Jagende Hunde - bin ich spießig?

[gast]

Bei Barney war mir mit Abholung aus dem Tierheim klar das er ein Jäger ist. Vom ersten Tag an haben wir dagegen trainiert.

Nun hat er einen sehr gemäßigten jagdtrieb. Er setzt nichtmal an, sondern schaut mich an Nach den Motto "ey schau mal, nen Hasi. Der hat ja große Ohren"... Das war es, zum Glück. Bestimmt habe ich mit der Zeit einige andere Reaktionen von ihm verdrängt, aber Barney läuft eigentlich IMMER ohne Leine.

Jody ist da schon um einiges reaktiver. Sie ging recht lange an der Leine weil ich sie nicht erreichen konnte. Wir haben viel trainiert, aber 100% abrufbar ist sie nicht. Sie läuft dennoch ohne Leine. Wir haben hier kaum Wild und in wildreichem Gebiet darf Sie nicht weiter als 5m weg. Habe da aber auch einen perfekten Assistenten. Barney zeigt mir Wild bevor Jody es mitbekommt und dann Leine ich sie an.

[wauwaufsam]

Meiner Meinung nach ist es nicht nur der "Hund muss abrufbar sein und soll nicht jagen"- Aspekt, sondern auch ein Ethischer.

Es gibt genug tote Tiere in den Supermärkten, da brauche ich nicht noch meinen Hund auf die Tierwelt los schicken.

Meine Schwester wohnt nun auch schon viele Jahre im Rheinland und ich habe öfter feststellen müssen, das die Leute dort etwas

anders ticken   Liegt wohl am vielen Regen?

[poldischatz]

Wir haben unseren Poldi bekommen, da war er ein Jahr alt. Er kommt aus Spanien und hatte Null Erziehung und so gut wie nichts an Umweltreizen kennengelernt.

 

Als Hundeanfänger machten wir (ich) den Fehler, in zu früh abzuleinen, da er sich stark an mir orintierte.

 

Bis zu dem einen Tag, als die Wildfährte einfach wichtiger war, als mich nicht zu verlieren. Dazu kam sicher auch der Umstand, dass er sich inzwischen in dem Gassigebiet gut auskannte und auch den Heimweg mühelos fand.

 

Ich hatte so eine Panik, da eben auch in der Nähe eine stark befahrene Bundesstraße liegt.

 

Ab dem Tag übten wir mit Schleppleine und den Rückruf.

 

Der Jagdtrieb ist bei ihm allerdings so stark, dass er bei uns im Wald angeleint bleibt, da wir hier im Forstenrieder Park wirklich sehr viel Wild haben.

Sogar ich rieche es, wenn die Rehböcke und die Füchse markiert haben. Da ist meiner auf 180 und seine Nase im Dauerschnüffelmodus.

 

Und nichts anderes interessiert ihn, keine Suchspiele, keine Futterspiele, nichts!

 

Es hat mehrere Jahre gedauert und viele Tränen bis ich mir eingestanden habe, dass ich meinen Hund nicht ableinen kann.

 

Sicher liegt es auch an mir, bei meinem Mann bleibt er da. Dafür gibt es auch eine Erklärung: In Poldi verankert ist eine tiefe Angst gegenüber Männern im allgemeinen. Mein Mann hat ihm noch nie etwas getan und trotzdem ist er bei ihm extrem unterwürfig und traut sich nichts!!!

 

Chef muss nur mal seine Stimmer erheben und Herr Hund klebt sofort an seinen Beinen - Hammer!

 

Das war für mich doppelter Frust.

 

Trotzdem käme es niemals in Frage, Poldi mit Starkzwang zu malträtieren wie es hier momentan bei mehreren Hunden angewendet wird.

[Glory]

Mich wundert es immer wieder, wie sich das gebietsspezifisch unterscheidet, Wenn ich meine Familie am Rhein besuche, bleibt mir manchmal der Mund offen stehen. In dem Dorf gibt es eine Kaninchenplage und jedes Jahr bricht eine neue Myxomatosewelle aus. D.h. wenn man dort spazieren geht, taumeln den Hunden die sterbenden Kaninchen quasi in's Maul. Die Wege sind schmal und mit Büschen gesäumt und auf jedem Spaziergang muss man aufpassen, dass man nicht über die Kaninchen fällt. Das ist der blanke Horror weil selbst eine kurze Leine kein wirklich wirksames Mittel mehr dagegen ist und man eigentlich nur mit Maulkorb laufen könnte.

