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"Denkst du denn" ... und noch einige Geschichten zum Lesen und Nachdenken ;)


Fiona01

Empfohlene Beiträge

Hallo ihr Lieben,

es gibt so viele Menschen, die kranke Hunde bei sich haben und diese begleiten.

Ich könnte jetzt einige Beispiele nennen, aber eine Person, die ich hier schon so lange kenne, liegt mir besonders am Herzen: Andrea! :kuss:

Für dich, aber auch die vielen Anderen, denen es ähnlich ergeht, diese kleine Geschichte von mir.

Es ist ein Märchen, vielleicht gefällt es ja.

Engelssplitter

Es war eine dieser lauen Sommernächte im August, die wir Menschen so lieben. Klar und deutlich sah man die Sterne am Himmel. Man meinte nur die Hände ausstrecken zu müssen, um einen von diesen wundervollen Lichtelementen berühren zu können und besonderes faszinierend war es, Sternschnuppen zu beobachten.

In manchen Nächten sah man nur wenige dieser winzigen Splitter von einem Stern abbrechen und sich auf die Reise begeben, aber gerade im August waren es viele.

Es war wie bei einer Geburt, mal gab es viele Babys und mal wenige.

Das machte Sinne, denn es würden in der Zeit der Geburt auch einige wenige Wesen zurückgeschickt werden zu den Sternen. Aber auch umgekehrt, schickten uns die Sterne einige besondere Wesen, oder?

Lange Zeit hatte der Engel Ausschau gehalten. Er wusste, er musste viele Menschen finden, denn der August stand bevor, die Zeit der starken Geburten.

Er musste Menschen finden, die Kraft hatten, die Liebe geben konnten, die uneigennützig waren und verzichten konnten.

Das und in dieser Zeit wurde immer schwieriger.

Schon vor einiger Zeit hatte er Boten losgeschickt, die beobachteten, wie die Menschen zueinander waren.

Hatten sie ein offenes Ohr für andere und waren hilfsbereit?

Er suchte die sensiblen, die sich nicht versteckten, wenn sie weinen mussten und diejenigen, die mitfühlten, wenn andere Leid hatten.

In dieser Nacht, der Nacht der Geburt, würde viele Sternen-Splitter auf die Reise geschickt werden. Manche Splitter würden ihren Weg ins Nirgendwo finden, aber einige von ihnen würden ein Tier begleiten vom ersten Atemzug an,

Doch das würde nur der Engel wissen, dass diese Tiere etwas Besonderes waren.

So traf in einer lauen Sommernacht im August ein winzig kleiner Sternensplitter bei der Geburt auf einen gerade geborenen Welpen. Er war der letzte, der geboren war und er war krank; eigentlich.

Einen winzigen, kaum zu messenden Zeitraum erreichte ihn eine Energie, die ihn leben ließ.

Er durfte leben, dafür hatte der Engel gesorgt.

Er konnte ihn zwar nicht gesund in die Welt schicken, dazu reichte seine Macht nicht aus, aber er würde dafür sorgen, dass dieses kleine Wesen einen Menschen finden würde, der ihn so annahm, wie er war.

Gerade in diesem Moment kehrte einer seiner Boten zurück und am Lächeln im Gesicht konnte der Engel erkennen, dass er den passenden Menschen gefunden hatte. Nicht immer klappte das timing so gut wie heute. Manchmal mussten die Boten wieder und wieder auf die Reise gehen, bis der passende Mensch mit so viel Kraft gefunden wurde, diese kleinen Wesen zu beschützen und ihm beizustehen.

Das war eine Aufgabe, der nur besondere Menschen gewachsen waren.

Nun war er gefunden, der Mensch. Wie die Zukunft der Beiden aussehen würde, wieviel Zeit sie füreinander hatten, das konnte der Engel nicht sagen, aber wusste, dass sie füreinander da sein würden.

Und noch ein letztes Mal streckte der Engel seine Flügel aus und sanft legte sich eine kleine Feder auf die Pfote des Welpen.

Der Engel wusste, manche Hunde kommen von den Sternen.

Geschickt, um etwas Besonderes für jemanden Besonderen zu sein.

