üben. 

 

Denke ich auch. Was mir dann durch den Kopf geht ist: Für den Hund ist das ja nicht positiv. Der wird das ziemlich blöd finden, monatelang an der Schleppleine zu hängen. Wir Menschen können uns das aber schön reden.

 

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