 

Ich gehe deswegen dort mit meinen nicht mehr spazieren, sondern fahre mit dem Auto jedesmal woanders hin. Pointeruntypisch interessiert Bree das Ganze nicht die Bohne, sie dreht sich einfach genervt weg, wenn ihr ein Kaninchen vor die Füsse taumelt aber für klein Co ist diese Steilvorlage einfach noch ne Nummer zu groß. Die Anwohner stört das Ganze gar nicht, die finden das irgendwie total normal, dass ihre Hunde tote Kaninchen durch die Gegend schleppen. In Wuppertal wird man hingegen für so was zum Wesenstest vorgeladen.

   

[Kugeltroll]

Hmm... ein nicht ganz einfach Thema. Bzw. ich denke ich bin da etwas ziegespalten...
Also ganz grundsätzlich bin ich der Meinung, das ein Hund der sich nicht zurückrufen lässt an die Leine gehört - warum auch immer der Rückruf nicht klappt. Das Hunde auch nur Lebewesen sind und es immer auch mal passieren kann, dass der zuverlässigste Rückruf auch mal nicht klappt, ist schon klar - dann gibt´s aber eben wieder Leinenknast.
Ganz klar ist für mich, wenn ich mit meinem Hund im Wald bin, gibt´s kein jagen und kein unbeobachtetes im Wald verschwinden. Solange wir da gut zusammen funktionieren, dass der Hund in der Nähe bleibt bzw. ich die Kontrolle über seine Aktivitäten behalte, darf er frei laufen, wenn nicht muss er halt an die Leine.
Auf unserer Heim und Hof Strecke - riesen Gelände am Rheinufer, gibt es auch massenhaft Kaninchen und Mäuschen, natürlich geht er denen gerne nach und ich gestehe, dass ich ihn auch meistens lasse. Ich weiß dabei immer recht genau wo er gerade ist, er kann dabei weder sich selbst gefärden noch andere Leute nerven oder erschrecken. Er ist zwar oft auch weit von mir entfernt, was ich aber nicht schlimm finde - wir haben da so unsere Checkpoints an den kurz Kontakt aufgenommen wird und dann geht´s weiter. Wenn ich wollte bzw. ihn rufen würde bin ich mir 100%ig sicher das er kommen würde.
 

[Newi]

Mehr als "Du bist NICHT spießig" gibt es da eigentlich nicht zu sagen.

[gast]

Wäre Jacki eine Jagdsau, wäre sie an der Leine. Wir haben hier (Nähe Bonn)hohen Wildbesatz von allem...

[Nes777]

Bubi würde gerne fangen spielen, doch das darf ich nicht erlauben.

Der Belgische Schäfer meiner Kusine ging mindestens zweimal die Woche auf Egotour. Die Familie machte nichts dagegen, sondern nahm es einfach als gegeben an, daß ein Hund auch mal ein Reh erwischt. Tatsächlich kam er auch regelmäßig mit blutiger Schnauze heim...

Ich war dort Gast, und ein Teenager. Manchmal versuchte ich was zu sagen, wurrde aber nicht gehört. Jedenfalls schwor ich mir damals, daß mein eigener Hund sowas nie tun dürfte.

Also bleibt Bubi an der Schlepp / Flexi, und wird auch nie ein Antijagdtraining durchmachen.

[gast]

Meine beiden sind abrufbar ohne Leine wenn ich in einem Gebiet gehe, wo kein Wild daher kommt.

Im Wald und durch Felder, wo immer wieder Wild auftauchen könnte, sind sie an der Schleppleine oder an der Flexi.

Ich finde es unverantwortlich, wenn Hunde jagend durch die Gegend streifen.

Ich musste mir auch schon anhören, dass es nicht tierfreundlich ist, wenn ich meine Hunde nicht laufen lasse, so wie sie wollen. Sie erwischen ja eh kein Wild und das bisserl hetzen ist ja nicht schlimm . Aber welchen Streß es für  Wild bedeutet, das gehetzt wird, das bedenken diese Leute nicht. Die sind da auch resistent gegenüber, wenn man begründet, warum meine nicht laufen dürfen.

Was andere Leute über mich reden oder denken, ist mir wurscht. Ich habe die Verantwortung für meine Hunde.

[gast]

Eben vergessen: Die Polizei hat letztens einem HuHa die Hunde weggenommen, weil diese im Beisein von Kindern Kaninchen getötet haben. Der HuHa telefonierte fleissig und hat die Bitte ignoriert, die Hunde endlich mal anzuleinen. Geschehen wenige Kilometer von uns weg. Dem Typen droht nun eine saftige Anzeige.

 

Bei Jacki ist es so, dass die mal einen Spurt machen möchte, aber wenn ich zeitig reagiere, reicht ein NEIN! und gut ist. Sonst könnte die ja auch nicht am Pferd mitlaufen.