Wenn du ganz genau hin hörst, hörst du, wie in einer lauen Sommernacht im August noch das Schlagen kleiner Flügel, die mit einer Sternschnuppe zu Boden gegangen sind, dich in deinen Schlaf begleiten.

A. Schmiemann

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Liebe Astrid,

ich danke dir für diese so wunderbare Geschichte. :kuss:

Es passiert nicht oft, das ich Tränen in den Augen habe.

Aber du hast es geschafft, diese Geschichte, trifft mitten in mein Herz. :knuddel :knuddel

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Das hast Du wieder einmal ganz toll geschrieben und besonders schön finde ich,

daß Du die Geschichte Andrea gewidmet hast. :)

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  • 4 Wochen später...

Diese Geschichte ist uns letzten Winter passiert. Auch das kann passieren, wenn man Hundebesitzer ist:

Spuren im Schnee

Wie jeden Morgen stand ich zeitig auf und machte mich fertig, um mit den Hunden loszugehen.

Obwohl ich schon viele Jahre Hunde hatte, waren diese Morgende immer noch etwas Besonderes für mich. Die Luft am Morgen war klar und unverbraucht und ich konnte meinen Gedanken nachgehen, bevor der Tag mich mit seinen Verpflichtungen in Anspruch nahm.

Unter der Woche war ich meistens alleine mit den Hunden unterwegs, aber heute war Sonntag und

mein Mann begleitete mich auf der morgendlichen Runde. Viel zu selten kamen wir dazu, zusammen zu laufen. Er war unter der Woche durch seine Arbeit so eingespannt, dass er nicht die Zeit fand, sich mit den Hunden und mir eine Auszeit zu nehmen. Heute, am Sonntag, konnte er diesen Luxus aber auch endlich mal wieder genießen.

Nicht nur ich freute mich darüber, dass mein Mann uns begleitete, auch die Hunde alberten herum, als Herrchen die Leinen von der Garderobe nahm. Kurz ermahnte ich sie, was aber nur halbherzig gemeint war. Mit ihren Albernheiten und ihrer Ausgelassenheit zeigten sie uns, dass sie verstanden hatten, dass wir heute komplett waren.

Schnell steckte ich noch einen Beutel ein, denn wir wollten auf dem Rückweg noch beim Bäcker vorbeischauen, um Brötchen zu holen.

Mein Mann nahm unsere Hündin Fly und ich unseren Rüden Minos. Beide Hunde waren über den Tierschutz zu uns gekommen. Fly, eine kleine Wuschelhündin, kam aus Rumänien und war schon länger bei uns. Sie war ein sehr ausgeglicher und ruhiger Hund.

Minos, unser Rüde und ein Bracke-Mix, war im Alter von 5 Monaten aus Griechenland zu uns gekommen. Jetzt war er schon ein Jahr bei uns und zeigte sich sehr temperamentvoll und hatte junghundtypisch noch oft Flausen im Kopf. Mein Mann und ich lachten gerne über die Beiden, denn irgendwie spiegelten sie unsere Charaktere wieder.

Nachdem wir die Hunde sortiert hatten, traten wir vors Haus und, was schon Seltenheitswert bei uns im Flachland hat, es hatte in der Nacht ganz leicht geschneit. Es war dieser feine Puderschnee, der sich wie Staub auf Wege und Häuser legt und beim leisesten Windhauch gleich wieder durcheinander wirbelt.

"Wenigstens was", sagte ich zu meinem Mann. Er kannte mich und meine Vorliebe für Schnee und lächelte.

"Weißt du noch vor ein paar Jahren, als es in der Nacht richtig viel geschneit hat?"

Weil ich mich so über den unerwarteten Schnee gefreut hatte hatte ich es nicht lassen können und meinen Mann dazu animiert, mit den Hunden und mir zu einem nahe gelegenen Rodelberg zu fahren, soweit man bei einer Anhöhe, die mehr einem Hügelchen gleicht, von Berg reden konnte. Mit meinem alten Kinderschlitten war ich dann gerodelt; wie gut, dass man als Frühaufsteher und erwachsene Frau um die Uhrzeit nicht gesehen wird.

Lachend liefen wir weiter, erzählten uns noch einige Anekdoten und nach ungefähr 10 Minuten Wegmarsch ließen wir das Dorf hinter uns, um in einen Wald einzubiegen. Es war nur ein kleiner Wald, aber hier konnten wir Fly und Minos ableinen und auch sie ihre Freiheit genießen lassen.

Uns gegenüber lag ein größeres Waldgebiet, was aber als Naturschutzgebiet ausgewiesen war. Dort herrschte Leinenpflicht.

Tja die Leinenpflicht. Ob sie immer Sinn macht, liegt im Auge des Betrachters. Natürlich hatte ich schon mal Kaninchen und auch Rehe im Wald gesehen, gerade mein Jagdhundmix Minos zeigte sie mir auch an. Er wurde dann ganz starr, blieb ohne Regung stehen und fixierte die Richtung, in der er etwas gesehen hatte, aber ich konnte ihn abrufen und so nahm ich mir auch hier das Recht heraus, meine Hunde mal abzuleinen.

Was mir aber nicht bewusst war und ich erst später irgendwann einmal erfuhr, es streunten auch Wildschweine auf der Suche nach Nahrung durch diesen Wald und die konnten verdammt gefährlich werden. Ein Förster, dem ich unterwegs begegnet war, hatte mir davon erzählt.

Wir gingen also weiter durch den kleineren Wald und es dauerte nicht lange, bis uns ein Hundebesitzer mit seinem angeleinten Fox Terrier entgegen kam.

Normalerweise, das wusste ich, weil ich den Hund kannte, lief auch hier die Frau die Morgenrunde. Heute durfte sie scheinbar wohl ausschlafen und ihr Mann hatte die Gassirunde übernommen. Wir grüßten uns, gingen aber weiter, denn dieser Terrier war nicht unbedingt das was man verträglich nennt. So hielt ich unsere Hunde auf Abstand, denn ich wollte mir den schönen Morgen nicht durch eine Beißerei verderben lassen.

Doch dann bemerkte ich eine Spur im Schnee.

Spuren gab es hier genug im Wald, aber diese Spur war rot, blutrot, Blut?

Wäre der Schnee nicht gewesen, wäre sie mir gar nicht aufgefallen, aber bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass es wirklich Blut war. Kleine Tropfen, die Punkt für Punkt jetzt ganz deutlich im Schnee zu erkennen waren.

Mein Mann hatte die Spur gar nicht bemerkt. Er hatte nur auf die Hunde geachtet und so zeigte ich wortlos mit dem Finger auf meinen Fund.

Wir blieben stehen, unsicher, was wir nun machen sollten und schauten uns gegenseitig fragend an.

Mein erster Gedanke war, unsere Hunde ranzurufen, denn wenn irgendwo im Unterholz etwas liegen sollte, würde es Minos finden und das sollte er nicht.

Ich blickte noch einmal zurück, denn auf einmal kam mir der Gedanke, dass sich der Fox-Terrier verletzt haben könnte und der Besitzer hatte es nicht bemerkt?

Nachfragen konnte ich nicht mehr, denn das Paar war schon außer Sichtweite.

Mein Mann und ich einigten uns darauf, weiterzulaufen und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, taten wir das auch.

Die Gedanken kreisten jetzt nur noch um die Blutsspur. Ich mochte mir nicht weiter ausmalen, wer sie verloren hatte und warum, denn es könnte alles und jeder sein.

So gingen wir schweigend weiter.

Auf einmal machte die Spur einen Richtungswechsel in das Unterholz des Waldes und Minos, der mir ja immer alles anzeigte, wurde starr.

Was hatte er entdeckt?

Sofort, meine Nerven waren angespannt, kam mir die Geschichte mit den Wildschweinen wieder in den Kopf. Hatte sich ein Wildschwein verletzt und hier in den kleinen Wald geflüchtet? Ich griff nach der Hand meines Mannes, hielt ihn fest und nur langsam gingen wir weiter.

Wir waren nur noch wenige Meter vom Unterholz entfernt, gingen näher und näher und womit wir nun gar nicht gerechnet hatten, fanden ein Reh.

Es hatte sich in das Unterholz geflüchtet und ganz klein zusammengerollt. Ganz leicht spielten die Ohren, aber es schien keine Angst vor uns zu haben.

Rehe hatte ich schon öfters in der Ferne gesehen, aber so nah war ich so einem Wildtier auch noch nicht gekommen. Es war viel kleiner, als ich vermutetet hatte, nur ein ganz klein wenig größer als mein Rüde mit seinen 66 cm Stockmaß. Es musste eine Rieke sein. Das Fell hatte einen seidigen braunen Glanz und ganz schwach konnte man noch die Punkte des Rehkälbchens erkennen, dass sie einmal gewesen war. Sie lag ganz still da und schaute mich mit ihren großen schwarzen Augen an. Auch die Nähe unserer Hunde machten ihr keine Angst. Unsere Hunde verhielten sich auch völlig still. Auch sie schienen die besondere Situation zu erfassen.

Am liebsten hätte ich dieses wunderschöne Tier in eine Decke gewickelt und mitgenommen, aber das ging natürlich nicht, doch irgendwie mussten wir ihm helfen.

Ich bemerkte noch mehr Blut an der Stelle, wo das Reh lag. Es schien doch schwerer verletzt zu sein, als die winzige Blutsspur vorher es erahnen lassen hatte.

Mein Mann, in außergewöhnlichen Situationen immer der Bedachtere von uns Beiden, schlug vor, die Polizei anzurufen. Gott sei Dank hatte ich für Notfälle immer mein Handy dabei.

Im ersten Moment verstand ich aber gar nicht, was er damit bezwecken wollte, denn was hatte jetzt wieder die Polizei mit unserem Reh zutun?

Ich brauchte einen Augenblick, um mich zu sammeln, zu sortieren und die Anspannung der letzten Minuten abzuschalten, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen.

"Über die Notruf-Nummer der Polizei erreichen wir den Förster, der für dieses Gebiet zuständig ist".

Jetzt war ich wieder da und konnte meinem Mann folgen.

Ich rief bei der Polizei an, ließ mich mit dem Förster verbinden, der versprach, so schnell wie möglich zu uns zu kommen.

Mein Mann sollte die Hunde nehmen und ich den Förster abpassen.

Ich wusste, er konnte dieses verletzte Reh nicht sehen, war er doch viel zu weich und konnte so schon kein Blut sehen, geschweige denn ein verletztes Tier. Hier war ich die Gefasstere von uns Beiden, wenn auch nur nach außen hin, das hatte ich immer vor ihm verborgen.

So stellte ich mich an die Straße, wartend, immer mit einem Auge zum Reh hin, was mich seinerseits beobachtete. Man glaubt gar nicht, wie schnell man eine Bindung zu einem Tier auffbauen kann, erst recht, wenn es verletzt und hilflos ist. Immer wieder schauten wir uns an. Ich wusste ja schon, dass Hilfe kam, aber dieses Reh lag da und schaute mich an. Normalerweise und wenn es gekonnt hätte, wäre es längst geflüchtet, aber das konnte es ja nun nicht. So ergab es sich der Situation und betrachtete mich.

Was es wohl dabei dachte?

Von meiner Position aus sah ich dann, dass sich uns ein weiterer Hundebesitzer näherte. Ich rief ihm zu, dass er bitte umdrehen möchte, weil hier ein verletztes Reh lag.

Das Reh, durch mein Rufen erschrocken, schleppte sich einige Meter weiter um dann wieder zusammenzusacken.

Ich verkrampfte richtig, als ich sah, wie sich dieses schöne Tier quälte und es so leiden zu sehen tat mir schon selber fast körperlich weh. Ich stand doch hier, um es zu beschützen und es sollte nicht noch mehr Schmerzen haben. Was aber konnte ich anderes tun, als den herbeieilenden Hund fortzuschicken und wenigstens so noch für das Reh zu sorgen.

Wie lange ich an der Straße gestanden habe, weiß ich nicht mehr. Einerseits war ich so konzentriert darauf zu achten, dass niemand dem Reh zu nahe kommt, dass die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Andererseits wusste ich auch nicht, was nun passieren würde, wenn der Förster eintraf und diese Gedanken, was nun passieren würde, beschäftigten mich auch.

Ein Motorgeräusch ließ mich aus meinen Gedanken hochfahren. Es war Sonntag, in unserem Dorf um die Uhrzeit kaum befahrene Straßen und so musste das der Förster sein. Richtig genug kam ein Geländewagen immer näher auf mich zugefahren und mit einem Winken machte ich mich bemerkbar.

Ein Mann stieg aus und wir erkannten uns wieder. Es war der Förster, der mir seinerzeit von den Wildschweinen erzählt hatte.

Freundlich lächelte er mich an und frage auch sogleich auch nach meinen Hunden.

"Ich dachte, die Hunde wären dabei gewesen, als ihr das Reh gefunden habt?"

"Ja, das waren sie auch, aber ich habe meinen Mann und die Hunde weiter geschickt, damit das Reh nicht gestört wird".

"Das war übrigens gut, dass Sie mich angerufen haben. Wir haben in letzter Zeit öfters den Fall, dass Wild von herumstreunenden Hunden gehetzt wird und auch Fälle, wo Hunde regelrecht wildern. Vor kurzem habe ich noch eine Ricke gefunden, die gerissen worden ist."

"Wo liegt das verletzte Reh denn jetzt?"

Ich zeigte zu der Stelle rüber, wo das Reh lag, beschrieb, was ich gesehen hatte und erzählte auch von dem Blut und dass das Reh kaum noch laufen konnte.

"Es kann sein, dass es geflüchtet ist und beim Überqueren der Straße und dem Schnee gestürzt ist. Vermutlich hat es sich das Becken gebrochen hat". "Ich werde es erlösen müssen".

Das kam jetzt doch unerwartet für mich. Ich hatte die Hoffnung gehabt, dass das Reh, mein Reh, doch noch hätte gerettet werden können.

Nun war es mir anvertraut gewesen und doch ohne Chance, überleben zu können. Wozu war mein Schützen wollen dann gut gewesen?

Der Förster schien meine Gedanken zu erraten und schaute mich an: "Es ist gut, wenn es erlöst wird. So muss es sich nicht mehr quälen und eine andere Möglichkeit habe ich auch nicht. So verletzt würde es nie wieder in freier Wildbahn überleben können, selbst wenn es operiert werden würde. Es wäre hier draußen nicht mehr lebensfähig."

Ich nickte, zu mehr war ich jetzt nicht fähig, dankte ihm, dass er gekommen war und ging die Straße zurück in Richtung Dorf. Ich kämpfte noch mit mir, mich einmal umzudrehen, aber ich tat es nicht. Diese wunderschönen Augen des Rehs sollten nicht in meinen lesen können, wie ich es verraten hatte, denn so kam ich mir vor, wie eine Verräterin.

Mein Handy, mit dem Foto des Rehs, hielt ich fest in meiner Hand, als der Schuss fiel.

A. Schmiemann

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Und noch ein Wintermärchen, was ich schon einmal in einem anderen Thema eingestellt hatte. Das fehlte hier noch und passt nun auch wieder in die Jahreszeit. :)

Der kleine Schneeball

Der kleine Schneeball saß am Abhang des Berges und ihm wurde ganz schwindelig.

Da sollte er runter?

Nicht nur das der Abhang steil war, nein, es gab auch noch etliche Tannen, die aus der Erde ragten.

Oh Gott, dachte er, wenn ich jetzt nicht richtig lenke und dagegen krache, was geschieht dann mit mir?

Kleine Wasserperlen sammelten sich auf seiner Stirn, die sofort wieder zu Eis gefroren und wie kleine Diamanten auf seiner Stirn glänzten.

Mittlerweile war es voll geworden auf dem Berg. Die Schule war aus und alle Kinder des Dorfes hatten sich mit ihrem Schlitten auf den Weg zum Berg gemacht.

Der Schneeball kullerte etwas zur Seite und beobachtete, wie die Kinder den Berg heraufkamen.

Die etwas größeren Kinder, die schon letztes Jahr gerodelt waren, halfen den kleineren Kindern dabei, ihren Schlitten richtig auszurichten.

"Rechts, links, dann wieder scharf rechts", hörte er sie sagen und schon "Huihhhhhhh", ging die Fahrt los.

Der Schneeball kniff die Augen zu, oh Gott, wussten die Kinder denn gar nicht, wie gefährlich das war, doch dann hörte er sie lachen und jauchzen und ganz vorsichtig öffnete er seine Augen.

Die Kinder hatten Spaß, so viel Spaß dabei, den Berg herunter zu fahren, dass der kleine Schneeball sich schon fast schämte, dass er immer noch nicht losgekullert war.

Wenn er sich nicht immer solche Gedanken machen würde und so unbeschwert sein könnte, wie diese Kinder.

Auf einmal bekam er einen Schubs. Noch einen und noch einen.

Der Nordwind hatte ihn schon die ganze Zeit beobachtet.

Er kannte seine kleinen Schneebälle, die immer zögerten und zögerten und denen man manchmal etwas dabei helfen musste, ihre Angst zu überwinden.

Noch einen Schubs und "Huiiiihhhhhhhhhhhh" ... der Schneeball machte die Augen zu vor Schreck.

Was hatten die Kinder gesagt, rechts, links und dann wieder scharf rechts?

Er nahm all seinen Mut zusammen, konnte so gerade eben mit einer rasanten Rechtskurve der dicken Tanne ausweichen, die blitzschnell auf ihn zuzukommen schien und auf einmal musste er auch jauchzen und lachen, es war doch gar nicht so schlimm.

Er machte sich gaaanz groß, nein falsch, er wurde immer größer, weil er unterwegs immer mehr Schnee aufnahm und so rollte und rollte er, wurde immer dicker und dicker und plötzlich bleib er liegen.

Der Hang war zu Ende.

Schade dachte er, jetzt würde ich gerne noch einmal herunterkullern, warum hatte ich nur diese Angst?

Auf einmal kam ein kleiner Junge auf ihn zugestapft.

"Hast du schon mal so einen dicken und schönen Schneeball gesehen", fragte er seinen Freund?

Der kleine Schneeball schaute an sich runter und richtig, er war gar nicht mehr klein. Er war der größte und schönste Schneeball, der jetzt am Abhang zu finden war.

Er war stolz auf sich.

Mittlerweile war es spät geworden, am Berg und am Hang und die Kinder waren nach Hause gegangen.

Nur ein Schneeball, nein, eigentlich waren es jetzt drei, saßen noch am Berg.

Der unterste von ihnen war so groß und kräftig, dass die Kinder einen dreistöckigen, riesengroßen Schneemann gebaut hatten. Wunderschön war er und schon von weitem zu sehen.

Stolz war der Schneeball auf sich. Stolz, dass er den Hang heruntergekommen war und das fast ganz ohne Angst, stolz, dass er jetzt so groß und schön geworden war und die Kinder ihn nach unten gebaut hatten. Er durfte seine Kameraden tragen. Niemals hätte er das gedacht.

Ganz leise wehte noch einmal der Nordwind in seine Richtung und hüllte den Schneemann in eisige Kälte.

Die Kinder sollten ihn Morgen so wiederfinden und es wäre zu schade, wenn der Schneeball vor lauter Freude anfangen würde zu schmelzen.

Fünf kleine Wassertropfen, die zu kleinen Perlen gefroren und wie Knöpfe auf der Brust des Schneemannes schimmerten, die ließ der Nordwind sitzen.

A. Schmiemann

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:klatsch::klatsch::klatsch:

Du schreibst traumhaft!

Ich brauch jetzt erstmal nen heissen Tee, um meine Hände wieder aufzutauen. :D

Es war so real beim Durchlesen... :kuss:

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Das war mal wieder wunder schön.

Die Geschichte mit dem Reh hat mich unglaublich berührt und selbst die Geschichte mit dem Schneeball wirkt noch ganz schön nach, bei mir.

Liebe Astrid, vielen, vielen Dank, für all eine schönen Geschichten und Worte, das ist echt eine wunderbare Gabe, die du hast, halte sie bitte ganz doll in Ehren :kuss::kuss:

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oh Astrid, die Geschichten habe ich ja jetzt erst entdeckt!

sagtest Du nicht mal zu mir, Du wärst nicht so kreativ?????

Deine Texte sind soooo schön.....Danke fürs Teilen.

Hier werd ich sicher mal immer wieder lesen, wenn ich mich mal wieder einen kleinen

Lichtstrahl im Herzen brauche (und auch sonst).

:kuss:

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